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Alfred-Schütte-Allee in PollNun soll eine Schranke die Auto-Poser in Köln aufhalten

Lesezeit 4 Minuten
Alfred-Schuette-Allee Ecke Muellergasse

Eine Schranke auf Höhe der Müllergasse soll die Poser-Szene auf der Alfred-Schütte-Allee ausbremsen.

Neue Drehschranken auf der Alfred-Schütte-Allee sollen Poser-Szene eindämmen. Unternehmer sind geteilter Meinung über die Maßnahmen.

Mehr Maßnahmen dürften kaum noch gehen: Die Alfred-Schütte-Allee am Rheinufer in Poll wurde zur Fahrradstraße gemacht, internierendes Parken eingerichtet und Betoninseln aufgeschüttet. Und nun der letzte Weisheit Schluss: Die Straße, an der sich die Alfred H. Schütte GmbH & Co. KG befindet, wird an ihrer südlichen Seite mit einer Schranke versehen. Am kommenden Montag werden zwei Drehschranken auf Höhe der Müllergasse installiert. Alles, um die sogenannte Poser-Szene in Schach zu halten.

Die Wurzel des Übels: Poll ist über die vergangenen Jahre beliebter Anfahrpunkt für junge Menschen geworden, die gerne mit aufgemotzten Autos protzen. Zwei „Fachbereiche“ der Szene treffen sich hier. Während die Siegburger Straße vor allem bei Rasern beliebt ist, wird die Alfred-Schütte-Allee eher von Posern aufgesucht. Posern geht es weniger ums schnelle Fahren, als darum, ihre Autos und sich selbst zur Schau zu stellen. Auch wenn sich diese beiden Szenebereiche nicht immer klar voneinander trennen lassen, was sie eint ist der Lärm, mit dem sie vor allem den Anwohnern am südlichen Ende der Alfred-Schütte-Allee das Leben schwer machen. Die bisher schlimmste Eskalationsstufe war im Jahr 2023 erreicht, als ein Fußgänger auf der Siegburger Straße von einem Raser erfasst wurde und verstarb.

Daraufhin wurde das Mobilitätsdezernat unter Dezernent Ascan Egerer tätig, gestützt durch Beschlüsse der Bezirksvertretung und des Verkehrsausschusses. Doch die ergriffenen Maßnahmen war nie unumstritten, vor allem weil an der Alfred-Schütte-Allee mit den Schütte-Werken seit 1910 ein Werkzeugmaschinenhersteller angesiedelt ist, der in Köln für hoch qualifizierte Arbeitsplätze sorgt. Produktionsteile für die Dreh- und Schleifmaschinen werden per Lkw angeliefert. Die produzierten Maschinen treten mit 40-Tonnern ihren Weg zum Kunden an. Gespanne, die sich nun an Verkehrsinseln und verschwenkt parkenden Autos vorbei schlängeln müssen.

Poser-Szene traf sich auch weiterhin

Geschäftsführer Martin Welker suchte den Kontakt zur Stadt, war zu Kompromissen bereit. Doch es half nichts. Bei Gesprächen mit Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker sei er zwar auf Verständnis gestoßen, Hilfe habe er aber nicht bekommen, berichtete der Unternehmer. Auch mehrere Gespräche mit dem Mobilitätsdezernenten änderten demnach nichts. Die Alfred-Schütte-Alle wurde beruhigt. Allein, das beunruhigte die Poser-Szene nicht im Geringsten. Wie auch die Polizei der Rundschau bestätigte, fanden die Treffen auf der Straße weiterhin statt. Weil Poser in der Regel nicht rasen, wurden sie von den Verkehrsberuhigungsmaßnahmen nicht abgeschreckt.

Nun also der nächste Schritt. Die beiden Drehschranken auf Höhe der Müllergasse sollen immer freitags ab 18 Uhr geschlossen und montags um 6 Uhr wieder geöffnet werden. Feiertags schließen sie von 0 bis 24 Uhr. Also genau zu den Zeiten, in denen am nördlichen Ende der Alfred-Schütte-Allee die Deutzer Drehbrücke zur Seite geschwenkt wird und somit auch dort keine Durchfahrt mehr möglich ist.

Welcker wurde von der Maßnahme unterrichtet: „Ich bekomme einen Schlüssel für die Schranke, damit ich sie öffnen kann, wenn wir am Wochenende eine Lieferung bekommen oder eine Bestellung rausgeht“, sagt er. Die Schranke lehnt der Unternehmer nicht ab: „Das ist die Maßnahme, die ich selbst schon vor zwei Jahren vorgeschlagen habe.“ Was ihn aber ratlos zurücklässt, sind die zahlreichen Zwischenritte, die aus seiner Sicht gar nicht notwendig gewesen wären, wäre die Schranke sofort installiert worden.

Das ist die Maßnahme, die ich selbst schon vor zwei Jahren vorgeschlagen habe.
Carl Martin Welcker Schütte-Werke

Vertrieben werden die Poser aber wohl auch mit der Schranke nicht. Sie können weiterhin über die Straße Am Schnellert auffahren. Die Schranke soll allein verhindern, dass sie nicht mehr in den südlichen Teil der Allee durchfahren, in dem die Wohnbebauung anfängt.

Noch ein Aspekt der Maßnahme: Welcker hatte einen Teil seines Werksgeländes kostenlos für Flüchtlingsunterkünfte zur Verfügung gestellt. Weil seine Mitarbeiter aber an der neuen Fahrradstraße nicht mehr genug Parkplätze finden, musste er das Angebot an die Stadt zurückziehen. Die Container kommen weg, damit an ihrer Stelle die Beschäftigten ihre Fahrzeuge abstellen können. Die Flüchtlinge sind schon ausgezogen.