Eine Reihe von Maßnahmen sollen sogenannte Poser davon abhalten, sich immer wieder auf der Alfred-Schütte-Allee zu treffen. Doch das scheint nicht zu funktionieren.
Poser in PollWarum die Raser-Szene in Köln sich nicht abschrecken lässt
Es dürfte ein schwacher Trost für Carl Martin Welcker sein, Recht behalten zu haben. Viel lieber hätte der Geschäftsführer der Alfred H. Schütte GmbH & Co. KG mit seiner Prognose daneben gelegen. Doch es ist so gekommen, wie er vorausgesagt hat: Die Alfred Schütte-Allee ist offensichtlich weiterhin ein beliebter Treffpunkt der sogenannten Raser- und Poserszene. Die vom Mobilitätsdezernat nach vielen Diskussionen und umfangreichen Schriftverkehr durchgesetzten Verkehrsberuhigungsmaßnahmen auf der Straße und vor dem Werkstor des Unternehmens scheinen keine Wirkung zu entfalten.
Was das Rasen verleiden soll
Seit dem 7. März sind die „Beruhigungsmaßnahmen“ vollständig umgesetzt: Nördlich der Südbrücke ist die Alfred-Schütte-Allee nun eine Fahrradstraße, gekennzeichnet mit großflächigen Piktogrammen und Sicherheitstrennstreifen zu den Pkw-Parkplätzen. Südlich der Südbrücke, im Bereich der Schütte Werke, wurden verschränkte Parkplatzflächen auf der Fahrbahn angebracht und Mittelinseln betoniert. Sie sollen das Rasen verleiden. Vorausgegangen waren den Maßnahmen verschiedene Anträge in der zuständigen Bezirksvertretung und schließlich ein Beschluss des Verkehrsausschusses. Bürgerorganisationen erhöhten den Druck, weil Anwohner unter den Auswüchsen der Szene-Treffen leiden. Was die Dringlichkeit zudem erhöhte: Ein tödlicher Raserunfall auf den benachbarten Siegburger Straße, der der Szene von der Alfred-Schütte-Allee zugeschrieben wird.
Alles Argumente, für die Carl Martin Welcker durchaus Verständnis aufbringt. Allein, an der Wirkung der Maßnahmen hatte er von Anfang an Zweifel. Immer wieder betonte er, dass sich vor seinem Werk weniger Raser als vielmehr Poser träfen. Letzteren gehe es vor allem darum, sich mit ihren teuren und aufpolierten Autos zu präsentieren. Es sei ein regelgerechter Hochzeitsmarkt, was sich da auf der Alfred-Schütte-Allee abspiele, sagt er der Rundschau. Doch diese Szene lasse sich durch Fahrbahnverschwenkungen und Mittelinseln nicht abhalten. Immer wieder hat er den Dialog mit dem Mobilitätsdezernat, mit dem Dezernenten Ascan Agerer und auch mit der Oberbürgermeisterin Henriette Reker gesucht. Vielmehr, als dass die Verschwenkungen etwas mehr aufgeweitet wurden, als ursprünglich vorgesehen, konnte er aber nicht erreichen.
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Kritik war nicht unbegründet
Dabei zeigt sich nun, die Kritik Welckers war nicht unbegründet. Auch an den Wochenenden nach dem 7. März habe sich die Szene immer wieder mal auf der Allee getroffen, berichtet der Geschäftsführer, der von seinem Büro praktisch einen Logenplatz hat. Die Treffen der Szene werden auch von der Polizei auf Nachfrage der Rundschau bestätigt. Am vergangenen Wochenende sei es „sehr voll“ vor Ort gewesen, sagt ein Polizeisprecher. Auch in den Wochenenden davor habe sich die Szene in der Alfred-Schütte-Allee getroffen. „Straßenrennen konnten wir dabei nicht feststellen“, so der Sprecher. Womit es für die Polizei auch keinen Anlass zum Eingreifen gab.
Die Poser stört es nicht
Mögen die ergriffenen Maßnahmen die Poser nicht stören, den Unternehmer Welcker stören sie sehr wohl. Seine Anlieferer müssen nun mit 40-Tonnern durch einen „Hindernisparcours“ fahren. Mehr noch: „Die Straße ist jetzt auch unfallträchtiger geworden“, behauptet der Geschäftsführer. Beim Ausfahren aus dem Werksgelände entstünden immer wieder Gefahrensituationen. Nun hat er die Bezirksbürgermeisterin Sabine Stiller angeschrieben und fragt nach, „wann die Politik unsere Verwaltung beauftragt, die offensichtlich wirkungslosen Verkehrsbehinderungen rückgängig zu machen“.
Stadt will „blitzen“
Doch Hoffnung auf einen Rückbau der Verkehrsberuhigungsmaßnahmen darf sich Welcker wohl vorerst nicht machen. Die Stadtverwaltung antwortet auf Nachfrage der Rundschau: „Die Verkehrsüberwachung des Ordnungsamtes der Stadt Köln wird die Situation auf der Alfred-Schütte-Allee gemeinsam mit der Polizei beobachten und bewerten. Zu diesem Zweck werden Radarmessungen durchgeführt.“