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Verkehrschaos am WochenendeWarum die Polizei in Deutz an nur einem Tag 900 Knöllchen verteilte

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Das kurdische Neujahrsfest auf der Deutzer Werft.

Das kurdische Neujahrsfest auf der Deutzer Werft.

Auf der Deutzer Werft feierten Kurden am Samstag ihr Neujahrsfest. Rundherum ging zwischenzeitlich gar nichts mehr.

Zugeparkte Grünflächen und Hauseingänge, überfüllte Straßen im Veedel und kaum ein Durchkommen selbst für Polizei und Feuerwehr: Die Auswirkungen des kurdischen Neujahrsfestes am Samstag auf der Deutzer Werft wirken auch am Dienstag noch nach. „Wir fordern einen besseren Schutz für die Anwohner in Deutz“, betont Eva Winkler (40). So könne es nicht weitergehen. Die Menschen in Deutz seien durch die zahlreichen Demonstrationen auf der Deutzer Werft stark belastet. Sie habe sich bereits an das Beschwerdemanagement der Stadt gewandt.

Stundenlang sei am Samstag in dem Viertel rund um die Deutzer Werft nichts mehr gegangen. „Auf der Benjaminstraße, Tempelstraße und der Hubertusstraße war beispielsweise für Rettungswagen kein Durchkommen mehr“. Auf dem Lidl-Parkplatz an der Siegburger Straße seien die Kunden nicht mehr drauf noch herunter vom Parkplatz gekommen. Die Bürger hätten sich an dem Tag in Deutz nur mühsam fortbewegen können. Zudem sei noch die Linie 7 getrennt worden.

Bis zu fünf Mal mehr Demonstranten als erwartet

Der Veranstalter hatte mit zehntausend Teilnehmer gerechnet, gekommen waren zwischen 40.000 und 50.000 Menschen, die sich auf den Weg nach Köln gemacht hatten. Die Polizei sprach im Anschluss von einem weitestgehend auflagenkonformen Verlauf. Doch verkehrstechnisch ging es in Deutz drunter und drüber. Das Problem: Sonst kommen die Kurden für das traditionell in Köln stattfindende Fest immer mit vielen Bussen aus verschiedenen Ländern angefahren. Nun hatten sich viele Menschen mit dem Auto auf den Weg gemacht.

Und für so viele Autofahrer auf der Suche nach einem Parkplatz hat der Stadtteil offenbar keine Kapazitäten. Die Folge: zugeparkte Rettungswege und Hauseingänge oder Falschparker bis auf die Flughafenautobahn. Die Deutzer Brücke musste über einen längeren Zeitraum in beiden Richtungen gesperrt werden. „Teilweise waren Hauseingänge vollständig zugeparkt, sogar die Grünflächen zur Auffahrt Severinsbrücke und die Grünfläche an der Hermann-Pünder-Straße waren in drei Reihen blockiert“, betont ein Sprecher der Stadt Köln. Die Einsatzkräfte schrieben über 900 Knöllchen. Bei der Polizei kann sich niemand erinnern, dass in jüngster Vergangenheit hunderte Strafzettel bei einer Großdemonstration verteilt worden. Die angereisten Autobesitzer waren über die Knöllchen wenig erfreut und benahmen sie teilweise gehörig daneben: „Leider waren Beleidigungen und extrem aggressives Verhalten seitens der Demonstrationsteilnehmer keine Seltenheit“, ergänzte der Sprecher der Stadt Köln.

Georg Klein von der Bürgervereinigung Deutz fordert für eine erneute Großveranstaltung auf der Deutzer Werft eine deutlich verbesserte Parksituation. Es habe eine große Anzahl von falsch geparkten Fahrzeugen gegeben. „Die Stadt hätte alle zu Verfügung stehenden Abschleppwagen nach Deutz schicken müssen“, sagt Klein. Die Stadt berichtet von 14 abgeschleppten Fahrzeugen. Der 1. Vorsitzende der Bürgervereinigung hätte sich gefreut, wenn die Menschen in Deutz frühzeitiger über die Veranstaltung informiert worden wären. „Dann hätten wir uns darauf einstellen können“, sagte Klein weiter. Die Polizei hatte am Donnerstag in einer Mitteilung über das Neujahrsfest auf der Werft und die kommenden Verkehrsbehinderungen berichtet.

Einsatzkräfte offenbar überrascht von Menge der Teilnehmer

Die Einsatzkräfte waren über den großen Zulauf der Menschen offenbar auch überrascht worden. „Auf der Straße kamen wir nur noch mit Blaulicht voran“, sagte ein Polizist der Rundschau. Die Polizei forderte die Feiernden mit Lautsprechern auf, auf der Deutzer Werft mehr Platz zu machen. „Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl und der damit verbundenen starken Auslastung der Platzfläche unterbrach der Versammlungsleiter zwischenzeitlich mehrfach die Kundgebung. Bereitschaftspolizisten sowie zusätzliche Unterstützungskräfte sorgten in Kooperation mit dem Versammlungsleiter für eine Entzerrung der mehreren zehntausend Teilnehmer, um so deren Schutz sicherzustellen“, teilte eine Polizeisprecherin mit.

Über Twitter bat die Polizei am Samstagnachmittag, nicht mehr die Deutzer Werft anzusteuern. Und: Im Getümmel ging mehrere Kinder verloren. Gegen 16.30 Uhr twitterte die Polizei weiter: „Die Polizei hat im Bereich Tempelstraße 41 eine Anlaufstelle für Angehörige eingerichtet, die während der Versammlung Kinder oder Senioren verloren haben“. Wie viele Menschen zur Anlaufstelle kamen, blieb unklar. Für das kommende Neujahrsfest der Kurden  will die Polizei die Vorgänge analysieren und mit dem Veranstalter thematisieren.