Nicht nur FordwerkeKöln und die Automobilindustrie - eine lange Geschichte
Lesezeit 3 Minuten
Köln – Köln lebt bekanntlich gerne in der Vergangenheit. Also wagen wir mal einen Rückblick in die automobile Anfangszeit. Und siehe da, die Stadt am Rhein kann mit etwas gutem Willen tatsächlich als Keimzelle einer weltweiten Verkehrs-Revolution gesehen werden: Gottlieb Daimler, Wilhelm Maybach, August Horch, Ettore Bugatti – sie alle und noch viel mehr fanden sich Ende des 20. Jahrhunderts in Deutz ein, um in Nicolaus August Ottos Motorenfabrik anzuheuern. Auf seinen Erfindungen und Patenten basierte schließlich der moderne Viertaktmotor.
Die meisten blieben nicht lange und machten sich schon bald in alle Himmelsrichtungen auf, um mit mehr oder weniger Erfolg ihre eigenen Kreationen zu entwickeln. Dafür kamen andere und setzten auf die strategisch günstige Lage am Rhein.
Die Franzosen waren zuerst am Rhein
Drei Jahre vor Ford waren es die Franzosen, die in Poll eine der ersten großen Automobil-Fabriken an den rheinischen Ufersand setzten: Von 1927 an produzierte Citroën hier rund 18 000 Personenkraftwagen, für damalige Verhältnisse eine stolze Zahl. Bereits 1935 allerdings war wieder langsam wieder Schluss mit der Produktion, da hatten die eingekölschten Amerikaner von Ford den Franzosen auch schon längst den Rang in der Domstadt abgelaufen. Citroën aber blieb, ging in der PSA-Gruppe auf und hielt seine Deutschland-Zentrale bis vor einigen Jahren im Rechtsrheinischen Köln am Leben. Dann kam der Zusammenschluss mit Opel, seitdem weht die blau-weiß-rote Tricolore über Rüsselsheim.
Doch die Franzosen kommen wieder. Vor kurzem hat Renault angekündigt, seine Zentrale von Brühl nach Köln zu verlegen. Mit ihnen möglicherweise auch die Rumänen der Renault-Tochter Dacia und die Japaner des Allianz-Partners Nissan. Allerdings hält man sich noch sehr bedeckt.
Man wäre in guter Gesellschaft. Klar, gegen den Platzhirsch Ford mit seinen rund 14 000 Angestellten ist kein Ankommen in Köln. Zumal das Kölner Werk den Zuschlag für Fords neue Elektromobilität bekommen hat. Aber dennoch werden von der Domstadt aus eifrig auch andere Fäden gestrickt: Toyota hat seit 1971 seinen Sitz hier, einer der „Big Player“, deren Nobelmarke Lexus ist überdies am Rhein ansässig. Volvo ebenfalls, die bereits in einigen Jahren nur noch rein elektrisch durch die Lande rollen wollen.
Als „Vorhut“ gewissermaßen ist gerade Polestar in Köln eingetroffen, ein chinesisches Joint-Venture von Volvo und Geely. Ebenfalls ein reiner Stromer, der Tesla und Konsorten das Leben schwer machen will. Gut möglich also, dass Köln künftig neben Ford wieder etwas öfter auf der Autokarte auftauchen wird – wenn auch weniger in den Spuren Nicolaus Ottos als vielmehr in denen des Franzosen Gustave Trouvés. Der präsentierte nämlich bereits 1881 in Paris ein erstes rein elektrisch angetriebenes Dreirad.
Zeitleiste: Die Hersteller in Köln
1864 gründen Nicolaus Otto und Eugen Langen die Firma „N.A. Otto & Cie.“ Sie ist die Keimzelle der Motorenfabrik und heutigen Deutz AG.
1927 eröffnet Citroën seine Automobilfabrik mit Fließbandfertigung in Poll.
1930 eröffnet Ford sein Werk in Niehl. Es sollte schon bald Kölns größter Arbeitgeber werden.
1954 eröffnet Renault seine Zentrale in Köln. Fünf Jahre später wird das Unternehmen aufgeteilt, die Automobil-Sparte geht nach Brühl.
1971 siedelt sich Toyota in Köln an. Die Zentrale in Marsdorf ist heute auch Sitz der Nobel-Tochter Lexus.
1994 Die Schweden kommen: Volvo eröffnet seine Deutschland-Zentrale in der Domstadt.
2013 eröffnet PSA, Mutterhaus von Peugeot und Citroën, seine Deutschland-Zentrale in Gremberghoven. Nach nur sechs Jahren zog PSA weiter nach Rüsselsheim.
2021 Ford verkündet die Fertigung neuer Elektroautos im Kölner Werk.
2022 Renault verkündet nach 63 Jahren die Rückkehr nach Köln. Polestar feiert die Erweiterung seiner Zentrale am Mediapark. (two)