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„Marsch der Nationen“Tausende Kölner demonstrieren gegen den Ukraine-Krieg

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Rund 2000 Menschen kamen zum „Marsch der Nationen“ zusammen.

Köln – „Slava Ukraini. Heroyam slava.“ Ruhm der Ukraine. Ruhm den Helden. Immer wieder tönte der ukrainische Ruf über die Deutzer Werft. Ab 15 Uhr versammelten sich dort am Sonntag rund 2000 Menschen zum „Marsch der Nationen“. Der 8. Mai, der Tag, an dem vor 77 Jahren die Deutsche Wehrmacht kapitulierte, wird in vielen Ländern als Tag der Befreiung gefeiert. „Heute ist unsere Demonstration ein Zeichen der Einheit verschiedener Nationen“, sagte Julia Chenusha, stellvertretende Vorsitzende des Vereins Blau Gelbes Kreuz, der die Demonstration organisiert hatte.

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Ab 15 Uhr haben sich mehrere Tausend Demonstranten zum „Marsch der Nationen“ auf der Deutzer Werft versammelt.

Viele Geflüchtete beteiligten sich, darunter vor allem Frauen, Kinder und Jugendliche. Sie trugen neben Flaggen und Transparenten blaue und gelbe Luftballons. „626 Luftballons sollen symbolisch für jedes getötete oder schwer verletzte Kind in der Ukraine stehen“, sagte Vereinssprecherin Nathalie Nothstein.

„Wir haben dasselbe Problem wie die Ukraine: Putin“

Über die Deutzer Brücke führte die Demo, bei der neben einer Unmenge ukrainischer Flaggen auch auffällig viele belarussische zu sehen waren. „Wir haben dasselbe Problem wie die Ukraine: Putin“, sagte ein junger IT-Fachmann aus Belarus. Nach Angaben des Blau Gelben Kreuzes hatten auch Gruppen aus aus Polen, Georgien, Russland, Bulgarien, Aserbaidschan und aus jüdischen Gemeinden ihre Teilnahme zugesagt.

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Die Demonstrierenden trugen neben Flaggen und Transparenten blaue und gelbe Luftballons.

„Putin nach Den Haag“, forderte Bürgermeister Andreas Wolter (Grüne) auf der Deutzer Werft. Eine Forderung, die auch auf dem Heumarkt immer wieder laut gerufen wurde. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) wählte bei ihrer Rede auf dem Heumarkt deutliche Worte.

Reker fordert deutsche Verantwortung ein

Sie sagte: „77 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist es die Aufgabe der heute in Deutschland lebenden Generationen, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus und das „Nie wieder!“ zu Krieg lebendig zu halten. Meine Interpretation dieses „Nie wieder“ ist: Dass die Verteidigung von Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung in der Ukraine auch unsere Sache ist.“

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Die Demonstranten protestieren gegen den Krieg in der Ukraine.

Reker beleuchtete auch durchaus selbstkritisch die deutsche Haltung der Vergangenheit. „Ich empfehle uns, realistisch unsere eigene Rolle seit 2014, dem Jahr, in dem der Krieg Russlands gegen die Ukraine begann, zu reflektieren. Wir waren ignorant gegenüber dem aggressiven und imperialistischen Auftreten Russlands in Europa. Es bedurfte einer Eskalation des Krieges, um uns das klar zu machen“, sagte sie.

„Es ist wichtig, Solidarität zu zeigen“

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), der als Redner auf dem Heumarkt angekündigt war, ließ sich durch den NRW-Europaminister Stephan Holthoff-Pförtner vertreten. Der verwies in seiner Rede auch auf den Muttertag und darauf, welch unsägliches Leid viele Mütter derzeit erlebten. Auffallend wenig Deutsche beteiligten sich an der Demonstration.

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Das bemängelten auch mehrere junge deutsche Jura-Studentinnen. „Es ist wichtig, Solidarität zu zeigen“, sagte Ida (23). Linda Mai, Vorsitzende des Blau Gelben Kreuzes, war mit der Beteiligung zufrieden. Dass am Sonntag auch die Russen in Köln demonstrierten, stieß bei ihr auf Unverständnis: „Das ist einfach grausam. Ich habe dafür keine Worte und kein Verständnis“, sagte sie gegenüber der Rundschau.