Pro-russische AutokorsosMehr als 1000 Teilnehmer in Köln – Polizei ändert Route
Köln – Ein Junge salutiert vor einem Lada mit russischen Devotionalien, eine Frau in Sowjet- Uniform läuft in Stöckelschuhen und fahnenschwenkend über den Asphalt, und nebenan kommt ein Ordner kaum noch dazu, die vielen Autofahrer, die fast im Minutentakt auf das Gelände fahren, zu begrüßen. „So viele haben wir nicht erwartet. Das freut mich. Es sind bald 500 Autos“, sagt der Mann und gibt wieder einem Autofahrer ein Begrüßungsblatt durch die geöffnete Beifahrerscheibe.
Es ist Sonntag, 10 Uhr, auf dem abgelegenen Parkplatz P2 am Fühlinger See. An normalen Sonntagen parken hier Jogger für eine Runde am See. Am Muttertag und dem Jahrestag des Ende des Zweiten Weltkrieges ist der Parkplatz ein Treffpunkt von Russland-Freunden aus dem In- und Ausland. Es hat fast eine Atmosphäre wie auf einem Trödelmarkt. Am Rande des Parkplatzes verkauft eine Frau frisch gebackene russische Spezialitäten, daneben ging es löslichen Kaffee, und gegenüber können T-Shirts und Tassen mit russischen Schriftzügen gekauft werden.
„Wir Russen werden gemobbt“
Viele Fahrzeuge sind bereits mit Sowjet-Fahnen versehen. Drei junge Frauen sind mit einem Cabrio aus Tschechien gekommen und haben sich russische Uniformen angezogen. Über den Platz schallt laute russische Musik. Die über 1000 Teilnehmer sind auf den Parkplatz gekommen, um ihre Sicht der Dinge über den Ukraine-Krieg mitzuteilen. Eine Frau in Uniform sagt über den Alltag: „Wir Russen werden gemobbt“. Ihre Bekannte betont: „Ich bin gegen Waffenlieferungen an die Ukraine, sondern für mehr nur Diplomatie“. Sie störe, dass nun viele Russen über einen Kamm geschert werden. Bei Gesprächen mit weiteren Teilnehmer wird aber auch deutlich: Es gibt viele Sympathien für Putin und sein Vorgehen. Die deutschen Medien würden zu einseitig berichten und wären nur auf der Seite der Ukraine.
Ein Mann erhielt einen Platzverweis, weil er mit einer ukrainischen Flagge zur pro-russischen Demonstration wollte. Die Polizei schritt ein und forderte den Mann auf das Gelände zu verlassen. Gegen 11 Uhr sollte sich der Autokorso von Chorweiler aus, auf den Weg über die Rheinuferstraße zum Gremberger Wäldchen machen, wo ein Mahnmal an russische Zwangsarbeiter erinnert.
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Aus Sicherheitsgründen änderte die Kölner Polizei kurzfristig die Route durch die Innenstadt, weil an der Rheinuferstraße und auf der Hohenzollernbrücke rund 100 Ukrainer standen, Fahnen schwenkten und gegen pro-russischen Autokorso demonstrierten wollten. „Wir wollten ein Zusammentreffen verhindern“, sagte ein Polizeisprecher der Rundschau. Der neue Weg führte über die Industriestraße, Amsterdamer Straße und dann direkt auf die Zoobrücke. Bis zum Abend kam es zu keinen Zwischenfällen.