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Infografik

1. FC Köln
Neues Leistungszentrum am Geißbockheim in Planung – kein schneller Kompromiss in Sicht

Lesezeit 7 Minuten
Das FC-Trainingsgelände am Geißbockheim.

Das FC-Trainingsgelände am Geißbockheim.

Der Kampf des 1. FC Köln um einen Ausbau am Geißbockheim geht in die nächste Runde. Mit dem Ziel, wenigstens das gewünschte Nachwuchsleistungszentrum am Standort zu realisieren.

Der Casus Knacksus ist und bleibt die Gleueler Wiese. Der 1. FC Köln sagt, er ist bereit auf die umstrittenen Fußballplätze zu verzichten, vorerst. Die Politik sagt, die Gleueler Wiese ist tabu, auch langfristig. Doch wie langfristig eine solche Entscheidung eines Stadtrats bei einer anstehenden Kommunalwahl 2025 ist, muss sich erst noch zeigen.

Was plant der 1. FC Köln?

Der FC will sich im Grüngürtel vor allem auf den Bau des Leistungszentrums konzentrieren. Philipp Türoff, Geschäftsführer Finanzen des Clubs, sagt: „Wir wollen gerne im Grüngürtel bleiben, aber wir müssen uns da weiterentwickeln.“ Um Bewegung in die festgefahrene Situation zu bekommen, will der Club dieses Projekt voranstellen und hat Gespräche mit der Politik gesucht. Der Fußball-Zweitligist hatte die Pläne für eine Verlagerung des Trainingszentrums nach Marsdorf vor allem aus finanziellen Gründen aufgegeben. Dies war geprüft worden, weil seit mittlerweile zehn Jahren über den Bau von drei Kunstrasenplätzen auf der Gleueler Wiese gestritten wird.

Die Ausbaupläne

Die Ausbaupläne

Nun sagt Türoff: „Wir geben die Pläne für die Gleueler Wiese vorerst auf.“ Damit wolle der Club Kompromissbereitschaft signalisieren. Stattdessen wolle der Verein wie berichtet Spielfelder in der Umgebung entwickeln. Dabei geht es vor allem um die Anlage des BC Efferen in Hürth. Der Ascheplatz liegt nicht einmal einen Kilometer vom Geißbockheim entfernt an der A4. Der FC hat bereits einen Pachtvertrag über 15 Jahre abgeschlossen und will den Sportplatz mit einem Hybridrasen ausstatten, das Projekt läuft. Weiter hat der Verein einen Ascheplatz neben der Anlage des SC Blau-Weiß 06 im Blick, der aktuell kaum genutzt werde. Die Nutzungsrechte gehören laut FC DJK Südwest, der dort aber keinen Spielbetrieb abhält. Auch hier sieht Türoff gute Chancen für die Entwicklung der Fläche.

Den dritten Trainingsplatz will der FC auf dem Gelände eines Naturrasenplatzes nahe dem „Haus am See“ entwickeln (die Rundschau berichtete). Die Fläche liegt nahe dem Decksteiner Weiher und im Landschaftsschutzgebiet. Es könnte also erneut zu Konflikten kommen.

Wie sehen die Pläne für das Nachwuchszentrum aus?

Mit dem Bau des Leistungszentrums auf der östlichen Seite des Franz-Kremer-Stadions würde der Club einen Kunstrasenplatz aufgeben, der derzeit intensiv für den Trainingsbetrieb der Jugendmannschaften genutzt wird. Es besteht aus Sicht des Vereins also Kompensationsbedarf. Im Leistungszentrum sollen Physioräume, Umkleiden und Schulungsmöglichkeiten gebündelt werden. Die Bebauung orientiert sich in der Höhe am Stadiondach des Franz-Kremer-Stadions.

Der Club kalkuliert Baukosten in Höhe von rund 50 Millionen Euro und eine Bauzeit von zwei Jahren. Türoff verspricht einen Bau „nach neuesten ökologischen Standards“. Die Sanierung oder Herrichtung der drei neuen Trainingsplätze würde mit insgesamt rund fünf Millionen Euro zu Buche schlagen, erklärt Türoff auf Anfrage der Rundschau.

Spielt die Klage gegen den Bebauungsplan eine Rolle?

Der Club will die Planung im Rahmen des aktuellen Bebauungsplanverfahrens entwickeln. Allerdings ist das nicht ganz einfach. Denn gegen den Bebauungsplan läuft weiterhin ein Klageverfahren. Und zu diesem müssen die Beteiligten nun erneut Stellungnahmen abgeben. Die Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“ sowie der Landesverband des Naturschutzbunds Nabu hatten dagegen geklagt. Neben den Initiativen sind auch Stadt und der FC beteiligt. Bevor die Stellungnahmen nicht eingegangen sind, wird sich das Oberverwaltungsgericht (OVerwG) in Münster nicht erneut mit dem Vorgang auseinandersetzen.

Das OVerwG in Münster ist erneut in der Entscheidungspflicht, nachdem das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig im April dieses Jahr die Revision durch den 1. FC Köln gegen das erste Urteil zugelassen hatte. Die Richter in Münster hatten den Bebauungsplan aufgrund von Verfahrensmängeln für ungültig erklärt. Das BVerwG hatte den Fall zurück nach Münster verwiesen, die Rundschau berichtete.

Die Akten zur Urteilsbegründung sind seit vergangener Woche in Münster eingegangen, das bestätigte Gerichtssprecherin und Vorsitzende Richterin Dr. Gudrun Dahme auf Anfrage der Rundschau. Wann jedoch ein neuer Termin für eine mündliche Verhandlung angesetzt werden kann, hänge von den Stellungnahmen ab und sei derzeit nicht absehbar.

Wie die Verwaltung der Stadt Köln bereits im April betonte, hängt der Bau des Leistungszentrums aber nicht nur an Gerichtsverfahren und Bebauungsplan, sondern auch an den Miet- und Pachtverträgen für das Geißbockheim. Deswegen entscheiden Verwaltung und Politik über das Vorhaben. Die Rundschau hakte bei den Fraktionen nach.

Was sagt das Ratsbündnis dazu?

Der größten Ratsfraktion war jedoch kein Statement zu entlocken. Die Grünen tagen dazu erst nach der Ratssitzung am Mittwoch. Wie die Rundschau erfuhr, sind jedoch zwei Bedingungen Grundlage für einen Kompromiss: Die Gleueler Wiese muss langfristig unangetastet bleiben und der Naturrasenplatz am Decksteiner Weiher ist tabu. Darauf kann sich der FC also bereits einstellen.

Auch der Bündnispartner CDU hält sich mit einer Aussage noch zurück, da die Fraktion noch nicht zu dem Thema sprechen konnte. Geschäftsführer Niklas Kienitz erklärt: „Um Kompromisse zu finden, muss man aufeinander zugehen. Der Vorschlag des 1. FC Köln scheint ein Schritt in diese Richtung zu sein. Wir werden die Pläne nun zunächst in der Fraktion diskutieren, bevor wir uns eine abschließende Meinung bilden.“

Zum Ratsbündnis gehört auch die Volt-Fraktion. Sie erklärte: „Wir waren nie gegen ein Leistungszentrum. Wir sind bereit, eine pragmatische, verlässliche Politik zu machen. Wir fordern aber auch Verlässlichkeit von der anderen Seite.“ Fraktionschefin Jennifer Glashagen kann sich vorstellen, dass noch in diesem Jahr eine Lösung gefunden wird.

Wie sehen es die anderen Fraktionen?

Der sportpolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, Franz Philippi, äußert: „Grundsätzlich unterstützen wir Maßnahmen, die den FC im Profifußball konkurrenzfähig machen. Dazu gehört auch ein zeitgemäßes Nachwuchs-Leistungszentrum, wie es bei vielen anderen Profiklubs inzwischen Standard ist. Wir lassen uns die Einzelheiten des Masterplans gerne von Seiten des FC vorstellen und entscheiden auf dieser Grundlage, ob wir dem vorliegenden Masterplan im Detail zustimmen.“

FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite betont: „Der 1. FC Köln benötigt unbestritten ein Nachwuchsleistungszentrum, das den neuesten Standards entspricht. Da der 1. FC Köln mit den neuen Plänen die Gleueler Wiese aufgibt, sind die Planungen unabhängig von einem Urteil aus Münster zu betrachten.“ Dem FC mit seiner besonderen Bedeutung für Köln sei zu wünschen, dass ihn nicht wieder so ein unwürdiges Spiel und Hinhalten von Seiten der Ratsmehrheit widerfährt, so Breite. „Wir wünschen dem FC möglichst schnell Klarheit, der Ball liegt nun bei der OB und dem Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt.“

Michael Weisenstein, Geschäftsführer der Fraktion Die Linke, erklärt: „Wir finden es gut, dass jetzt Gespräche zwischen FC, Politik und Verwaltung geführt werden. Das Verwaltungsgericht muss einbezogen werden. Ein Leitungszentrum würde keine zusätzlichen Flächen versiegeln. Viel hängt von unserem Votum ab, ob sich der Bau an das Gelände anpasst.“ Er sagt allerdings auch: „Der Ausbau der Gleueler Wiesen ist vom Tisch. Das ist ein Erfolg.“

Ist die Gleueler Wiese also vom Tisch?

Die Gespräche um die Gleueler Wiese waren zuletzt festgefahren. Türoff sagt: „Heute ist die faktische Lage so, dass wir da nicht weiterkommen.“ Der Verzicht auf die Gleueler Wiese ist aus seiner Sicht ausdrücklich ein vorläufiger. "Ich kann und werde keine Ewigkeitsgarantieerklärung abgeben." Das könne er auch gar nicht im Namen des Clubs. Tendenziell dürften die Ansprüche an Trainingsbedingungen auch im Jugend- und Frauenfußball steigen. „Wir sind ein Teil der Stadt Köln. Uns bricht kein Zacken aus der Krone, wenn wir als Club auf Spielfeldern in räumlicher Nähe trainieren und spielen“, sagt Türoff. Es dürfe nicht noch einmal zehn Jahre um drei Fußball-Plätze gestritten werden. „Man habe die Pläne der Politik erläutert. Das ist nicht grundsätzlich Neues, wir werden nun einfach konkreter.“

Anders sieht das der BUND Köln, einer der Kläger gegen den Bebauungsplan. Vorstandsmitglied Helmut Röscheisen erklärt: „Der Vorschlag des FC Köln ist kein echter Kompromiss und darf von der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen nicht akzeptiert werden. Vorstellbar ist allenfalls ein Leistungszentrum auf der versiegelten Parkplatzfläche vor dem Geißbockheim mit Tiefgarage und Ausgleichsmaßnahmen im Äußeren Grüngürtel, aber ohne zusätzlichen Trainingsplätzen.“ Er fordert einen Vertrag zwischen der Stadt und der FC-GmbH, der über eine lange Laufzeit weitere Bauten und Trainingsanlagen im Äußeren Grüngürtel verbindlich ausschließt.