Die Ausbaupläne des FC am Geißbockheim erwartet eine Überprüfung vor dem Bundesverwaltungsgericht. Trotz des möglichen grünen Lichts gibt es keine politische Mehrheit für die Baupläne.
Fußball und NaturschutzWie es für den 1. FC Köln am Geißbockheim weitergehen soll
Kommenden Dienstag befasst sich das Bundesverwaltungsgericht mit den Ausbauplänen des 1. FC Köln im Grüngürtel. Der Umzug nach Marsdorf ist für den Fußball-Bundesligisten inzwischen aus Kostengründen vom Tisch. Wie geht es nun am Geißbockheim weiter? Die Antworten zu den wichtigsten Fragen:
Worüber entscheidet das Bundesverwaltungsgericht?
Bereits Ende 2022 hatte das Oberverwaltungsgericht in Münster den von der Stadt erstellten Bebauungsplan wegen Verfahrensmängeln für „unwirksam“ erklärt. Gegen die Nichtzulassung der Revision hatte der 1. FC Köln Beschwerde eingelegt, der Fall wird am Dienstag in mündlicher Sitzung verhandelt. Die Richterinnen und Richter in Münster hatten allerdings darauf verwiesen, dass die Mängel im Bebauungsplan durch ein ergänzendes Planungsverfahren aus dem Weg geräumt werden können. Der FC würde gerne drei Kunstrasenfelder auf der Gleueler Wiese im Äußeren Grüngürtel bauen, ebenso ein zweigeschossiges Jugend-Leistungszentrum neben dem Franz-Kremer-Stadion am Geißbockheim. Beanstandet hatte das Gericht in Münster den Bau zusätzlicher Kleinspielfelder, die der FC für die öffentliche Nutzung in seine Planung aufgenommen hatte.
Wie könnte es rund um das Geißbockheim weitergehen?
Selbst wenn das Bundesverwaltungsgericht den Bebauungsplan für zulässig erklären sollte, gibt es derzeit keine politische Mehrheit für den Bau der Kunstrasenplätze im Grüngürtel. Denn hierfür benötigt der FC einen Pachtvertrag – diesen will die Ratsmehrheit aus Grünen, CDU und Volt nicht beschließen. Auch die FDP ist skeptisch. „Es geht nicht um Träumereien, sondern um Realitäten. Und der Bau der Fußballplätze ist ad acta gelegt“, sagt FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite. Anders verhält es sich mit dem Bau des Leistungszentrums, denn dieses soll auf bereits versiegelter Fläche entstehen. Der FC hofft auf die Erteilung einer Baugenehmigung und würde gleichzeitig auf die zusätzlichen drei Trainingsfelder verzichten.
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Welches Szenario gilt als wahrscheinlich?
Im Rathaus wird mit einer Zurückweisung des Verfahrens ans Oberverwaltungsgericht in Münster gerechnet. Eine neue Verhandlung über einen dann abgeänderten Bebauungsplan wäre gleichbedeutend mit einer weiteren Verzögerung um bis zu zwei Jahre. „Eine weitere Hängepartie ist für niemanden zufriedenstellend. Ich bedauere den Abschied von Marsdorf, weil eine alternative Lösung zeitnah nicht in Sicht ist“, sagt Christiane Martin, Fraktionschefin der Grünen. Bereits vor zehn Jahren hatte der FC erstmals seine Ausbaupläne vorgestellt und hierfür in der Politik geworben. Seitdem haben sich jedoch die politischen Mehrheiten verändert.
Welche Rolle spielt die Kommunalwahl 2025?
Im kommenden Jahr wird in Köln und anderen nordrhein-westfälischen Kommunen gewählt. Dies könnte erneut für eine Verschiebung der Mehrheiten im Stadtrat sorgen. Bereits vor fünf Jahren hatte das Thema den Wahlkampf beeinflusst und beispielsweise für starke Verluste der CDU im Westen gesorgt. Nun könnten die Ausbaupläne also erneut den Wahlkampf überlagern.
Was spricht für einen Kompromiss?
Einzig die Bestätigung des derzeitigen Bebauungsplans durch das Bundesverwaltungsgericht ermöglicht die Beantragung einer Baugenehmigung für das Leistungszentrum. Dies wäre die Minimallösung für den FC. Der Verein hat die Suche nach zusätzlichen Trainingsflächen schon lange über die Stadtgrenze hinaus ausgedehnt. Es gibt Gespräche mit dem BC Efferen, dessen Trainingsplatz in der Klosterstraße nicht mal einen Kilometer vom Geißbockheim entfernt liegt. Nach Angaben der Stadt Hürth will der FC dort Kunstrasen verlegen lassen und auch den zweiten Trainingsplatz des Efferener Clubs ertüchtigen. Darüber hinaus hat sich der FC bereits vor einigen Jahren bei der Stadt Köln das Nutzungsrecht für einen Naturrasenplatz nahe des „Haus am See“ am Fort Deckstein gesichert. Weil hier ein Umbau in Kunstrasen und der Bau einer Flutlichtanlage nicht möglich sind, da es sich um Landschaftsschutzgebiet handelt, wird der Platz derzeit von der Kindersportgruppe „Ballfieber“ genutzt.
Wie fallen die Reaktionen auf dieses Vorhaben aus?
Die Kölner SPD sieht hierin die Vertreibung des 1.FC Köln durch das Ratsbündnis. „Was vor Jahren noch undenkbar gewesen wäre, geschieht schleichend nach neun Jahren Verantwortung durch Grüne und CDU“, kommentiert Oliver Seeck (SPD); Vorsitzender des Sportausschusses. Die Suche nach Alternativen durch den FC sei nachvollziehbar, jedoch „ein Armutszeugnis für die Stadt“.
Wäre der Kompromiss für die Ausbaugegner akzeptabel?
Nein, die Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“ und der Naturschutzbund Nabu wollen mit ihrer Klage alle Baumaßnahmen im Grüngürtel verhindern, auch nur den Bau des Leistungszentrums. „Sollte das Gericht der Revision stattgeben oder das Verfahren zum Oberverwaltungsgericht Münster zurückverweisen, werden wir reagieren und weiter mit unseren vielen Unterstützern alle rechtlichen und politischen Möglichkeiten einsetzen“, kündigt Initiativen-Sprecher Friedmund Skorzenski an. Es wird also weiter juristischen Gegenwind geben. Die Entscheidung des Gerichts sei von „weitreichender Konsequenz“, denn in Zeiten des Klimanotstands gehe es im gesamten Planareal „um die Erhaltung eines intakten Ökosystems.“ Die Entscheidung des Gerichts werde „mit Spannung erwartet.“ Es gehe den Initiativen keinesfalls darum, die Entwicklung des FC zu verhindern.
Welche Summe müsste der FC in den Ausbau investieren?
Ursprünglich hatte der Verein mit rund 25 Millionen Euro für den Ausbau am Geißbockheim kalkuliert. Inzwischen wird mit Kosten von bis zu 60 Millionen Euro gerechnet. Für den FC gilt das jedoch als finanzierbar, anders als der komplette Umzug nach Marsdorf. Der Bau der gesamten Trainingsanlage war mit rund 120 Millionen Euro kalkuliert worden, wobei der FC gerne der Stadt das Geißbockheim für 60 Millionen Euro überlassen hätte. Dies ist der Stadt jedoch zu teuer, da es sich um Steuergelder handelt.