LieblingsliederWas Kölner Promis über die Bläck Fööss sagen
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Eine Beziehung hat jeder zu den Bläck Fööss. Zum Abschluss unserer Serie erzählen Prominente ihre „Band-Geschichte“.
„Herbert kam aus dem Hintergrund“
„Im Jahr 1989 fragten die Bläck Fööss Wolfgang Niedecken und mich, ob wir Lust hätten, als Überraschungsgäste beim Millowitsch-Theater teilzunehmen.
Wir nahmen gerne an und spielten gemeinsam mit den Fööss eine halbe Stunde Songs aus ihrem und unserem Repertoire. Auf dem Programm stand auch eine A-cappella-Version des Titels ,Männer’ von Herbert Grönemeyer. Irgendwann fragte ich Grönemeyer, ob er nicht Lust hätte, die Fööss zu überraschen. Ich sehe bis heute noch die Gesichter der Musiker, als aus dem Nichts plötzlich die markante Stimme von Herbert erklang. Ein gelungener Abend.
„Am 7. April 1978 wurde meine Mutter 50 Jahre alt. Ich war Studentin und habe vier Wochen durchgearbeitet, um ihr eine Wega-Musikanlage zu schenken. Als sie ins Wohnzimmer kam, lief ,Drink doch eine mit’, und es flossen Freudentränen – in Düsseldorf.“
Bettina Böttinger, Moderatorin
„Gewissheit, unter Freunden zu sein“
„Ich erinnere mich gerne an die ruhigen Gespräche vor allem mit Hartmut und Bömmel. Es ging nur selten um Karneval. Vielmehr waren die beiden immer in ihrer Mission unterwegs, kölsche Musik und damit die kölsche Sproch in die Schulen der Stadt zu tragen. Beim Sommerfest von „Loss mer singe“ habe ich mit Hartmut, Kafi und Bömmel ,Es ist an der Zeit’ von Hannes Wader gesungen. So was sagt unter Kollegen mehr als Worte. Es gibt einem die Gewissheit, unter Freunden zu sein.“
Stephan Brings, Musiker
„Ganz neuer Sound im Fasteleer“
„Es war nicht ihr bekanntester Hit, aber über ,De Mama kritt schon wieder e Kind’ wurde bei den Bosbachs lebhaft diskutiert.
Es war musikalisch ein ganz neuer Sound im Fasteleer, freche Texte, bei denen sich nicht permanent Herz auf Schmerz und Rhein auf Wein reimte. Genau das macht bis heute ihre Unverwechselbarkeit aus – der kölsche Alltag, die kleinen Ereignisse und Erlebnisse sprachlich genial und vielfältig vertont.“
Wolfgang Bosbach, Politiker, Anwalt
„Urmutter aller modernen Karnevalsbands“
„Für mich sind die Bläck Fööss die Urmutter aller modernen Karnevalsgruppen. Sie haben als erste mit der damals vorherrschenden 3/4-Takt-Rhein-Wein-Seligkeit aufgeräumt. Sie sind mit nackten Füßen auf die Bühne gekommen, das war mutig, vielleicht sogar revolutionär, was nicht sofort jedem gefallen hat. Nach so viel erfolgreichen Jahren kann man sagen: Sie haben dem Begriff „Volksmusik“ (im wohlverstandenen Sinn des Wortes) eine neue Bedeutung gegeben.
Armin Maiwald, Autor, Erfinder „Sendung mit der Maus“
„Köln wäre nicht so, wie ich es liebe“
„Ohne die Bläck Fööss gäbe es die kölsche Musik so nicht. Ohne die Bläck Fööss wäre der Karneval ganz anders.
Ohne die Bläck Fööss würden unzählige Stunden gemeinsamen Singens, Arm in Arm, in der Stadt fehlen. Kurz: Ohne die Bläck Fööss wäre mein Köln heute nicht so, wie ich es liebe. Und das wäre unvorstellbar. Ihr seid nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich top! Ich freue mich auf das nächste Treffen.“
Lukas Podolski, FC-Idol und Köln-Botschafter
„The Black First! Sehr cool“
„Als ich mit 14 Jahren ,Drink doch eine mit’ hörte, dachte ich kurz das Undenkbare: John Lennon singt Kölsch. Im selben Jahr war ,Imagine’ erschienen, und diese neue Gruppe stand den Beatles und Lennons Soloismen definitiv näher als Kölns sattsam bekannter Schunkeligkeit, zumal die Jungs einen englischen Namen trugen: ,The Black First’. Sehr cool!
Nach Ausräumung derlei (sprachlicher) Missverständnisse war umso klarer, dass die rheinische Mundartszene nie wieder dieselbe sein würde. Fortan waren die Karnevalstage nicht mehr ohne die Bläck Fööss denkbar, die Bläck Fööss ohne den Karneval aber sehr wohl. Sie faszinierten als Chronisten eines Lebensgefühls. Sie waren die ersten, die Köln in seiner schillernden Ambivalenz besangen, und immer war es die Liebe zum Unvollkommenen, die ihre Huldigungen vollkommen machte. (...) Heute ist es eigentlich unmöglich, dem Phänomen Bläck Fööss in wenigen Worten gerecht zu werden. Jeder hat seine eigene Geschichte mit ihnen. Meine aber ist die der ,Black First’. Bis heute. Keine Party, auf der wir nicht mehrstimmig ,En unserem Veedel’ zu Gehör bringen, eine der schönsten Liebeserklärungen an unsere Stadt und ihre Menschen, die je in diesem Sonnensystem geschrieben wurde.
Bei soviel Volksmusiktauglichkeit im besten Sinne läuft eine Gruppe schnell Gefahr, vom lokalen Sentiment vereinnahmt und auf dessen Bedienung reduziert zu werden. Wer das glaubt, der mag noch so laut mitsingen, er ist taub. Denn tatsächlich sind die Fööss vor allem eins: eine Popgruppe. Eine der ganz großen.
Auch John Lennon hätte sie gemocht.“
Frank Schätzing, Autor
„Spielten alle Hits nach“
„Als 1974 die erste erste Langspielplatte der Bläck Fööss erschien, kannte meine Begeisterung kaum mehr Grenzen. Unter den elf Titeln waren fünf, die bis heute zu den ganz großen Hits zählen. Alle wurden fortan von meiner kleinen Amateurband nachgespielt. Ohne dieses Schlüsselerlebnis wäre ich möglicherweise nie auf die Idee gekommen, selber Songtexte in kölscher Mundart zu schreiben. Später gründete ich meine Familien-Band ,Uss dr Lameng’, mangels Masse an eigenen Songs spielten wir Bläck Fööss- und Höhner-Stücke. Als leitender Redakteur des Leverkusener Wochenblattes teilte ich mich 1985 für ein Konzert im Leverkusener Forum selbst ein, um live dabei zu sein. Gespielt wurden auch bis dahin unveröffentlichte Songs wie „Bye bye my love“. Mir war klar, dass wieder ein Ausnahme-Album auf uns zukam.“
Henning Krautmacher, Höhner-Sänger
Das Buch zum Jubiläum
„Kölle es un bliev uns Heimat“ ist der Untertitel des opulenten Bandes zum 50. Geburtstag der Bläck Fööss. Peter Feierabend hat das von den Fööss autorisierte Werk herausgegeben und eine Menge Schätze aus fünf Jahrzehnten Bandgeschichte ausgegraben. Die Gründer der Band sprechen ausführlich über die frühen Jahre. Das kreative Schaffen der Musiker wird auch in den teils skurrilen, großformatigen Aufnahmen deutlich und natürlich in den aufwendig gestalteten Plattencovern. Zu sehen sind zudem seltene Backstage-Aufnahmen, die Band gemeinsam mit Nelson Mandela in Bonn 1990 oder einfach nur „op bläcke Fööss“, in Jeans und mit wallenden langen Haaren.
In dem Geburtstagsband kommen viele Prominente zu Wort, die Beiträge auf dieser Seite sind dem Buch entnommen. Es ist im Rundschau-Shop, Breite Straße 72 erhältlich.
P. Feierabend: „50 Johr Bläck Fööss.“ Berg & Feierabend, 240 Seiten, 29,95 Euro.