Erstes Tanzbrunnen-Konzert für MiljöInterview mit Frontsänger Mike Kremer
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Die fünfköpfige Band "Miljö" aus Köln spielt hauptsächlich Kölschrock und ist im Kölner Karneval aktiv.
Am Sonntag spielt die Band ihr erstes eigenes Tanzbrunnen-Konzert.
Ein Gespräch mit Fronstsänger Mike Kremer.
Köln – Mit Miljö spielen Sie am Sonntag ihr erstes eigenes Tanzbrunnen-Konzert. Was bedeutet Ihnen das?
Wir sind total aufgeregt. Das ist eine ganz große Ehre für uns, weil der Tanzbrunnen so eine traditionsreiche Location ist. Für mich persönlich ist er der schönste und beste Ort für Open-Air-Veranstaltungen in Köln.
Was für Erinnerungen verknüpfen Sie mit dem Tanzbrunnen?
Ich war schon unzählige Male dort und habe mir Konzerte von anderen Künstlern angeschaut – die Bläck Fööss, Tommy Engel oder ein paar Mal Helge Schneider. Aber das, was ich wirklich am meisten in meinem Leben gesehen habe, war die Linus-Talentprobe. In meiner Jugendzeit war ich mit meinem Freundeskreis ungefähr jedes Mal da. Als ich damals im Publikum stand, habe ich schon gedacht: Wie großartig muss es sich anfühlen, da oben auf der Bühne zu stehen. Für mich war Linus sowas wie ein Halbgott. Jetzt, wo wir selbst professionell Musik machen, haben wir Linus auch gut kennengelernt und haben relativ viel Kontakt. 2017 durfte ich bei seinem 25-jährigen Jubiläum als Gast auf der Bühne stehen und das Lied vom Lommi singen. Das bleibt unvergessen.
Im April und Mai haben Sie einige Autokino-Konzerte gespielt. Froh, dass jetzt wieder richtige Gesichter im Publikum sitzen?
Auch wenn es schön war zu spielen, war es im Autokino von der Stimmung her doch etwas anderes. Die Interaktion hat gefehlt. Irgendwie fühlt sich das nicht wie ein normales Konzert an. Wir hoffen, dass das im Tanzbrunnen besser wird, auch wenn die Leute nicht lauthals mitsingen dürfen. Wir können den Leuten wieder in die Gesichter schauen, sehen sie klatschen und schunkeln. Das gibt uns auch mehr zurück.
Glauben Sie, die Menschen sind schon wieder bereit für richtige Konzerte?
Man merkt leider immer noch, dass viele Leute unsicher sind, ob sie kommen sollen. Wir glauben, dass es da keinen Grund zur Beunruhigung gibt, wenn sich alle an die vorgegebenen Regeln halten.
Was erwartet die Zuschauer am Sonntag?
Wir haben ein komplett volles Programm mit Songs, die auch über den Karneval hinausgehen. Was viele Leute immer noch nicht wissen: Wir haben neben „Wolkeplatz“, „Lommi“ und „Kölsch statt Käsch“ auch einige Balladen und Songs, die man das ganze Jahr über hören kann. Die werden wir insbesondere auspacken. Wir werden sogar drei komplett neue Songs spielen. Dazu zählt auch unsere neue Single „Kirmes em Kopp“, die am Freitag inklusive Musikvideo erschienen ist. Der zweite neue Song heißt „Zick zurück“ und handelt davon, dass es manchmal Momente gibt, in denen man sich die gute alte Zeit zurück wünscht. Dann gibt es noch „Wurm im Ohr“. Der Song handelt von den vielen Liedern, die jedes Jahr zu Karneval erscheinen. Jedes Mal wenn man Karneval feiern geht und nach Hause kommt, hat man so viele Lieder im Kopf, die dann auch für ein paar Tage dableiben.
Tickets
Für das Konzert am Sonntag, 18 Uhr, gibt es ausschließlich online noch Tickets. Sie kosten 25,85 Euro pro Sitzplatz. An den sonst üblichen Vorverkaufsstellen gibt es keine Tickets. (sim)
www.koelnticket.de
Wie hat die Band die auftrittsfreie Zeit genutzt?
Viele denken, wir hätten im Garten gelegen und die Füße hochgelegt. Tatsächlich haben wir aber so viel gearbeitet wie noch nie. Durch die Zwangspause blieb nur die Option, dass jeder für sich Songs schreibt. So konnten wir die Situation auch emotional verarbeiten. Für mich ist das definitiv ein Weg, Klarheit in meinen Gedanken zu schaffen. Das Lied „Kirmes em Kopp“ handelt davon, dass man einfach nicht einschlafen kann, weil so viel im Kopf abgeht. Das kennt wahrscheinlich jeder, gerade aus der Corona-Zeit. Und auch uns hat die Situation sehr beschäftigt.
Gab es Ängste in Anbetracht der ungewissen Zukunft?
Wir wussten nicht, wie es weitergeht. Was bedeutet Corona für den Fortbestand der Band? Wie wird es an Karneval sein? Werden wir in den nächsten Monaten Auftritte spielen? Das sind existenzielle Fragen für uns, weil wir hauptberuflich Musik machen und damit das Brot auf unsere Tische bringen müssen. Das hat uns die eine oder andere schlaflose Nacht bereitet. Das Ergebnis ist allerdings eine ganze Schublade voller neuer Songs, bestimmt 15 Stück...
Vielleicht nächstes Jahr. Im Moment haben wir die Befürchtung, dass ein Album nicht so große Beachtung finden würde, weil die Menschen –natürlich zurecht – andere Sorgen haben und den Fokus auf andere Dinge legen.