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Kasalla, Köster, Cat BallouSo bewältigen Kölner Bands und Musiker die Corona-Krise

Lesezeit 3 Minuten
Kasalla Dom

Die Kölsche Band Kasalla im Dom

  1. Kölner Bands und Musiker wenden sich in Zeiten der Isolation auf unterschiedlichen Kanälen an ihre treuen Fans.
  2. Während Cat Ballou in der Quarantäne kreativ werden, startet Kasalla einen eigenen Podcast.
  3. Während also die Bühnen, Theater und Museen geschlossen sind, bleibt es nicht still in der Stadt.

Köln – Gerd Köster hat sich dieser Tage eine zeitgemäße Grußformel angeeignet. „Hey. Von Quarantäne zu Quarantäne“, beginnt er verschwörerisch seine tägliche Lesung, so als wolle er sagen: Mal unter uns. Doch die wunderbar vorgetragenen Auszüge diverser Autoren sendet er aus der Südstadt per Livestream auf Facebook in die Welt hinaus. Mal verliest er Anekdoten aus dem Roman „Blütenträume“ von Christoph Gottwald und taucht ab ins Zockermilieu. Mal liest er aus seinem eigenen Text und fragt im rotzigen Kölsch: „Wat solle mer spreche“.

Podcasts, Lesungen oder neue Lieder

Bühnen sind verwaist, Theater und Museen geschlossen, die Menschen bewegen sich in einem unsichtbaren Kokon von zwei Metern Durchmesser durch die Stadt. In dieser applauslosen Zeit zieht es viele Künstler ins weite Internet, wo die Klickzahlen Aufschluss über die Zahl der Zuschauer gibt. Daniel Dickopf, Sänger der A capella-Formation „Alte Bekannte“, sendet „Positive Gedanken zum Start in den Tag“ und stellt in dieser krisenhaften Zeit fest, „dass Dinge, die wir für absolut unverzichtbar gehalten haben, es nicht sind“. Etwa 6000 Menschen haben sich das angeschaut, eine ganze Menge.

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Manche Bands verharren zumindest virtuell in Schockstarre und schweigen, andere gestatten Einblicke in ihren Kreativprozess. Die Musiker von Cat Ballou, die sich nun anlassgemäß „Hauskatzen“ nennen, schicken sich vor den Augen ihrer Fangemeinde Tonspuren hin und her bis der neue Song „Su verliebt wie fröher“ fertig ist. „Wir sind super aufgeregt, denn sowas haben wir noch nicht gemacht“, verraten die Musiker auf Facebook. Und die nächsten neuen Töne der „Katzen“ lassen nicht lange auf sich warten.

Grüße von Niedecken an Alltagshelden

Auch „Wäje Dir“ und „Die, die mer sin“ sind in der Quarantäne entstanden. Die Kollegen von Kasalla starten erst ihren ersten eigenen Podcast, basteln dann mit ihren Fans ein riesiges „Mir sin eins“-Gesangsmosaik und legen dann sogar noch einen oben drauf. Am vergangenen Wochenende veröffentlichte die Band eine A capella-Version von „Immer noch do“. Für das Video erklommen die fünf Jungs um Sänger Bastian Campmann die Domspitze und sangen ihr Mutmach-Lied – so scheint es – für die ganze Stadt.

Einen sehr coolen Gruß sendet Wolfgang Niedecken an die Alltagshelden und schenkt ihnen das Lied „Huh die Jläser, huh die Tasse“, die Höhner bieten die ganze Unterhaltungspalette. Mal kocht Henning Krautmacher, der Schlagzeuger lädt zum Trommelquiz, der Pianist gibt den „Balladen-Onkel“. So meldete sich die Band für eine Woche lang an jedem Wochentag um 19 Uhr, sozusagen zur besten Sendezeit. Und einen neuen Song gibt es nun oben drauf. „Zeit für Menschlichkeit“ ist ein Gemeinschaftsprojekt mit Freunden der Band und mit dem Diözesan-Caritasverband. Unter anderem mit dabei: Peter Freudenthaler, Sänger von Fools Garden („Lemon Tree“), Bernd Stelter oder Pläsier.

„Bleibt gesund. Und senkrecht.“

Auch andere Bands nutzen die Zeit in den eigenen vier Wänden, um an neuen Ideen zu arbeiten. Nils Schreiber von Miljö präsentiert auf Facebook die Akustik-Demo „Oh“, die Beach Boys von Planschemalöör veröffentlichen den fertigen Song „Abgefuckt schön“. Neben einigen Covern (von Klüngelköpp bis Wheatus) gibt es auch von Stadtrand um Roman Lob Neues: „Bänk un Stöhl“ heißt das Werk.

Das Leben spielt dieser Tage im Netz, zwischen Ernsthaftigkeit und banaler Zerstreuung ist alles dabei. Das Schlusswort hat nochmals Gerd Köster: „Bleibt gesund. Und senkrecht.“