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Konzert im KulturkinoNRW-Orchester spielte in Vogelsang Hits aus Hollywood

Lesezeit 4 Minuten
Über einem großen Orchester ist auf der Leinwand ein Ausschnitt aus dem Film  „Forrest Gump“ zu sehen.

„Lauf Forrest, lauf“: Über den Köpfen des rund 60-köpfigen Ensembles wurden Filmszenen passend zur Musik eingeblendet.

Das Orchester der Landesregierung gastierte im Belgischen Kulturkino auf Vogelsang und brachte legendäre Filmmusik zu Gehör.

Eine monumentale Multi-Kinovorstellung der besonderen Art: Mit viel Applaus feierte das Publikum am Sonntagnachmittag das Orchester der Landesregierung aus Düsseldorf. Vorausgegangen war im großen Saal des einstigen „Belgischen Kulturkinos“ von Vogelsang ein Konzert mit dem Titel: „The Sound of Hollywood – mit Batman-Special“. Da wusste natürlich jeder der Zuhörer im vollen Saal mit dem Charme der 1950er-Jahre, auf was er sich eingelassen hatte. Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Denn das 60-köpfige Ensemble unter Leitung von Christian Ludwig (46) lief zu musikalischer Hochform auf und spielte legendäre Filmmusik. Dabei war so mancher echte Ohrwurm. Untermalt wurden die Stücke mit Ausschnitten aus den jeweiligen Filmen, die auf der großen Leinwand des Vogelsanger Kinos direkt über den Köpfen der Musiker liefen.

Seminar in Filmgeschichte für die Konzert-Besucher in Vogelsang

Die Musik passte – in der Regel – zu den gezeigten Filmsequenzen. Nur einmal gab's wohl ein zu hohes Tempo des Ensembles. So blieben einmal Szenen sozusagen „Stummfilm-Schnipsel“. Auf dem Programm standen Soundtracks von Streifen, die in den vergangenen Jahrzehnten in der Filmwelt Rang und Namen hatten. Speziell solche, die mit einem der begehrten Oscars für den Komponisten belohnt worden waren.

Entsprechend gab es während des Konzerts praktisch ein kleines Seminar in Filmgeschichte, dargeboten vom Essener Musikjournalisten und Regisseur Axel Fuhrmann. Kurzweilig führte er durch das Programm, berichtete von dem Ringen der Produzenten und Filmregisseure um die Auswahl des „richtigen“ Komponisten, machte auf die Darstellung der Helden, Retter und Friedensstifter in den Hollywood-Blockbustern aufmerksam. Und er erinnerte daran, dass Komponisten mitunter „so erfolgreich wie Regisseure und Hauptdarsteller“ seien.

Eröffnet wurde der musikalische Reigen im Halbdunkel des Kinosaals mit der „Fox-Fanfare“. Die berühmte Erkennungsmelodie des „20th Century Studios“ war von Alfred Neuman komponiert worden und feierte1953 vor dem Film „Wie angelt man sich einen Millionär?“ mit Marilyn Monroe Premiere.

Von „Fluch der Karibik“ bis zu „Star Wars“ und „Schindlers Liste“

Auch im weiteren Programm hatte Dirigent Christian Ludwig nur die größten Namen der Filmgeschichte aufgeboten. Dazu zählten Werke des gebürtigen Frankfurters und heutigen Wahl-Kaliforniers Hans Zimmer, wie beispielsweise sein Thema der „Fluch der Karibik-Reihe“. Weiter ging es mit Musik zum „Krieg der Sterne“ und dem „Raumschiff Enterprise“.

Bei der Musik des Filmkomponisten John Williams für Steven Spielbergs „Schindlers Liste“ verzichtete das Orchester bewusst auf bewegte Bilder und zeigte stattdessen schwarz-weiße Aufnahmen.

Besonders gewürdigt wurde dabei das Motiv für Violine, bewegend vorgetragen von Konzertmeister Enrique Carlsson. Der 1996 in Madrid geborene Spanier gilt als Spezialist für John Williams und schreibt aktuell an einer Dissertation über den Komponisten. Das Stück aus Schindlers Liste spiele er stets „mit einem Kloß im Hals“.

Einstige NS-Anlage Vogelsang ist heute ein Ort der Begegnung

Das mochte auch am Ort des Konzerts liegen. Die einstige NS-Anlage ist heute ein Ort der Begegnung. Thomas Kreyes, Geschäftsführer der gemeinnützigen Betreibergesellschaft „Internationaler Platz Vogelsang“ eröffnete so auch den Nachmittag und begrüßte die Gäste. Das Orchester der Landesregierung war 1948 gegründet worden und rekrutierte sich einst aus deren Mitarbeitern. Mittlerweile ist das Ensemble ein freies Orchester. Ein eingetragener Verein sorgt für die Finanzierung.

Das Land Nordrhein-Westfalen stellt allerdings noch den Schirmherren des Orchesters, aktuell ist das der Staatssekretär aus dem Finanzministerium Dr. Dirk Günnewig (CDU).


Das Kulturkino in Schleiden-Vogelsang

Als Truppenkino der Belgischen Streitkräfte war das Kulturkino 1953/1954 gebaut worden, damals mit rund 1100 Sitzplätzen. Heute verfügt das Belgische Kulturkino Vogelsang noch über 850 Klappsitze. Es hat sich längst zu einem bekannten Veranstaltungsort entwickelt, wo auch schon mal Konzerte mit den Kölner Bands Brings und Höhner stattfinden. Obschon es sein Dasein wie ein Geheimtipp ziemlich weitab von den Zentren fristet, ist das Kino aber genau deswegen ungestört von lärmempfindlichen Zeitgenossen.

Seit 2006 ist es wieder für die Öffentlichkeit zugänglich und wurde erst als Besucherzentrum genutzt. Seit 2012 ist das Lichtspielhaus saniert, der Originalzustand wurde dabei wieder hergestellt: Decken- und Wandbespannungen, die Lampen im Stile der 1950er-Jahre und mit Hinweisschildern auf Französisch und Niederländisch. Heute dient es als Ort für zahlreiche Veranstaltungen. (bst)