Köln – Ein Osterfest wie niemals zuvor liegt hinter den katholischen und evangelischen Christen in Köln. Wegen der Corona-Pandemie waren gemeinsame Gottesdienste verboten. Die Priester zelebrierten alleine in den Kirchen, die Gläubigen verfolgten die Gottesdienste von zu Hause aus. In den Predigten wurde klar: Die Oster-Botschaft erlangt in der derzeitigen Krise eine neue Intensität. Das machten auch Stadtsuperintendent Bernhard Seiger und Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zur Osternacht deutlich.
Ein Fest, das aus der Finsternis kommt
„Ostern ist ein Fest der Nacht, ein Fest, das aus der Finsternis kommt. In Finsternis hat die weltweite Corona-Pandemie so manchen von uns in diesen Tagen und Wochen gestürzt“, sagte Kardinal Woelki zu Beginn seiner Predigt zur Osternacht im fast menschenleeren Kölner Dom. Bedrückendes erlebten Menschen laut Woelki „in der Finsternis des Alleinseins, der Isolation, der Sorge um den Arbeitsplatz, der Angst vor einer Infizierung mit dem Virus“. Auch die Furcht, möglicherweise durch das Coronavirus zu sterben, ließ der Kardinal nicht unerwähnt.
Halt durch Jesus Christus
Die Auferstehung Jesu Christi mit der Verheißung des ewigen Lebens berge in einer solchen Zeit besonderen Halt und Trost. Das machte der Erzbischof in seiner eindringlichen Predigt zur Osternacht deutlich. „Alle Finsternis menschlicher Existenz“ werde von Gottes Licht, „dem Licht der Auferstehung“ durchdrungen. Das Sinnbild des Auferstandenen, die Osterkerze, brannte unterdessen im Dom ohne – wie üblich – genutzt zu werden, um die Kerzen der zahllosen Gläubigen, die normalerweise die Osternacht gemeinsam begehen, zu entzünden. Er sei sich sicher, die Gläubigen hätten daheim ihre Osterkerzen entzündet, so Kardinal Woelki. „Es war ein bewegender Gottesdienst“, kommentierte ein Zuschauer bei YouTube.
Superintendent Seiger hielt zur Osternacht in der Reformationskirche in Bayenthal einen Gottesdienst, der zeitgleich über Audio übertragen wurden. Darin setzte er die Sorgen angesichts der Pandemie mit der Last des Steines vor dem Grab Jesu in Verbindung. „Wie ein Stein verschließt das Virus und seine Ausbreitung die Lebensperspektiven. Wer wälzt diesen Stein weg?“, sagte Seiger.
Die Erlösung als ein Geschenk begreifen
Die Menschen seien durch die Erlebnisse der letzten Wochen verstört. „Wir erleben, dass etwas geschehen ist, das sich niemand hat vorstellen können. Dass unser Leben in zahlreichen Bezügen unterbrochen ist, dass Kontakte beschränkt werden in einem Ausmaß, das beispiellos ist“, hieß es in Seigers Predigt.
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In einer solchen Situation könne die Erlösung nur ein Geschenk sein. Etwas, das wir „nicht in der Hand“ haben. „Die Liebe und der Glaube. Das können wir aus der Osternacht mitnehmen. Es fängt etwas neu an, das uns nur geschenkt werden kann“, sagte Seiger.
Er hob auch hervor, dass während der Krise Nächstenliebe und Rücksichtnahme neu entdeckt worden seien. „Wir fragen nicht mehr wie gewohnt: Was brauche ich, ich, ich? Sondern wir fragen: Was brauchen der oder die, die schwächer sind?“