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Kölnisches StadtmuseumSchau im Foyer widmet sich der Sammelleidenschaft

Lesezeit 3 Minuten
Blick in den Ausstellungsraum: Die bunten Holzstäbe im Vordergrund hat BAP-Sänger Wolfgang Niedecken im Familienurlaub 1984 am Strand von Griechenland gesammelt und zu einer Assemblage verarbeitet. Im Hintergrund der Bildschirm mit Ferdinand Franz Wallraf und ein  Foto von Weckmännern.

Die bunten Holzstäbe im Vordergrund hat BAP-Sänger Wolfgang Niedecken im Familienurlaub 1984 am Strand von Griechenland gesammelt und zu einer Assemblage verarbeitet.

Im Open Space im Foyer des Kölnischen Stadtmuseums geht es bis zum 24. November um das Thema Sammeln. Prominente und Kölner berichten von ihrer Leidenschaft.

Comics vom Lieblings-Superhelden, Platten einer bestimmten Band oder besondere Münzen - viele Menschen hegen eine Sammelleidenschaft. Künstlerin Barbara Räderscheidt begeistert sich zum Beispiel für Weckmänner. Insbesondere die Gesichter und Haltungen haben es ihr angetan. Bevor sie diese verzehrt, hält Räderscheidt sie deshalb fotografisch fest.

Solche eher skurrilen, aber auch banalen Dinge zeigt das Kölnische Stadtmuseum nun in seiner Ausstellung „Sammel-Leidenschaft - Wallraf für Köln“ im Open Space im Foyer. Anlässlich des 200. Todestags des Kölner Sammlers Ferdinand Franz Wallraf soll der Bogen vom 19. Jahrhundert bis heute geschlagen werden. Mit seiner Sammlung, die mehr als 40 000 Kunstwerke und historische Objekte beinhaltete, legte Wallraff einst den Grundstein für die Kölner Museen.

Den aktuellen Beitrag zum Thema liefern die Exponate von acht Prominenten. „Wir freuen uns sehr, dass zahlreiche Kölner Persönlichkeiten uns für dieses Projekt Zugang zu ihren ganz privaten Schätzen und Sammlungen ermöglicht haben“, sagt Dr. Matthias Hamann, Direktor des Kölnischen Stadtmuseums. Kuratorin Dr. Marina Rieß ergänzt: „Die Stücke geben intime persönliche Einblicke in die Leidenschaft des Sammlers.“

Ein Kunstwerk zur Erinnerung an den Urlaub

Die Gründe fürs Sammeln sind derweil so vielfältig wie die Stücke selbst. Sei es die Faszination für ein Thema wie beim Publizisten Martin Stankowski, der alles zu Blitzen sammelt, oder die durchs Sammeln entstehende Inspiration für künstlerisches Schaffen wie bei Wolfgang Niedecken. Der BAP-Sänger hat seine Assemblage „Souvenirs“ zur Verfügung gestellt. Entstanden war sie im Familienurlaub 1984, als er am griechischen Strand bunte Holzstöcke sammelte, die die Fischer beim Bootsanstrich zum Farbeumrühren nutzten. Die leuchtenden Farben inspirierten ihn zu dem Kunstwerk und erinnern ihn bis heute an den damaligen Urlaub.

Bei Jürgen Roters, ehemaliger Oberbürgermeister und 2. Vorsitzender der Freunde des Stadtmuseums, geht es eher um den Versuch, durchs Sammeln etwas vor dem Vergessen bewahren zu können. Seit fast 50 Jahren sammelt der 75-Jährige Schallplatten mit Volks- und Kunstliedern. Als Leichtathlet entdeckte er seine Liebe zur Musik, verband die Bewegung mit Natur und diesen Liedern. „Das Kulturgut, das wir da haben, müssen wir in die Zukunft tragen“, betont er. Wenn er über den Kitsch der heutigen Volksmusik im Vergleich zu den Werken der Romantik spricht, ist ihm die Leidenschaft, die dem Sammeln zugrunde liegt, deutlich anzumerken. Roters Lieblingslied „Da unten im Tale“ von Johannes Brahms kann über einen QR-Code vor Ort gehört werden.

Jürgen Roters, ehemaliger Oberbürgermeister, zeigt seine Sammlung an Platten mit Volks- und Kunstliedern.

Jürgen Roters, ehemaliger Oberbürgermeister, zeigt seine Sammlung an Platten mit Volks- und Kunstliedern.

Und was sammelst du so?, fragt das Stadtmuseum gleichzeitig. „Sammeln ist aktuell wie eh und je“, ist sich Rieß sicher. „Deswegen wird auch die Kölner Bevölkerung Teil der Ausstellung.“ Sie ist aufgerufen, Fotos ihrer privaten, bunt gemischten Sammlungen einzureichen. Filzmäuse, Rollschuhe, Emaille-Töpfe - bereits 50 Menschen haben teilgenommen. „Und es werden täglich mehr“, betont Rieß. Gezeigt werden die digitalen Einsendungen auf einem Bildschirm in der Ausstellung.

Rahmenprogramm mit vielen Veranstaltungen

Rund um die Ausstellung gibt es zahlreiche Vorträge, Führungen und Kinderworkshops. So heißt es zum Beispiel am 6. November: „Wann wird sammeln zur Sucht? Das Messie-Syndrom“. Die Führungen beziehen auch die Original-Exponate von Wallraf mit ein und schaffen somit den Bezug zur Dauerausstellung. Gezeigt werden Wallrafs eher unbekannte Sammlungen wie Globen, Krüge oder Ofenkacheln auch digital auf einem Bildschirm im Open Space. Dieser bietet dem Museum an seiner neuen Stätte in der Minoritenstraße 13 die Möglichkeit, aktuelle Themen jenseits der Dauerausstellung zu bespielen. Bei freiem Eintritt kann im Foyer bis zum 24. November die Ausstellung zum Thema Sammeln besucht werden. Danach soll es an dieser Stelle weihnachtlich werden und um das Thema Krippen gehen.

Wer ebenfalls seine private Sammelleidenschaft im Stadtmuseum sehen möchte, kann Fotos davon unter dem Hashtag #kölnsammelt bei Instagram oder per E-Mail an Social-Media-Team@stadt-koeln.de einreichen.