Die Musiker von Kasalla eröffneten am Samstag die Saison im Kölner Tanzbrunnen und sendeten gemeinsam mit ihren Gästen eine klare Botschaft für Vielfalt und gegen Fremdenhass.
Saisoneröffnung in Köln„Rock 'n' Roll und Uff Tata“ vor 12.000 Kasalla-Fans im Tanzbrunnen
Die Stimmen der Tausenden klingen auch auf dem Heimweg nach. „Sing mich noh Hus“, stimmt eine junge Männergruppe zwischen Hohenzollernbrücke und Deutzer Brücke Arm in Arm an. Die Ballade, die sich spätestens seit dem Siegeszug bei „Loss mer singe“ im jüngeren kölschen Liedgut verankert hat, ist wenige Momente früher der Schlusspunkt eines fulminanten Kasalla-Konzerts. Frontmann Bastian Campman, Gitarrist Flo Peil, Bassist Sebi Wagner, Schlagzeuger Nils Plum und Keyboarder Ena Schwiers stehen auf einer Empore mitten in den 12 000 schunkelnden Zuschauern, ein Meer aus Handylichtern schwappt durch die wohl stimmungsvollste Open-Air-Spielstätte der Stadt.
Tanzbrunnen-Saisoneröffnung: Kasalla übernimmt Rolle von Tommy Engel
Zweieinhalb Stunden früher eröffnet die Band ihre Show mit „Home es wo d'r Dom es“, den „Rudeldiere“ und jede Menge Konfetti. Es dürfte lange her gewesen sein, dass eine Saisoneröffnung im Tanzbrunnen so laut und rockig war. In den vergangenen Jahren war die Rolle des Saison-Starters stets Tommy Engel vorbehalten, in diesem Jahr durften erstmals die Jungs von Kasalla ran. „Vielen Dank, dass wir das erleben dürfen“, freut sich Basti Campmann. „Das ist eine große Ehre für uns.“
Und ganz offensichtlich eine gute Entscheidung. Die Kasalla-Klassiker „Pirate“, „Alle Jläser Huh“, „Kumm mer lääve“, oder „Stadt met K“ begleitet der Tanzbrunnen-Chor so ohrenbetäubend laut, dass die Musiker auf der Bühne mehrfach ungläubig die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Und auch als der letzte Ton von „Mer sin eins“ schon lange verstummt ist, singt das Publikum minutenlang einfach weiter.
Wie gewohnt zeigt die kölsche Top-Band aber auch, dass sie für weit mehr steht als für „Rock 'n' Roll und Uff Tata“. Für die Toleranz- und Vielfalts-Hymne „Jröne Papajeie“ schaut Eko Fresh im Tanzbrunnen vorbei und schiebt direkt den eigenen Song „Quotentürke“ hinterher, in dem der Kölner Rapper Integrationsprobleme thematisiert. Gemeinsam mit den Kollegen von Planschemalöör, die den Tanzbrunnen schon als Vorband eingeheizt hatten, richten sich die Musiker mit „Fleisch un Bloot“ gegen Fremdenhass und Verschwörungstheoretiker. „Arsch Huh - Zäng ussenander“ und „FCK AFD“ blinkt dazu auf den LED-Wänden im Hintergrund der Bühne auf. Auch der Klimawandel kommt zur Sprache. Bereits 2012 blickten Kasalla in „Köllefornia“ in eine Zeit voraus, in der „Litschis in Longerich“ und „Papayas in Porz“ wachsen, in der die Linie 13 direkt am Meer entlang fährt und Düsseldorf schon lange versunken ist.
Kasalla und Fans schunkeln sich nach Hause
Neben dem Besten aus etwas mehr als einem Jahrzehnt Kasalla garniert die Band das Programm mit einer mitreißenden eigenen Version des Höhner-Hits „Kumm loss mer fiere“, die im vergangenen Jahr im WDR-Format „Das kölsche Tauschkonzert“ entstanden ist. Auch die wunderbare A-Capella-Version von „Immer noch do“ aus der Pandemie-Zeit steht auf der 24 Titel umfassenden Setliste.
Nachdem sich Band und Zuschauer in der dritten Zugabe zumindest musikalisch nach Hause singen und schunkeln, ist auf die Minute genau um 22 Uhr Schluss. Ein spektakuläres Höhenfeuerwerk entlässt die Fans in die fast schon laue Frühsommernacht.
Treffpunkt der Stadtgesellschaft
Die Saisoneröffnung im Tanzbrunnen ist traditionell auch ein Treffen der Kölner Stadtgesellschaft. Nachdem sich der ehemalige Geschäftsführer des Tanzbrunnen-Betreibers Kölnkongress, Bernhard Conin, nach über vier Jahrzehnten in den Ruhestand verabschiedet hatte, begrüßte erstmals Nachfolger Ralf Nüsser die geladenen Gäste im VIP-Zelt des Tanzbrunnens. „Wir haben diesem Abend seit Wochen entgegengefiebert“, freute sich Nüsser.
Gekommen waren unter anderem Oberbürgermeisterin Henriette Reker, der frühere Oberbürgermeister Jürgen Roters, Messe-Chef Gerald Böse, Messe-Geschäftsführer Oliver Frese, der Geschäftsführer der Lanxess-Arena, Stefan Löcher, Ludwig Sebus, Stadtdechant Robert Kleine, Rundschau-Herausgeber Helmut Heinen und die Ratsfraktionsvorsitzenden Bernd Petelkau (CDU), Christian Joisten (SPD) und Lino Hammer (Grüne).