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„Zeughaus müsste für Museumsbetrieb entkernt werden“Wo wird das Stadtmuseum in 10 Jahren beheimatet sein?

Lesezeit 4 Minuten
Sanierungsfall: Das historische Zeughaus von 1606 ist mit Asbest belastet und steht seit drei Jahren leer. Das Stadtmuseum war hier 63 Jahre lang zu Hause.Thomas Banneyer

Sanierungsfall: Das historische Zeughaus von 1606 ist mit Asbest belastet und steht seit drei Jahren leer. Das Stadtmuseum war hier 63 Jahre lang zu Hause.

Wenn das marode Zeughaus wieder zur dauerhaften Heimat des Stadtmuseums Köln werden soll, müsste es vollständig entkernt und neu aufgebaut werden, sagt Museumsdirektor Matthias Hamann.

Es läuft gut für das Kölnische Stadtmuseum seit der Wiedereröffnung im ehemaligen Modehaus Sauer. Mehr als 15.000 Besucher haben die neue Dauerausstellung schon gesehen. Doch Direktor Matthias Hamann richtet den Blick in die Zukunft. Wo wird das Stadtmuseum in 10, 15 Jahren beheimatet sein? Das kleine Haus Sauer sollte ja nur eine Übergangslösung sein. Und das Zeughaus, von 1958 bis 2021 Heimat des Stadtmuseums, ist seit drei Jahren ungenutzt und steht leer.

Bei der Rundschau-Veranstaltung „Menschen 2024“ sprach Hamann über eine mögliche Rückkehr des Stadtmuseums ins Zeughaus, für die sich auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker einsetzt. Er betonte, man brauche zunächst eine Machbarkeitsstudie. Diese solle idealerweise bis 2026 vorliegen, damit die Umsetzung im Jahr 2027 beginnen könne. „Das Zeughaus ist ein sehr schwieriger Bau in einem entsetzlichen Zustand. Es reicht nicht, die Wände zu streichen und die Fensterläden zu erneuern“, sagte Hamann. Für eine künftige Nutzung als Museum „muss man das Zeughaus komplett entkernen. Das heißt, man muss alle Geschosse rausnehmen. Da ist Asbest in den Wänden. Das muss bis auf den Backstein alles raus. Die Stockwerke müssen raus und die Dachgeschosse auch. Und dann müssen wir es neu aufbauen. Alles andere macht überhaupt keinen Sinn, weil sonst machen wir mit genauso einem Provisorium weiter.“ Um einen attraktiven Museumsstandort zu schaffen, müsse auch das Umfeld des Baus samt Zuwegung neu gestaltet werden.

Die Stadt hat im April eine Untersuchung vorgelegt, was nötig sei, um das marode Zeughaus und die benachbarte Alte Wache für kulturelle Zwischennutzungen wie Konzerte, Ausstellungen oder Proberäume zu ertüchtigen. Kosten: zwischen 39.000 und 560.000 Euro Minimum. Dagegen wurde eine Generalsanierung vor einigen Jahren mit 91 Millionen Euro veranschlagt.

Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitta von Bülow, ist Hamanns Plänen nicht abgeneigt, sie sagte der Rundschau: „Das Zeughaus hat schon früher als Standort für das Stadtmuseum funktioniert. Das könnte es auch in Zukunft. Wann eine Machbarkeitsstudie dafür sinnvoll wird, ist auch von den weiteren Entwicklungen rund um die Historische Mitte abhängig.“

Wie berichtet, hatte die Hohe Domkirche das Gemeinschaftsprojekt mit der Stadt am Roncalliplatz, in dem auch das Stadtmuseum dauerhaft untergebracht werden sollte, im Januar aus Kostengründen abgesagt. Seitdem ist unklar, was aus dem Kurienhaus der Kirche und dem Studienhaus des Römisch-Germanischen Museums wird.

CDU-Kulturpolitiker Ralph Elster sagte, er persönlich würde es „sehr begrüßen, wenn das Stadtmuseum wieder in seinen Stammsitz im Zeughaus zurückkehrt“. In jedem Fall solle das Ensemble rasch wiederbelebt werden. „Man könnte zum Beispiel im Zeughaus zunächst eine Zwischennutzung ermöglichen und parallel mit der Sanierung der Alten Wache beginnen.“ Zur Forderung nach einer Machbarkeitsstudie sagte Elster: „Wir müssen hier nicht wieder bei Null anfangen.“ 2008/09 seien bereits Pläne für den Umbau des Stadtmuseums samt Überbauung des benachbarten Parkplatzes an der Römermauer erarbeitet worden, „die bauantragsreif waren. Darauf kann man aufbauen.“

Dagegen meint Maria Helmis-Arend, kulturpolitische Sprecherin der SPD: „Die Diskussion um die Zukunft des Stadtmuseums sollte nicht allein auf die Standortfrage verengt werden. Was wir jetzt brauchen ist ein wirklich innovatives Museumskonzept. Denkbar wäre auch ein dezentrales Konzept mit einem Ankerpunkt und digital begleiteten Routen durch Köln.“


Besucherzahlen der Museen

Nach dem Rundschau-Bericht zu den Besucherzahlen der Kölner Museen 2023, die mit knapp 740.000 das Vor-Corona-Niveau noch lange nicht erreicht haben, fordert Ralph Elster (CDU), die Stadt müsse sich im Kulturbereich höhere Ziele setzen. „Die Bonner Museumsmeile lockt jährlich 1,5 Millionen Menschen an. Daran muss sich Köln messen lassen. Langfristig muss Köln den Anspruch haben, zwei Millionen Museumsbesucher pro Jahr anzuziehen. Dazu braucht es populäre Ausstellungskonzepte, die viele Menschen ansprechen.“

Brigitta von Bülow (Grüne) sagt: „Wir glauben, dass sich die Besucherzahlen wieder einpendeln werden. Damit das gelingt, muss noch an einigen Stellschrauben gedreht werden.“ Dazu gehöre die Digitalisierung sowie in einigen Häusern die Neuaufstellung der ständigen Sammlung. „Auch beim Marketing und den Öffnungszeiten sind Anpassungen denkbar. Außerdem müssen sich die Museen noch stärker öffnen, damit eine breitere Zielgruppe sie als attraktive Aufenthaltsorte erleben kann.“

Maria Helmis-Arend (SPD) meint: „Die Museen als zentrale Orte der Teilhabe müssen sich noch viel mehr für alle Kölnerinnen und Kölner öffnen, damit die Besucherzahlen sich weiter verbessern.“ Dazu habe die SPD ein Kulturticket mit vergünstigten Angeboten vorgeschlagen. Die Museen müssten „durch Satellitenausstellungen zu den Menschen in die Veedel gehen, gerade im Rechtsrheinischen und in den äußeren Stadtvierteln“. (fu)