Die städtischen Museen in Köln hatten im vergangenen Jahr 11,1 Prozent mehr Gäste als im Vorjahr. Das Vor-Corona-Niveau ist aber noch nicht wieder erreicht.
Nach Corona-PandemieKölner Museen locken wieder mehr Besucher an
Nach dem dramatischen Rückgang der Besucherzahlen während der Corona-Pandemie haben sich die Kölner Museen im vergangenen Jahr weiter erholt. Das Vorkrisenniveau haben sie aber noch nicht wieder erreicht. Insgesamt besuchten nach Angaben der Stadt Köln im vorigen Jahr 736.895 Menschen die Dauer- und Sonderausstellungen der neun städtischen Museen. Das waren 73.376 mehr Besucher als im Vorjahr (plus 11,1 Prozent), aber 155.502 weniger Gäste als im Vor-Corona-Jahr 2019 (minus 17,4 Prozent). In den Jahren 2020 und 2021, als die Museen auf Anordnung der Regierung teils monatelang schließen mussten, hatten die neun Häuser nur etwa halb so viele Besucher. 2020 waren es rund 375.000, im Folgejahr sogar nur noch knapp 300.000.
Im Jahr 2022, als am 8. April die Corona-Auflagen ausliefen und die Zahl der Gäste aus dem Ausland wieder zunahm, konnten in den Kölner Museen bereits wieder 663.519 Besucher begrüßt werden – damit waren rund drei Viertel der Vor-Corona-Zahlen erreicht.
Museum Ludwig bleibt Spitzenreiter
Unangefochtener Spitzenreiter unter den Kölner Häusern bleibt das Museum Ludwig. Es konnte seine Besucherzahlen im vergangenen Jahr um rund 40.000 steigern. Mit seiner Dauerausstellung und Sonderschauen etwa zur Künstlerin Ursula und der ukrainische Moderne zog es insgesamt 282.350 Gäste an. Das waren 36.350 mehr als kalkuliert. Gemäß der Planung lagen die Gesamtkosten bei 27,1 Millionen Euro, wovon 3,9 Millionen Euro oder 14,3 Prozent durch Ticketverkäufe erlöst werden sollten. In allen anderen Kölner Museen liegt der geplante Kostendeckungsgrad deutlich niedriger, er beträgt zum Teil weniger als ein Prozent.
Das zweite Flaggschiff der Kölner Museumslandschaft, das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud (WRM), konnte seine Besucherzahlen von 95.565 im Jahr 2022 um 27,1 Prozent auf 121.475 steigern. Das waren aber fast 73.000 weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019. Museumsdirektor Marcus Dekiert ist dennoch zufrieden. „Rund 120.000 Besucher sind für uns in einem Jahr ohne eine große Sonderausstellung ein gutes Ergebnis.“ 2019 lief im WRM der Publikumsmagnet „Inside Rembrandt“ – übers Jahr verteilt kamen damals fast 200.000 Besucher.
Kölner Museen: 2023 deutlich weniger Gäste als vor den Corona-Jahren
Deutliche Rückgänge von mehr als 20 Prozent im Vergleich zu 2019 mussten voriges Jahr das Museum für Angewandte Kunst (MAKK) und das Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) sowie das NS-Dokumentationszentrum (NS-DOK) hinnehmen. Dagegen konnten die beiden kleinsten Kölner Häuser, das Museum Schnütgen und das Museum für Ostasiatische Kunst, ihre Besucherzahlen im Vergleich zu 2019 kräftig steigern und auch ihre Planungen deutlich übertreffen.
Mit 736.895 Besuchern im Jahr 2023 insgesamt schnitten die Kölner Museen aber deutlich schlechter ab als im langfristigen Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre 2007 bis 2019. Damals wurden laut Stadt jährlich im Schnitt rund 976.500 Gäste gezählt. Der Rückgang hängt auch mit der baulichen Situation mehrerer Häuser zusammen. So lockt das seit 2018 geschlossene Römisch-Germanische Museum (RGM) in seinem Interim im Belgischen Haus an der Cäcilienstraße nur noch knapp 50.000 Besucher pro Jahr an. Die Sanierung seines Stammsitzes am Roncalliplatz wird, Stand jetzt, nicht vor 2028 abgeschlossen.
Auch das Kölnische Stadtmuseum, das seine Dauerausstellung im Zeughaus 2017 wegen eines Wasserschadens schließen musste, war im vergangenen Jahr stark beeinträchtigt. Seine kleinen „Pop-up“-Ausstellungen im Modehaus Sauer besuchten von Januar bis Juli 2023 nur 12.671 Menschen. Danach konnte nichts mehr gezeigt werden, denn auf der Museumsbaustelle an der Minoritenstraße lief der Endspurt für die Eröffnung der neuen Dauerausstellung. Immerhin geht es seitdem steil bergauf. In den ersten sieben Wochen kamen bereits mehr als 15.000 Menschen.
Großteil der Museumsbesucher zahlt keinen Eintritt
Als öffentliche Kultur- und Bildungseinrichtungen werden die städtischen Museen in erheblichem Umfang bezuschusst. Im laufenden Jahr gibt die Stadt Köln dafür insgesamt 65,4 Millionen Euro aus. Nach Angaben der Stadtverwaltung lag der Zuschussbedarf pro Besucher im Museum Ludwig im vergangenen Jahr bei 51 Euro. Geplant waren 43 Euro. Das Kulturdezernat erklärte dazu auf Anfrage, „unvorhersehbare Kostensteigerungen im Bereich der Energiekosten und der Bauunterhaltung“ hätten zu Mehraufwendungen geführt. „Hierdurch stieg der Zuschussbedarf deutlich. Die höhere Besucherzahl als angenommen durch die beliebten Ausstellungen von Ursula und Füsun Onur konnte diesen Mehrbedarf zwar etwas abmildern, jedoch nicht kompensieren.“
Mit durchschnittlich 51 Euro Zuschuss pro Besucher steht das Museum Ludwig im Vergleich zu anderen Häusern noch gut da. Wie dem Haushaltsplan der Stadt zu entnehmen ist, kalkulierte etwa das Museum Schnütgen im vergangenen Jahr mit einem Zuschussbedarf von 57 Euro. Beim RGM waren es 77 Euro, beim MAKK 143 Euro und beim RJM 166 Euro. Bei letzterem betrug der geplante Kostendeckungsgrad 1,3 Prozent, beim RGM nur 0,7 Prozent.
Die Höhe des Zuschussbedarfs hängt auch damit zusammen, dass ein Großteil der Museumsbesucher keinen Eintritt bezahlt. Dazu zählen etwa Schülerinnen und Schüler, Kölnpass-Inhaber, Mitglieder des Stadtrats und der Bezirksregierung, aber auch Kölnerinnen und Kölner am Tag ihres Geburtstags sowie Geflüchtete mit einer Begleitperson. Beim Museum Ludwig betrifft das mehr als ein Drittel der Gäste (36 Prozent), im RJM 48 Prozent, im MAKK 50 Prozent
Bauarbeiten für die WRM-Erweiterung beginnen
Eine Steigerung der Besucherzahlen ist zum Ende des Jahrzehnts mit der Wiedereröffnung des RGM in Sicht sowie mit der Eröffnung des neuen jüdischen Museums „MiQua“, das der Landschaftsverband Rheinland (LVR) betreiben wird. Ansonsten können vorerst wohl nur große Sonderausstellungen populärer Künstler die Zahlen deutlich nach oben treiben. Zu den Aussichten für 2025 erklärte die Stadt: „Nach dem Rückgang durch die coronabedingten Einschränkungen wird eine zunehmende Konsolidierung der Besucherzahlen erwartet.“
Doch die nächsten Einschränkungen stehen schon vor der Tür. Am 28. Mai ist der Spatenstich für den WRM-Erweiterungsbau. Das bedeutet jahrelange Bauarbeiten mit Erschütterungen, Staub und Lärm. Außerdem steht die Generalsanierung der Haustechnik des WRM an. „Ab Mitte 2025 werden wir aus Rücksicht auf die Kunstwerke und die Leihgeber keine großen Sonderausstellungen mehr machen können“, sagt WRM-Direktor Dekiert. Auch im Museum stehen in nächster Zeit Bauarbeiten an - die raumlufttechnische Anlage muss erneuert werden. Das soll bei laufendem Betrieb erfolgen.