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Wolfgang Niedecken wird in Köln geehrt„Irre, was in einem Leben  passiert“

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Ehrung Niedecken

Große Ehre für den Kölschrocker: Wolfgang Niedecken und Oberbürgermeisterin Henriette Reker

Der 72-Jährige trug sich mit Verspätung ins Goldene Buch der Stadt ein - Balsam auf seiner Seele spürt er aus einem anderen Grund.

Danke für die wunderbare Laudatio“, bedankt sich Wolfgang Niedecken bei Oberbürgermeisterin Henriette Reker, „es ist schon irre, was in einem Leben passiert“. Der 1951 in Köln geborene Musiker, Maler und Autor durfte sich am Freitag im Hansasaal des Historischen Rathauses in das Goldene Buch der Stadt Köln eintragen. „Es ist gleich nach der Ernennung zum Ehrenbürger – die höchste Auszeichnung unserer Stadt“, so Reker. Niedecken hätte die Ehrung eigentlich am 10. Dezember, am Tag der Menschenrechte, zusammen mit Rolly Brings, Dr. Monika Hauser und Alice Schwarzer entgegennehmen sollen, da war er jedoch mit den Sartory-Konzerten zum Auftakt seiner "Zeitreise"-Tour gut beschäftigt. „Dann habe ich ihn wenigstens ganz für mich“, sagte Reker damals. Sie schwärmte schon als junges Mädchen für die Gruppe BAP.

Niedecken ist weit über Kölns Grenze hinaus bekannt

Niedecken studierte Freie Malerei und Kunstgeschichte, 1976 gründete er die Band BAP, vor allem zu Beginn der 80er Jahre stürmten die Musiker die Säle der Republik. BAP wurde weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. „Die Neue Züricher Zeitung schrieb 2016 über dich, du würdest als Singer-Songwriter in einem Atemzug mit Bruce Springsteen genannt, wäre deine Muttersprache nicht Kölsch, sondern Englisch. Diesem Urteil kann ich mich anschließen – verbunden mit der Dankbarkeit dafür, dass du der kölschen Sprache treu geblieben bist“, so Reker in ihrer Ansprache. Weiter führt sie aus: „Du hast mit gefestigten Überzeugungen zu einer demokratischen Gesellschaft Texte verfasst, die viele zum Nachdenken bringen – auch mich. Beispielhaft dafür steht das Lied „Ruhe vor'm Sturm“, in dem du dich mit den Erfolgen nationalistischer und autoritärer Parteien während der letzten Jahre auseinandersetzt“.

,Unsere Stammbaum' mitten auf der Deutzer Brücke. Es war zutiefst bewegend.
Wolfgang Niedecken, zur Demonstration gegen die AfD

Für sein soziales und gesellschaftliches Engagement hat Niedecken sich verdient gemacht und wurde 2013 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. 1992 gründete er mit anderen Musikern die Initiative „Arsch huh“. Weiter ist er Botschafter der Organisation „Gemeinsam für Afrika“, einem Zusammenschluss namhafter Hilfsorganisationen. Sein Projekt „Rebound“ entwickelt Traumatherapien, Ausbildung und Beschäftigung für ehemalige Kindersoldaten in Uganda und der Demokratischen Republik Kongo. „Vielleicht war es Fügung, dass die Ehrung deiner Verdienste in eine Zeit fällt, wo die Zivilgesellschaft für ihr Verständnis von Demokratie, Rechtsstaat und Mitmenschlichkeit aufgestanden ist“, so Reker weiter.

Diesen Punkt greift Niedecken in seiner Rede auf. „Die Demo am Sonntag und die Menschenmassen in Köln waren Balsam auf meiner Seele und ein Lichtblick. Ein Chor sang das Bläck-Fööss-Lied „Unsere Stammbaum“ mitten auf der Deutzer Brücke. Es war zutiefst bewegend“. Niedecken freut sich über die Ehre, sich in das Goldene Buch der Stadt Köln eintragen zu dürfen. „Wie Kennedy und Obama“, schmunzelt er. Und was sagt Ehefrau Tina? „Wir lachen sehr viel zusammen. Das ist die halbe Miete“. Seit 30 Jahren sind die beiden verheiratet und feierten kürzlich ihre Perlenhochzeit.