Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker ehrt Rolly Brings, Monika Hauser, Alice Schwarzer und Wolfgang Niedecken am Tag der Menschenrechte.
Tag der MenschenrechteVier neue Einträge ins Goldene Buch der Stadt Köln
Es ist die höchste Anerkennung der Stadt Köln: ein Eintrag ins Goldene Buch. Seit 1897 verewigen sich darin herausragende Persönlichkeiten, die sich um die Stadt Köln verdient gemacht haben. Seit Samstag gehören auch Rolly Brings, Dr. Monika Hauser und Alice Schwarzer dazu. Eigentlich auch Wolfgang Niedecken, doch sein Autogramm lässt noch auf sich warten.
Rolly Brings singt „Europa“
Der Kölner Musiker und Texter Rolly Brings setzt sich in seinen Liedern für Humanität und Solidarität ein. Seine kölschen Texte zeigen klare Kante gegen Antisemitismus und Rassismus. Sie richten sich auch manchmal gegen die Kölner selbst, wenn sie ihre Weltoffenheit für einen Moment vergessen. Rolly Brings hält auch das Erinnern an die Widerstandskämpfer, wie die Edelweißpiraten, in der NS-Zeit wach. Brings ist glücklich, dass alle seine Kinder diese Fackel weitertragen. Nach seiner Unterschrift spielt er auf seiner Gitarre das Lied „Europa“.
Monika Hauser gründete vor gut 30 Jahren im Jugoslawienkonflikt die Frauenrechtsorganisation medica mondiale und unterstützt seitdem Frauen und Mädchen, die sexualisierte Gewalt in Kriegs- und Krisengebieten erfahren haben. Köln ist der Mittelpunkt der Organisation. Auch heutzutage sei die Notwendigkeit von medica mondiale aktueller denn je. Es sei erwiesen, dass Traumata an die nachfolgenden Generationen weitergegeben werden können, wenn sie nicht verarbeitet werden würden, so Hauser. Die Gynäkologin appellierte an die Gäste des Empfangs im Rathaus, dass die Verhinderung von Krieg das oberste Gebot allen politischen Handels sein muss.
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Auch Journalistin und Publizistin Alice Schwarzer erhielt die Ehrung für ihre Verdienste für die Frauenbewegung. Schwarzer ist seit 1976 Wahl-Kölnerin. Sie initiierte 1971 im „Stern“ die Kampagne: „Wir haben abgetrieben!“ und ist Gründerin der feministischen Zeitschrift „Emma“. Ferner gründete Sie den Frauen-Media Turm in Köln. Dort werden Dokumente von Frauenbewegung und Feministinnen gesammelt. Zwar habe die Frauenbewegung viel erreicht, aber Schwarzer erklärte, dass auch heute in Deutschland jeden zweiten Tag eine Frau durch Freund, Ehemann oder Ex-Partner umgebracht werde. Auch mit 81 Jahren habe sie nie aufgehört, sich für die Rechte von Frauen einzusetzen.
Niedecken spielt Zeitreise-Tour
Wolfgang Niedecken war selbst nicht anwesend. Der BAP-Frontmann spielte die ersten Konzerte der Zeitreise-Tour im Sartory-Saal, die Rundschau berichtete. Er bedankte sich jedoch für die Ehrung per Videobotschaft. Der Musiker, Maler und Autor wird für sein soziales und politisches Engagement geehrt. 1976 gründete er die Kölschrock-Band BAP. Er habe mit seiner demokratischen Überzeugung Texte verfasst, die viele zum Nachdenken angeregt haben, zum Beispiel „Ruhe vor dem Sturm“, so Reker. Auch gründete er die Initiative „Arsch huh, Zäng ussenander“ und macht sich für die Afrikahilfe stark. Niedecken will seine Unterschrift bald nachholen.
Der Empfang fand in der Piazzetta des Historischen Rathauses statt. Nicht ohne Grund am 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte. Zu Beginn spielte das Streichtrio der Sinfonietta Vivazza das Stück „Tanec/Tanz“ von Hans Krása aus dem Programm „Resistance – Der Wiederbelebung entarteter Musik“. Krása hat das Stück 1944 im Lager Theresienstadt geschrieben. Im gleichen Jahr wurde er nach Auschwitz transportiert und ermordet. Den Holocaust bezeichnet Oberbürgermeisterin Henriette Reker als den Tiefpunkt in der Menschheitsgeschichte. Sie verwies auf die Erklärung der Menschenrechte „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“. Das 1948 aufgesetzte Dokument sei dieser Tage aktueller denn je.
Umgeben von aktuellen Krisen
Reker erklärte, dass wir derzeit von Krisen umgeben seien: Kriege, Klimakrise, Rechtsextremismus, Antisemitismus und auch die Bedrohung der Demokratie von Innen heraus. Umso mehr freute sich die Oberbürgermeisterin über die Ehrungen von Menschen, „die sich durch mutiges und authentisches Handeln hervorgetan haben.“ Die Erste Bürgerin berichtete, dass diese vier Persönlichkeiten zwei große Themen besetzen. Zum einen für das Eintreten für die Rechte von Frauen, welche immerhin die Hälfte der Menschheit ausmachen. In Köln sind es sogar 51,5 Prozent. Zum anderen für das Eintreten für eine offene Gesellschaft, für Akzeptanz und Vielfalt.