Die Hohe Domkirche steigt aus - wie es nach dem Stopp der Historischen Mitte im Zentrum weitergehen könnte, ist völlig unklar.
Stopp für das Großprojekt in KölnDomkirche steigt aus der „Historischen Mitte“ aus – Zukunft völlig offen
Der Bau der Historischen Mitte in Köln ist gestoppt. Am Dienstag gab die Hohe Domkirche als Projektpartnerin der Stadt in einer Presseerklärung bekannt, dass man das Projekt aus finanziellen Gründen nicht weiterverfolgen werde. Beide Partner werden in den kommenden Wochen beraten und prüfen, welche Möglichkeiten es für die geplante Nutzung am Standort dennoch geben könnte. Sobald diese Beratungen abgeschlossen sind, werden die zuständigen Gremien damit befasst. Damit ist das zentrale Bauprojekt in Köln, das nun über rund zehn Jahre geplant wurde, auf Null gesetzt. Nach den jüngsten Planungen hätte der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am 6. Februar den Baubeschluss treffen sollen.
Worum geht es bei der „Historischen Mitte“
Bei dem Projekt „Historische Mitte“ geht es um ein Gemeinschaftsvorhaben der Stadt Köln und der Hohen Domkirche am Roncalliplatz. Geplant waren dort zwei neue Gebäude: ein neues Domizil für das „Kölnische Stadtmuseum“ sowie ein Bürohaus für Mitarbeiter von Kirche, Stadtmuseum und Römisch-Germanischem Museum (RGM). Für diese Neubauten sollten das Kurienhaus der Kirche und das Studienhaus des RGM abgerissen werden. Vor rund zehn Jahren hatte der frühere Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) das Projekt erstmals angeregt.
Damit ist eines der zentralen Vorhaben in der Amtszeit von OB Henriette Reker (parteilos) gestoppt. Zugleich droht im Zentrum nun immer mehr Stillstand. Wie berichtet, klafft nach der Insolvenz der Düsseldorfer Gerch-Group da, wo das Laurenz Carré entstehen, soll ein Bauloch. Der Fortgang des Projektes ist völlig offen. Das Dom-Hotel wird frühestens im kommenden Jahr fertig. Vor allem aber ist jetzt unklar, wie es rund um das Römisch-Germanische Museum weitergeht. Die Vorbereitungen für die Sanierung laufen seit Jahren, doch die Kosten sind inzwischen auf rund 177 Millionen Euro gestiegen. Zuletzt waren sie mit 91,2 Millionen Euro (August 2022) kalkuliert worden.
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Scharfe Kritik am Architekten-Entwurf
Der Siegerentwurf für die Historische Mitte aus dem Wettbewerbsverfahren stammt aus dem Büro Staab Architekten. Er war von Teilen der Politik kritisiert worden, von einer „Betonwüste“ war die Rede. Volt verlangte eine Dach- und Fassadenbegrünung, der Rat forderte auch Photovoltaik-Anlagen und wollte geprüft haben, inwieweit eine Holzhybridbauweise möglich sei. Seit dem Grundsatzbeschluss zur Historischen Mitte von Dezember 2021 wurden die Pläne leicht überarbeitet, unter anderem wurde mehr Fensterfläche eingeplant. Die Kosten für das Projekt waren zuletzt auf 207 Millionen Euro gestiegen. Nach dem vereinbarten Kostenschlüssel trägt die Stadt Köln davon 80 Prozent, 20 Prozent entfallen auf die Hohe Domkirche.
Im Jahr 2016 war der Entwurf der Historischen Mitte erstmals vorgestellt worden. Zu der Planung des Ensembles sagte Reker damals: „Das sieht aus wie hingeküsst.“ Doch mit den explodierenden Baukosten wurden die Zweifel immer größer. Schon beim traditionellen Herrenessen des Fördervereins des Stadtmuseums vermied Reker 2022 ein klares Bekenntnis zu dem Vorhaben. Damals hatte sie dem Rat eine Liste mit Großbauprojekten vorgelegt, verbunden mit Aufforderung, zu priorisieren oder Projekte zu streichen. Dem ist die Politik bis heute nicht nachgekommen, allerdings wurde die Historische Mitte immer mehr in Frage gestellt.
Völlig offen ist damit auch die Zukunft der Kölnischen Stadtmuseums. Das Interim im Modehaus Sauer ist immer noch nicht bezogen. Ende März soll es eröffnet werden und vermutlich rund zehn Jahre dort bleiben. Doch wo die langfristige Zukunft des Stadtmuseums liegt, ist nun wieder völlig offen. Das angestammte Haupthaus an der Zeughausstraße ist völlig marode und seit 2018 geschlossen.