Nach Monaten des Stillstands bestätigen sich die dunklen Vorzeichen: Die Projektgesellschaften für das Laurenz Carré haben Insolvenzantrag gestellt.
Keine RettungGerchgroup stellt Insolvenzantrag für Laurenz Carré in Köln
Im Sinkflug befand sich das Bauvorhaben Laurenz Carré schon länger. Seit dem Frühjahr herrscht Stillstand auf Kölns wohl bekanntester Baustelle in direkter Nachbarschaft zu Roncalliplatz und Kölner Dom. Nun ist die Bruchlandung erfolgt: Die Gerchgroup hat am Donnerstag beim Amtsgericht Düsseldorf Insolvenzantrag für die Projektgesellschaften des Laurenz Carré gestellt. Die Verhandlungen mit den Finanzierungspartnern sind gescheitert, das gaben der Projektentwickler und der Insolvenzverwalter am Freitag bekannt.
Dabei ist es nicht einmal ein Jahr her, dass die Gerchgroup gegenüber der Rundschau ankündigte, das Projekt nach einem geplatzten Verkauf eigenständig zu Ende bauen zu wollen. Damals hatte sie gerade die erste Rechnung über 130 Millionen Euro an die Corestate geschickt. Die Kapitalgesellschaft hatte aber selbst kurz zuvor eine Insolvenz abgewendet und konnte die Rechnung nicht begleichen. Der Deal platzte, wie die Rundschau berichtete.
Die Gerchgroup gab im Dezember an, das Projekt mit einem Investitionsvolumen von rund 400 Millionen Euro selbst fertigstellen und erst im Anschluss verkaufen zu wollen. Doch daraus wurde nichts. Ironischerweise brach der gescheiterte Verkauf an Corestate dem Vorhaben das Genick. Nur acht Monate später klang das Unternehmen ganz anders. Der Vorstandsvorsitzende Mathias Düsterdick erklärte bei einer Pressekonferenz: „Wir hatten ganz plötzlich eine Finanzierungslücke, die sich nicht so schnell wieder schließen ließ.“
Bau wird nicht fortgesetzt
Dem Projektentwickler waren die Hände gebunden, da die Corestate noch im Grundbuch als Käufer vorgemerkt war. Nichts ging mehr. Eine neue Finanzierungsstruktur musste her, der Bau sollte in der Zwischenzeit ruhen und es gab Hoffnung, ihn später fortführen zu können. Das hat sich jetzt erledigt. Die Gerchgroup wird den Bau nicht fortsetzen.
„Wir bedauern sehr, dass es trotz intensiver und sehr konstruktiver Gespräche und Verhandlungen mit den Finanzierungspartnern letztlich nicht gelungen ist, das Projekt zu stabilisieren und eine Fortführungslösung außerhalb einer Insolvenz zu erreichen“, erklärte Rechtsanwalt Holger Rhode, Vorstandsmitglied der Gerchgroup. Dabei haben sich die Vorzeichen verdichtet: In den vergangenen Wochen hat die Gerchgroup für mehrere Projekte Insolvenzanträge gestellt. Unter anderem das Projekt „The Q“ auf dem ehemaligen Quelle-Areal in Nürnberg oder das bereits fertiggestellte „The Oval“ in Düsseldorf.
Mit dem Insolvenzantrag für die Projektgesellschaften, die für die Realisierung des Bauvorhabens zuständig sind, beginnt die Suche nach einem neuen Investor. Für die Stadt Köln ist das auch eine Chance. Zuletzt hatte es immer wieder Konflikte zwischen Verwaltung, Politik und dem Investor gegeben. Im Sommer hatte die Gerchgroup kurzfristig den Wohnungsbau aus dem Projekt streichen wollen – erfolglos. Die Politik hat den Wohnungsbau samt Sozialwohnungen im Zentrum beschlossen.
Nun muss ein neuer Investor her
Damals lief die letzte Frist für eine sogenannte Veränderungssperre aus, die Entscheidung musste innerhalb kurzer Zeit getroffen werden. Eine solche Sperre für Veränderung könnte auch ein probates Mittel für Politik und Verwaltung sein, um in Verhandlungen mit einem neuen Investor nicht das ganze Planverfahren neu aufrollen zu müssen. Ein neuer Investor kann bestehende Baugenehmigungen übernehmen, aber diese Genehmigungen gibt es noch nicht für alle Abschnitte. Lediglich für den nördlichen Teil mit dem denkmalgeschützten Senatshotel und den südlichen Teil, wo ein Bürogebäude mit Dachterrasse und Domblick entstehen soll. Genau dort klafft aktuell die riesige Baugrube hinter dem abgedunkelten Bauzaun.
Damit diese Grube nicht als „das Loch am Roncalliplatz“ in die Annalen der Stadt eingeht, soll schnell ein neuer Investor gefunden werden. Kölns Baudezernent Markus Greitemann erklärt: „Wir sind bereits seit der Insolvenz der Holding im engen Austausch mit den Beteiligten und stehen für tiefer gehende Verhandlungen und Gespräche jederzeit kurzfristig zur Verfügung. Dies ist so mit den Beteiligten vereinbart. Die Stadt wird im Rahmen ihrer Handlungsoptionen die Erarbeitung einer zügigen Lösung mit allen notwendigen Kräften flankieren und unterstützen.“
Der Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Jens Schmidt von der Kanzlei Runkel Rechtsanwälte, klingt zuversichtlich: „Es hat bereits in der Vergangenheit zahlreiche Interessenten gegeben, die sich sehr für dieses Projekt interessieren und es auch bauen wollen. Daher bin ich durchaus zuversichtlich, dass es zu einer Lösung über einen neuen Investor kommt.“ Er will in Gesprächen mit den Finanzierungspartnern und den Mietern das weitere Vorgehen besprechen. Es bestehen bereits langfristige Mietverträge mit einer Wirtschaftsberatung und einer international tätigen Hotelkette.
Allerdings haben die Bau- und Energiekosten, die in den vergangenen anderthalb Jahren explodiert sind, neben der Gerchgroup auch noch weitere Projektentwickler in die Knie gezwungen. Auch der Markt für Büro- und Wohnimmobilien befindet sich derzeit im Tiefflug.