AboAbonnieren

Vom Schulbau zum ZooClaudia Neunzig ist die neue Technische Leiterin im Kölner Zoo

Lesezeit 3 Minuten

Sie hat was vor: Claudia Neunzig, neue Technische Leiterin, im Elefantenhaus.

Köln – „Was für ein spannender Job!“ Das ist das erste, was Claudia Neunzig denkt, als sie von der offenen Stelle im Kölner Zoo hört. Da ist sie 44 Jahre, Mutter von zwei Töchtern und seit zehn Jahren bei der städtischen Gebäudewirtschaft für den Bau von Schulen zuständig. Sie wagt den Sprung ins kalte Wasser. Wird genommen. Und kündigt ihren sicheren Arbeitsplatz.

„Vor gut zwei Jahren war das“, erinnert sich die Architektin. Seit Anfang Juli ist sie die neue Technische Leiterin im Kölner Zoo. Bereut hat sie das keine Sekunde. „Hier ist jedes Gebäude anders, jedes birgt Herausforderungen. Dazu das Potenzial, das die Fläche in Sachen Nachhaltigkeit hat. Und es ist einfach schön, für Tiere zu bauen.“

Claudia Neunzig: „Ich kann nur so gut sein, wie mein Team gut ist.“

Die 46-Jährige brennt für ihren Job. Planen, zeichnen, am Schreibtisch sitzen, das war nie ihr Ding. Nach dem Architekturstudium in Aachen und dem der Denkmaltechnik in Bamberg wollte sie erstmal praktisch arbeiten. In einem Handwerksbetrieb koordinierte sie als Bauleiterin die Gewerke für den Innenausbau.

„Diese Erfahrung hilft mir jetzt sehr“, sagt sie. Auch im Zoo ist sie für ein Team verantwortlich, sieben Fachleute, Schlosser, Elektriker, Installateure, Schreiner. „Ich kann nur so gut sein, wie mein Team gut ist. Und ich fühle mich als Teil des Teams“, ist ihr Leitgedanke. Koordinieren, den Überblick behalten, an zeitaufwendigen Baubesprechungen teilnehmen und auch kontrollieren gehört zu den Aufgaben, die sie im Rahmen ihrer 80-Prozent-Stelle erfüllt. „Erreichbar, falls es ein Problem gibt, bin ich aber immer.“

Oft macht sich Claudia Neunzig in neuen Themenfeldern schlau

Akute Probleme oder knifflige technische Aufgaben gibt es im Zoo jeden Tag. Von der verklemmten Tür bis zu Großprojekten wie der geplanten Freiflugvoliere. Mal teilt Claudia Neunzig die Fachkräfte ein, mal macht sie sich in neuen Feldern schlau. „Ich muss nicht selbst zur Spezialistin für Statik werden. Aber im muss das Grundprinzip begreifen, die richtigen Fragen stellen und Spezialisten holen“, sagt sie.

Und immer wieder neu hinsehen. Durch die steigenden Energiepreise ändere sich etwa die Wirtschaftlichkeitsberechnung in Sachen Solarenergie. „Und auch die Technik macht schnell Fortschritte“, sagt die 46-Jährige. „Gerade prüfen wir aufs Neue, ob Photovoltaikanlagen auf weiteren Dächern möglich sind.“

Ausbau der Gebäudeleittechnik ist ein Großprojekt

Der Ausbau der Gebäudeleittechnik, vor allem in den älteren Tierhäusern, ist ein weiteres Großprojekt. „Damit können wir an einem zentralen Rechner kontrollieren, ob die Temperatur, etwa im Tropenhaus, zu hoch ist. Oder schnell lokalisieren, welches Ventil einer Wärmepumpe defekt ist“, erläutert Neunzig.

„Aber das ist ein dickes Brett.“ Ebenso wie das nächste Projekt, die Vergrößerung des Giraffenareals in eine Savanne. „Da ist uns der Brand im Regenwaldhaus dazwischen gekommen. Hier prüfen wir, was wir verbessern können. Etwa, ob sich der Einbau einer neuen Heizungsanlage lohnt.“

Photovoltaikanlage fürs Giraffenhaus wird geprüft

Und auch im Aquarium mit vielen technischen Anlagen gebe es immer etwas zu tun, so Neunzig. „Wir können mit Technik die Haltungsbedingungen bedrohter Tierarten verbessern“, sagt sie. „Daran beteiligt zu sein, das ist ein tolles Gefühl.“ Unterstützt wird Neunzig dabei von Markus Vreemann. Gemeinsam mit dem Fachmann für Gebäudetechnik will sie mit Blick auf die Klimakrise „den wichtigen Bereich Nachhaltigkeit weiter ausbauen“.

Und das schon bei der Erweiterung des Giraffenhauses. „Da versuchen wir, eine Photovoltaikanlage aufs Dach zu bekommen, falls das wirtschaftlich irgendwie machbar ist“, sagt Neunzig. „Überhaupt, auf den Ausbau der großen Savannenanlagen freue ich mich sehr.“

Das könnte Sie auch interessieren:

„Anpacken, Umsetzen, die Erfolge sehen“ – deshalb hat Claudia Neunzig sich für die Arbeit im Zoo entschieden, sagt sie. Da bekommt sie ab und zu Besuch von ihren beiden Töchtern; aus Niehl haben sie es nicht weit. Und wie finden die 12- und die 16-Jährige den neuen Job ihrer Mutter? „Super!“, sagt sie schmunzelnd. „Und natürlich sehr viel besser als Schulen bauen.“