Vor 165 Jahren wurde der Kölner Zoo gebaut und in sagenhaften neun Monaten bis zum 22. Juli 1860 komplett fertiggestellt. Das wird gefeiert.
165 Jahre Kölner ZooWelche Attraktionen im Jubiläumsjahr locken

Giraffen füttern wie auf dem Bild im Zoo Leipzig, das wird in der neuen Savannenanlage kontrolliert möglich sein.
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Über Zukunftsprojekte und Artenschutz, Panini-Bildchen und die Vision von einer Zoo-App sprach Gabi Bossler mit den Zoo-Vorständen Theo Pagel und Christopher Landsberg.
Was erwartet uns im Jubiläumsjahr?
Landsberg: Dinos! Ab 11. April können unsere Gäste 17 Dinosaurier auf dem Gelände entdecken und bestaunen. Die bis zu 35 mal 12 Meter großen Nachbildungen bleiben eineinhalb Jahre hier. Dazu bringen wir ein Panini-Sticker-Album mit unseren Zootieren und den ausgestellten Dinos heraus, das es zusammen mit dem Dino-Tagesticket für drei Euro oder einzeln für sechs Euro im Zoo-Shop und ausgesuchten Kiosken gibt. Die Sammelbildchen erhält man als Zugabe bei Einkäufen in der Zoo-Gastronomie oder im Zoo-Shop oder für einen Euro ebenfalls im ZooShop.
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Pagel: Ein Höhepunkt ist das neue Areal mit Kängurus, die auf Bäumen leben, neben dem Tropenhaus. Es wird im Frühsommer fertig. Die Besucher können auf einem Weg ins Gehege hereingehen und Baum- und Felsenkängurus aus der Nähe beobachten. Damit und mit den Dinos wollen wir die Beeinträchtigungen durch die Arbeiten an der Magomba-Savanne und dem Tropenhaus, das ab Sommer komplett saniert wird, ausgleichen. Beides soll dann zur Saison 2026 fertig sein.

Schon am 11. April kommen die Dinos in den Zoo. Im Holiday Park Haßloch (Foto) gibt es unterdessen schon welche.
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In der Magomba-Savanne werden die Tiere ja anders und attraktiver gezeigt...
Pagel: ... und mit der Nashornanlage ist ja schon ein Teil fertig. Die beiden Tiere, Malte und Hazina, sind sehr aktiv, sie fühlen sich wohl. Das ist auch wichtig, weil wir mit ihnen eine Erhaltungszucht für die extrem bedrohten Spitzmaulnashörner betreiben wollen. Giraffen wollen wir in einer größeren Herde als bisher halten. Und dazwischen wird es ein Areal für die hochbedrohten Mhorr- und Dorkasgazellen geben. Sie können sowohl das Nashornareal als auch das der Giraffen mitnutzen.
Das wird interessant sein zu beobachten…
Pagel: Ja, denn das Gelände der Giraffen wird deutlich größer, die Futtergabe wird teils als Beschäftigung gestaltet, so wie im Elefantenpark, und die Vergesellschaftung mehrerer Arten ist anregend für die Tiere. Sie sind dadurch aktiver, für die Besucher ist es spannend, sie zu beobachten. Als weitere Attraktion wollen wir im Giraffenhaus eine erste Etage einbauen, wo Besuchende die Tiere kontrolliert füttern können. Zu den Ringelschwanzmungos aus Madagaskar kommen noch Mulle, eine Nagetierart, dazu. Beides sind sozial lebende Säugetiere, bei denen immer etwas los ist. Und für die Tierpfleger wird es Erleichterungen geben wie Futterkörbe, die per Knopfdruck nach oben fahren.
In der neuen Savanne werden ausschließlich bedrohte Arten leben. Doch von den 792 Arten im Zoo haben nur 160 einen Bedrohungsstatus. Werden in Zukunft nur noch bedrohte Arten dazukommen?
Pagel: Nein. Für jede Tierart gibt es einen Grund, warum sie im Zoo ist. Der Hennes, das Maskottchen des 1. FC Köln etwa, ist nicht hochbedroht. (lacht) Mit unseren Entenvögeln zeigen wir auf, wie vielgestaltig eine Art sein kann. Aber wenn wir eine Antilopenart abgeben, versuchen wir, sie durch eine hochbedrohte Art zu ersetzen, die schon in Zuchtprogrammen von Zoos ist, weil wir dann Teil eines sinnvollen Ganzen sein können.
Und trotzdem ist der Anteil von auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion gelisteten bedrohten Arten im Zoo gesunken. Laut Zoo-Faktenblatt von 198 im Jahr 2022 auf 160 in den Jahren 2023 und 2024 — um ganze 20 Prozent. Wieso das?
Pagel: Das kann vorkommen, wenn wir zum Beispiel durch den Umbau des Tropenhauses von Arten trennen müssen oder aber Platz für bereits vorhandene Tiere schaffen müssen. In diesem Jahr ist der Anteil wieder auf 178 gestiegen.

Zufrieden sind Zoochef Theo Pagel und der geschäftsführende Vorstand Christopher Landsberg (v.l.) mit der großen Nashornanlage.
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Wie gelingt es, ihren Anteil zu steigern und sie attraktiv für Besuchende zu machen?
Pagel: Am besten sehen sie das im Aquarium. Da waren immer gelbe, blaue und grüne Fische, die nicht bedroht waren. Jetzt sind da wieder bunte Fische, aber die sind alle hochbedroht. Wir zeigen im Aquarium aber auch Tiere, die nicht so hübsch sind. Zu ihnen erzählen wir spannende Geschichten darüber, warum sie bedroht sind und was Ranger in den Herkunftsländern alles tun, um sie zu schützen. Dadurch werden auch sie interessant.
Für Artenschutz hatte der Zoo bis 2021 ein Budget von rund 170.000 Euro im Jahr. Durch die Einführung des Artenschutzeuros beim Eintritt steht jetzt mehr zur Verfügung. Wie viel mehr?
Pagel: In diesem Jahr rund 460.000 Euro, also eine Verdreifachung des Betrags. Sie fließen in 49 Projekte des Zoos in über 20 Ländern.
Kommen die zuvor veranschlagten 170.000 Euro noch dazu?
Landsberg: Damit gleichen wir die Kürzung des städtischen Betriebskostenzuschusses um 250.000 Euro aus. In Zukunft will der Zoo seinen Bildungsbereich stärken, auch im Zuge eines digitalen Masterplans.
Wenn unsere Besuchenden etwa einen ausgestopften Waran anfassen, wird eine Zoo-App aufzeigen, wie es im Inneren des Tieres aussieht. Ändern wird sich mittelfristig auch das Wegenetz.
Was soll da passieren?
Pagel: Wir werden im alten Elefantenhaus eine Reise in die Naturschutzprojekte, die der Zoo unterstützt, anbieten. Zentral ist aber, dass die gesamte Beschilderung im Zoo einheitlich neu gestaltet wird. Das soll in einer Mischung aus analoger und virtueller Information passieren. Wenn unsere Besuchenden etwa einen ausgestopften Waran anfassen, wird eine Zoo-App aufzeigen, wie es im Inneren des Tieres aussieht. Ändern wird sich mittelfristig auch das Wegenetz.
Landsberg: Wir haben einen Förderantrag im Rahmen des europäischen Tourismusprogramms gestellt, da geht es um bis zu zwei Millionen. Damit könnten wir den Zoo noch attraktiver machen. Es wird etwa in der Zoo-App eine Big-5-Tour geben, damit Touristen, die nur wenig Zeit haben, die Höhepunkte des Zoos sehen und zufrieden nach Hause gehen. Das System soll auch barrierefrei von sinnesbehinderten Menschen genutzt werden können.
Gibt es so etwas schon in anderen Zoos?
Landsberg: In der Breite, wie wir das vorhaben, nicht.
Das soll aber nicht die Beobachtung von Tieren ersetzen?
Pagel: Nein, nur begleiten. Wir können so aufzeigen, dass etliche der bei uns gezeigten Tiere große oder existenzielle Probleme haben, in ihren Ursprungsländer zu überleben. Die Menschen sehen die Elefanten im Zoo, denen es gut geht, und machen sich die Gefährdung dieser beeindruckenden Tiere nicht bewusst. Das Wissen darüber können wir ihnen dann mitgeben — bei Bedarf auch in ganz vielen Sprachen.
Im alten Elefantenhaus wird es eine Zeitreise in die Dino-Zeit geben, die wir zusammen mit dem Unternehmen Timeride gestalten, das ja auch Reisen in die Vergangenheit der Stadt Köln anbietet.
Was ist im historischen Elefantenhaus geplant?
Landsberg: Erstmal ab 11. April eine Reise in die Dino-Zeit, die wir zusammen mit dem Unternehmen Timeride gestalten, das ja auch Reisen in die Vergangenheit der Stadt Köln anbietet. Dann wird es denkmalschutzgerecht saniert.
Pagel: Das Haus wird spätestens ab 2027 endgültig zum Artenschutzzentrum umgestaltet. Hier wird es neben vielem anderen auch Filme über die Artenschutzaktivitäten des Zoos in den Ursprungsländern der Tiere geben.
In Sachen Gehegebau wird der Zoo durch die Arnulf-und-Elisabeth-Reichert-Stiftung entlastet, deren Gelder ausschließlich dafür gedacht sind. Wie viel bekommen Sie pro Jahr aus der Stiftung?
Landsberg: Das Stiftungskapital beträgt 35 Millionen Dollar, wir können jährlich bis zu fünf Prozent ausschütten. In 2024 haben wir 750.000 Euro ausgeschüttet, die in die Magomba-Savanne geflossen sind; sie und das Tropenhaus kosten zusammen 15 Millionen Euro.
Welche Erhaltungszuchtprojekte unterstützt der Zoo aktuell?
Pagel: Wir haben mehrere Zuchtprogramme für madegassische Fische initiiert, und unsere Fische auf der halben Welt verteilt. Und bei der EAZA-Kampagne Vietnamazing, die wir maßgeblich mitverantworten, sind bisher fast 240.000 Euro zusammengekommen. Damit wird das Überleben von zehn Schlüsselarten in Vietnam gesichert. Hinter den Kulissen kümmern wir uns um hochbedrohte Reptilien und Amphibien und in der neuen Nachzuchtstation um bedrohte asiatische Vögel.
Gibt es ein Fest zum Jubiläum?
Landsberg: Am 22. Juli feiern wir unser Jubiläumstag mit hochkarätigen Gästen. Wer kommt und wie wir feiern, das planen wir gerade. Da wird noch nichts verraten.