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Ende der sonnigen TageKölner Wirte machen sich winterfest

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Mit Schirm und Charme: Martin und Hülya Wolf bauen vor ihrer Torburg einen Wintergarten auf.

Köln – Martin und Hülya Wolf ziehen ihre Kneipe auf links. Die „Torburg“ in der Südstadt, direkt am Chlodwigplatz gelegen, ist klein und eng. In Corona-Zeiten ganz schlecht. Also haben die Inhaber sie in der vergangenen Woche komplett geschlossen. Nun bauen sie vor der Tür große Schirme auf, schützende Seitenwände sind bestellt und Wärmepolster. Die Tische und Stühle stehen zusammengeklappt bereit. „Wir wollen einen Herbst- und Wintermarkt“, sagt Martin Wolf. Mit Glühwein und Lebkuchen.

Mit dem Ende der Sonnentage sind die Wirte gefordert, sich neue Konzepte zu überlegen. Wie so oft in dieser Pandemie. Und weil es in den Schankräumen schnell zu eng wird, bleibt die Terrasse ein Ort der Hoffnung. 50 Plätze können die Wolfs vor der Tür schaffen („das reicht, um über den Winter zu kommen“). Die kurzfristig erteilten Konzessionen für die Außengastronomie wurden bis Ende 2021 verlängert. Aber wie bespielt man nun die Parkstreifen und Gehwegflächen? Mit einem Wald aus Heizpilzen? Manche Wirte träumen von einer kompletten Einhausung oder einem Aufbau mit Traversen wie im Messebau. Oder Blumenkübel und Lichterketten rund um die Tische? Was ist erlaubt?

Reker schenkte Hoffnung

In der vergangen Woche traf sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit der Interessengemeinschaft (IG) Gastro. „Wir werden Dinge ermöglichen“ sagte sie. Man werde nicht alles totprüfen. ‚Es gibt Möglichkeiten, Überdachungen auch ohne Baugenehmigungen zu erlauben“, sagte sie der Rundschau. „Ich unterstütze das.“

Geschlossene Räume will allerdings niemand, das hieße, das Problem nach außen tragen. Wolf will zwei große Schirme aufbauen und an die Markise andocken. 16 000 Euro nimmt er in die Hand für die kalte Jahreszeit. Wenige Meter weiter ist Till Riekenbrauk schon auf Betriebstemperatur. Der Chef des Brauhauses „Johann Schäfer“ in der Elsaßstraße hat 60 Heizkissen der Marke „Bottom Heater“ angeschafft. Sie sind mit einem Akku ausgestattet und schaffen zwei bis fünf Stunden wohlige Wärme an Rücken und Po. „Das funktioniert gut“, sagt er. „Die Geräte sind zwischen 40 und knapp 60 Grad in Stufen einzustellen. Für die schnelle Aufwärmrunde oder den dosierten Wärmeschauer. Dazu wird er Trennwände aufstellen. „Wenn wir Regen und Kälte in den Griff bekommen, ist viel gewonnen.“

„7500 Euro minus pro Monat“

Die wirtschaftliche Lage der Wirte ist weiter kritisch. Viele haben ihre Reserven schon vor dem Winter aufbrauchen müssen. Daniel Rabe („Bagatelle“) will ebenfalls einen Wintermarkt in der Brasserie an der Alteburger Straße errichten. In der Südstadt-Kneipe finden sonst Konzerte statt, natürlich Karneval und Weihnachtsfeiern. All das fällt weg. „Der Laden macht derzeit 7500 Euro minus pro Monat.“ Nun will er die Flügeltüren aufreißen und eine durchlüftete Verbindung zwischen Kneipe und Terrasse schaffen.

Die Stadt hält sich mit Genehmigungen und Empfehlungen für Aufbauten (noch) zurück. Kleine Buden wie Glühweinstände sind eher nicht gewünscht, nicht nur wegen der Standsicherheit. Es könnten sich schnell Schlangen bilden. „Wir raten Dinge zu installieren, die keiner Baugenehmigung bedürfen,“ sagt ein Sprecher. Aufgestellt werden dürfe nur, was in der Konzession eingetragen ist. Das gelte auch für gasbetriebene Heizpilze. Die waren anders als in anderen Kommunen in Köln nie verboten. Erwünscht sind sie aus ökologischen Gründen dennoch nicht. Im „Johann Schäfer“ hat Riekenbrauk sie aus den gleichen Gründen nicht aufgestellt. „Ein Pilz reicht für einen Tisch und kostet 250 Euro, da nehme ich lieber die Heizkissen.“ Andere installieren Infrarotstrahler über der Tür. Riekenbrauk hat 3000 Euro in die Wärmedämmung auf dem Stuhl investiert. Ein großer Schirm kostet zusätzlich 4000 Euro. Geld, das ohnehin in der Kasse fehlt.

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Die IG Gastro hat die OB um zusätzliche Förderung gebeten. In den nächsten Tagen soll das schriftlich folgen. Reker sagt, man werde nicht jedem Betrieb helfen können. „Aber unter Umständen werden wir noch mal ein eigenes Unterstützungsprogramm der Stadt auflegen.“