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13 Jahre danachWas wird aus der Einsturzstelle des Kölner Stadtarchivs?

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Oberbürgermeisterin Henriette Reker (r.) bei der Gedenkstunde zum 13. Jahrestags des Archiveinsturzes.

13 Jahre nach dem Einsturz des Stadtarchivs sollen die Planungen für die Gestaltung des Areals am Waidmarkt endlich konkreter werden. Sie hoffe, dass es im nächsten Jahr „einen greifbaren Ansatz gibt, wie ein würdevoller Gedenk- und Kulturort verwirklicht werden kann“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Donnerstag vor rund 100 Teilnehmern bei der Gedenkstunde zum Jahrestag der Katastrophe vom 3. März 2009. Zwei junge Männer, Kevin (17) und Khalil (24), starben damals in den Trümmern, als das Archiv und ein Wohngebäude in die Baugrube der U-Bahn stürzten.

Leitbild für die Neugestaltung des Waidmarkts soll her

Während auf der Baustelle die komplizierten Vorarbeiten zum Weiterbau der U-Bahn andauern, will die Stadt nun mit den kritischen Bürgerinitiativen „Archivkomplex“ und „Köln kann auch anders“ einen konkreten Dialog über die Zukunft des Unglücksorts aufnehmen. Eine dezernats- und ämterübergreifende Projektgruppe unter Federführung von Kulturdezernent Stefan Charles soll ein Leitbild für die Neugestaltung des Waidmarkts erarbeiten.

Am 8. Februar gab es ein erstes Treffen, an dem neben Reker und Charles auch der neue Verkehrsdezernent Ascan Egerer und Baudezernent Markus Greitemann teilnahmen. Die Pläne für gemeinsame Workshops von Verwaltung und Initiativen sollen Mitte März konkretisiert werden. Es sei Zeit, einen Schritt zurückzutreten, neu zu denken und ein Leitbild für den gesamten Ort zu entwickeln, sagte Architekt Thomas Luczak von „Archivkomplex“. Während Reker von drei Teilprojekten sprach – die U-Bahn zu Ende zu bauen, das Areal städtebaulich wieder „zu einem lebendigen urbanen Treffpunkt“ zu machen und einen Gedenkort zu gestalten –, betonte Luczak, dass es um eine zentrale Aufgabe gehe, nämlich wie die Stadt mit diesem Katastrophenort umgehen will. „Bloßes Gedenken ist kein Gedenken. Das geht hier nur gut, wenn es ein einmaliger Ort wird“, mahnte der Architekt.

Erarbeitete Ideen sind bereits wieder überholt

13 Jahre lang sei „viel zu wenig passiert“. Die Ideen aus einem Workshop von 2012 seien längst überholt, vieles habe sich seitdem geändert, man müsse für die Zukunft in 10, 15 Jahren planen, nicht für die Gegenwart. Sogar die von Archivkomplex selbst vorangetriebenen Pläne für einen unterirdischen Kultur- und Gedenkort, die „Halle mit dem Knick“ (K3), sieht Luczak nicht in Stein gemeißelt. Man müsse alles noch einmal mit frischem Blick betrachten. Bevor ein Gesamtkonzept vorliege, solle die Stadt hier keine Fakten schaffen, keine Grundstücke verkaufen.

Kulturdezernent Charles, als Schweizer neu in der Stadt, sieht der Aufgabe mit Spannung entgegen. „Es ist wichtig, dass wir die übergreifende Idee formulieren: Was wollen wir hier eigentlich? Was ist uns wichtig an diesem Ort?“, sagte er der Rundschau. Man könne nicht noch einmal jahrelang diskutieren, sondern müsse das Thema jetzt intensiv voranbringen. Er wolle sich persönlich dafür einsetzen, dass die Projektgruppe zeitnah ein Konzept erarbeitet und der Politik und Stadtgesellschaft vorstellt. Der Prozess solle rund drei bis sechs Monate dauern.

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Als Denkanstöße skizzierte Luczak schon mal einige Visionen für den Unglücksort. Hier könne zum Beispiel ein Park entstehen. „Es wird nichts oder nur wenig gebaut.“ Als grüne Insel in der Stadt könne die Einsturzstelle einen ökologischen Nutzen entfalten und etwa als Campus für die benachbarten Schulen dienen. Ein Freilichttheater sei hier denkbar, vielleicht auch „ein Geschichtslabor als alternatives Archiv“. Möglich sei auch, den Kulturpfad Via Culturalis bis hierher zu verlängern.