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13 Jahre nach Einsturz StadtarchivSo steht es um den Weiterbau der U-Bahn in Köln

Lesezeit 3 Minuten
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Blick von oben auf die mit Wasser gefüllte Baugrube an der Einsturzstelle des Stadtarchivs. 

Köln – Am 3. März jährt sich der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln zum 13. Mal. 13 Jahre nach der Katastrophe vom Waidmarkt klafft hier noch immer eine offene Wunde im Herzen der Stadt. Die Vorarbeiten zum Weiterbau der U-Bahn dauern an. Der Überblick.

Wie ist der Sachstand?

Im Sommer 2020 hatten sich die Stadt und die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) mit den Baufirmen der Arge Los Süd als Verursacherin des Einsturzes auf einen Vergleich geeinigt. Die Arge zahlte der Stadt 600 Millionen Euro und trägt sämtliche Sanierungskosten. Seit November 2020 laufen die Vorarbeiten, die nötig sind, um die U-Bahn-Haltestelle Waidmarkt samt Gleiswechselbauwerk zu Ende bauen zu können. Unter anderem wurde die Straßenbrücke über der Baugrube abgerissen, sie wird neu errichtet.

Was passiert momentan auf der Baustelle?

Wie die KVB mitteilt, sind in der mit Grundwasser gefüllten Baugrube derzeit Taucher im Einsatz. Sie säubern die Außenwände der Baugrube (die sogenannten Schlitzwände) mit Hochdruckreinigern, untersuchen sie und dokumentieren ihren Bauzustand. „Dies betrifft auch den Bereich der Fugen zwischen den Schlitzwandlamellen, die vor der Durchführung weiterer Arbeiten bei Bedarf noch einmal gesondert abgedichtet werden müssen“, so Arge-Geschäftsführer Dirk Höllermann. Bereits während der Reinigung wird die Schlitzwand durch einen Gutachter inspiziert. Man entnehme Bohrkerne aus der Wand, mit denen sich die Qualität des Betons und die Überdeckung des Bewehrungsstahls untersuchen lasse. Die Ergebnisse fließen in die weitere Planung für die Sanierung mit ein.

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Blick auf die Baustelle am Waidmarkt

Was geschieht als Nächstes?

Die Sanierung beginnt mit dem Freiräumen der Baugrube. Hier liegen nicht nur 5000 Tonnen Schutt und 2000 Tonnen Beton, mit dem die Einsturzstelle damals stabilisiert wurde. Sondern auch ein Radlader, ein Kleinbagger, Gerüste und andere Geräte, die damals zurückgelassen wurden. Bevor weitergebaut werden kann, muss alles raus. Stahlstreben müsseneingebaut werden, um die Baugrube gegen den Wasserdruck von außen zu stabilisieren. Erst danach kann sie ausgepumpt und für den Weiterbau trockengelegt werden.

Wie lange sollen die Arbeiten noch dauern?

Die Überprüfung der Schlitzwände wird laut Arge Los Süd bis Ende Juni 2022 dauern. Das Gutachten soll vier Wochen später vorliegen, also Ende Juli. Im Februar 2021 hatte es noch geheißen, dass die Vorarbeiten in rund einem Jahr abgeschlossen sein würden. Demnach dauert es nun voraussichtlich rund fünf Monate länger.

Verzögert sich die Fertigstellung der U-Bahn?

Zuletzt gingen die Verantwortlichen davon aus, dass die Nord-Süd-Stadtbahn zum ersten Mal im Jahr 2028 oder 2029 fahren wird – also zwei Jahrzehnte nach dem Einsturz. Im vergangenen Jahr habe es bereits mehrere Verzögerungen gegeben, so Höllermann – unter anderem durch Starkregen und „sehr aufwendige Untersuchungen zur Kampfmittelfreiheit“. Die Arge plane daher, die Bauabläufe durch längere Arbeitszeiten zu beschleunigen, „um die Zeitverschiebungen innerhalb des Projekts nach Möglichkeit wieder aufzuholen“. Täglich seien mehrere Taucherteams von 6.30 bis 17 Uhr im Einsatz, auch samstags von 6.30 bis 16.30 Uhr werde unter Wasser gearbeitet.

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Wie wird der Opfer gedacht?

Als das Stadtarchiv am 3. März 2009 um 13.58 Uhr einstürzte, starben der Bäckerlehrling Kevin (17) und der Designstudent Khalil (24) in den Trümmern. Unzählige Kulturgüter wurden zerstört. Am Donnerstag laden Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die beiden Initiativen „Archivkomplex“ und „Köln kann auch anders“ ab 13.15 Uhr zum Gedenken an die Opfer an den Georgsplatz neben der Kneipe „Papa Rudi’s“ ein.

Was fordern die Bürgerinitiativen?

„Im Mittelpunkt steht jetzt die Frage: Was wird aus dem Gelände?“, sagt Frank Deja von „Köln kann auch anders“. Die vor zwei Jahren angekündigte Projektgruppe von Stadt und Initiativen zur Gestaltung des Areals solle in Kürze unter Federführung von Kulturdezernent Stefan Charles die Arbeit aufnehmen und „in völliger kreativer Freiheit Impulse für die ober- und unterirdische Entwicklung des Katastrophenorts entwickeln“. Dabei sei nichts in Stein gemeißelt – weder „das uninspirierte Wettbewerbsergebnis von 2012“ mit einer Blockrandbebauung, noch die von Archivkomplex erdachte unterirdische Halle „K3“. Die Aufgabe sei nun vielmehr, ein Zielbild für diesen einzigartigen Ort zu entwickeln.