AboAbonnieren

Kölner OdeonDokumentarfilm „Alice Schwarzer“ feierte Premiere in Köln

Lesezeit 2 Minuten

Die Protagonistin und die Regisseurin: Alice Schwarzer und Sabine Derflinger bei der Premiere.

Köln – „Man glaubt es kaum, dass ein Film über Europas bedeutendste Feministin sehr unterhaltsam sein kann“, sagte Regisseurin Sabine Derflinger bei der Deutschland-Premiere ihres Dokumentarfilms „Alice Schwarzer“ im Odeon. In Österreich, Derflingers Heimat, gewann das 100 Minuten lange biografische Werk, das die Regisseurin gemeinsam mit Franz Müller und Eva-Maria Weerts produzierte, bereits einen wichtigen Dokumentarfilmpreis. Zum Kinostart erschien die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Viel Anlass zum Schmunzeln

Tatsächlich amüsierten viele der in filmischen Dokumenten festgehaltenen Lebensstationen der streitbaren Journalistin. In Talkshow- und Interview-Gesprächen erheiterte ihre Schlagfertigkeit, wenn Gegenüber anzweifelten, dass in puncto Geschlechtergerechtigkeit noch viel anzupacken sei. Lacher gab es beim Einblick in die Redaktionskonferenz von Schwarzers Frauenzeitschrift „Emma“, die den FDP-Parteivorsitzenden Christian Lindner zum „Sexiest Man Alive“ kürt.

In Paris, wo Alice Schwarzer von 1970 bis 1974 als Korrespondentin für Radio, Fernsehen und Zeitschriften tätig war, erinnert sie sich mit Weggefährtinnen an die Kranzniederlegungsdemo 1970 für die unbekannte Frau des unbekannten Soldaten am Arc de Triomphe. Und an die prägende Freundschaft mit der französischen Feministin Simone de Beauvoir und deren Lebensgefährten, dem Philosophen Jean-Paul Sartre. Legendär ist die TV-Kontroverse 1975, in der Esther Vilar („Der dressierte Mann“) Schwarzers Kritik „Sie sind nicht nur Sexistin, Sie sind auch Faschistin“ einstecken musste. Ebenfalls kaum überzeugende Gegenargumente fielen Stern-Herausgeber Henri Nannen 1978 ein, als Alice Schwarzer und andere prominente Frauen die Zeitschrift wegen sexistischer Abbildungen verklagten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Welchen Einfluss Schwarzer auf die Befreiung aus Rollenklischees hat, zeigt eine Begegnung auf der lit.Ruhr 2020. Eine Frau erzählt am Signiertisch, das Buch „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“ sei ihr Wegweiser gewesen, nachdem ihr klar geworden war, dass sie nie so leben wollte wie die Eltern.

Drei Jahre arbeitete Sabine Derflinger an dem Film. Schwarzers vielfach kritisierte Stellungnahme zum Ukraine-Krieg konnte die Filmemacherin nicht mehr aufnehmen, erklärt sie, und wegen der Komplexität des Themas auch nicht ihre Haltung in der Transgender-Debatte.