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Kölner Moschee in EhrenfeldWarum der Ruf zum Gebet eher Symbolik bleibt

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Menschen beim Gebet in der Kölner Moschee 

Köln – War die Debatte um den Muezzinruf in Köln viel Lärm um Nichts? Beim Tag der Offenen Moschee, der traditionell auf den Feiertag der Deutschen Einheit am 3. Oktober fällt, klangen die Teilnehmer der Podiumsdiskussion „Gebetsruf zum Freitag an der Zentralmoschee Köln“ jedenfalls tiefenentspannt.

Geplant ist, dass einer der vier Imame erstmals am Freitag, 14. Oktober, zum Mittagsgebet rufen wird. „Wegen technischer Probleme wird es wohl eher der 21. Oktober werden“, teilte der Abteilungsleiter für Gesellschaft und Zusammenarbeit, Dr. Zekeriya Altuğ, mit.

Gebetsruf

Fünf Minuten lang soll der Muezzin-Ruf zum Gebet am Freitagmittag lediglich zu hören sein. An der Zentralmoschee wird der Gesang des Imams über eine vorhandene Lautsprecheranlage erklingen. Der Vertrag, den die Ditib und die Stadt Köln dafür schließen sollen, gilt zunächst für zwei Jahre. (rom)

Weit wird der Live-Muezzinruf nicht reichen. Die beiden Lautsprecher sind links und rechts am Eingang zum Gebetssaal angebracht und beschallen vor allem den großen Innenhof der Moscheeanlage. Bis zu den Anwohnern auf der gegenüberliegenden Seite der Venloer Straße wird der religiöse Sprechgesang kaum durchdringen, sondern vom Verkehrslärm übertönt. Der Ruf zum Gebet wird also eher Symbolik bleiben.

Die Bedeutung des Rufes auf spiritueller Ebene

Dennoch ist er auch in dieser gedämpften Form ein wichtiger Bestandteil der Religionsausübung. „Im Koran gibt es eine Stelle, die Bezug nimmt auf den Propheten Abraham, auf den unsere Religion genauso wie die christliche zurückgeht. Allah beauftragte Abraham, zur Pilgerfahrt einzuladen. Auf spiritueller Ebene bedeutet der Ruf: Eilt zum Heil, alles Irdische ist vergänglich, die Verbindung zum Schöpfer ist das Wichtigste“, erläuterte der Religionsbeauftragte Mustafa Kader.

Der Podiumsdiskussion stellte der moderierende Direktor des Moschee-Forums, Murat Şahinarslan, das Zitat von Oberbürgermeisterin Henriette Reker voran, in dem sie Muslimas und Muslime einen festen Teil der Kölner Stadtgesellschaft nennt und den Muezzinruf neben dem Kirchengeläut einen Ausdruck gelebter Vielfalt in Köln. „Der Gebetsruf ist ein Symbol der Beheimatung von Muslimen in Deutschland“, bestätigte Zekeriya Altuğ.

Muezzin-Ruf wird noch freitags ertönen

In Köln wird von den fünf Gebetsruf-Formen nur freitags der Mittagsruf zu hören sein. „Die Melodie ist kraftvoller und strahlender als die sanfte Weise am Morgen oder die schnelle am Abend“, erklärte der Religionsbeauftragte Gökhan Uygun. Er und Kader gaben auf vielfachen Wunsch hin Kostproben. Für nicht-muslimische Musikinteressierte war die spontane Darbietung wegen der enormen Tonumfänge und Koloraturen ein beeindruckendes Hörerlebnis. Woraufhin Şahinarslan die Einladung ans Publikum aussprach, am Freitagmittag auf das Moscheegelände zu kommen und den Sprechgesang aus der Nähe zu genießen.

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Die Diskussion, dass lediglich das Emissionsschutzgesetz der verfassungsrechtlich verankerten freien Religionsübung Grenzen setzen darf, ist zwar abgeschlossen. Noch nicht ausgeräumt sind aber Bedenken, der Muezzinruf sei ein Bekenntnis, das abgrenzende, wenn nicht gar intolerante Aussagen gegenüber anderen Religionen enthalte. „Würden Sie sich nicht provoziert fühlen, wenn von Kirchen gerufen würde: „Es gibt keinen Gott außer Gott, und Gott ist der Vater Jesu Christi?“, fragte ein Besucher. Zekeriya Altuğ beschwichtigte: „Wir meinen nicht, dass ein Bekenntnis Abgrenzung ist, auch das fällt unter die Religionsfreiheit.“