Köln – Die Terrasse am neuen Haus von Kurt Feller befindet sich noch im Rohbau. Das Fundament ist gegossen, die Ausmaße sind zu erkennen, und wenn es mal kurz aufhört zu regnen, bekommt der Pianist der Kultband „Die Räuber“ hier im rechtsrheinischen Buchheim eine Vorahnung davon, wie schön er künftig ins Grüne schauen kann. Aber noch dominiert das Unfertige.
Eine noch größere Baustelle als das Entree zum Garten im Hause von Band-Mitbegründer Feller war zuletzt die Band selbst. Mit Schlagzeuger Wolfgang Bachem und Bassist Jürgen Gebhardt hatten wenige Monate nach Beginn der Corona-Pandemie zwei Musiker die Band verlassen – beide aus finanziellen Gründen. „Das ist normalerweise der Tod einer Band. Aber wir haben uns neu erfunden“, sagt Feller kämpferisch. Nun feiert die Band 30-jähriges Bestehen in stark veränderter und verjüngter Besetzung.
Das sind die zwei Neuen
Die Musiker, die an der Auferstehung der Räuber mitwirken sollen, sind Schlagzeuger Thommy Pieper (35) und Bassist Martin Zänder (42), beide studierte Musiker. Thommy saß zuletzt bei den Beer Bitches um Carolin Kebekus am Schlagzeug, sein Bruder Hubert musiziert bei „Kuhl un de Gäng“, Martin Zänder half schon mal bei Kasalla aus, als deren Bassist verletzt ausgefallen war. „Für mich ist das ein Traum. Als Kind gab es für mich die Bläck Fööss und die Räuber. Und jetzt gehöre ich selbst zu dieser Gruppe“, freut sich Thommy Pieper.
Die Zeiten haben sich geändert. Aus dem kölschen „Kleeblatt“ mit Fööss, Höhnern, Paveiern und Räubern, das zwei Dekaden lang den Karneval dominiert hat, ist ein ganzer Strauß talentierter Bands erwachsen. „Die Konkurrenz ist groß, aber wir sind und bleiben ein fester Bestandteil der kölschen Musikszene“, sagt Kurt Feller, den sie in der Band ehrfürchtig „Captain Kurt“ nennen.
Nach den Ausstiegen der beiden Kollegen haben die Räuber zeitweise als Trio musiziert. Wohl keine Band hat das Verbot von Konzerten so hart getroffen wie die Räuber. Nun haben sie notgedrungen einen Generationswechsel vollzogen und arbeiten an einem neuen Album. „Musikalisch und auch gesanglich haben sich die beiden Neuen massiv empfohlen. Fachlich haben wir ein neues Niveau erreicht“, stellt Andreas „Schrader“ Dorn fest. Er selbst spielte einst Gitarre bei Guildo Horn und verdiente sein Geld als Studiomusiker. Bis er bei den Räubern sesshaft wurde. „Jetzt wollen wir wie Phönix aus der Asche schießen. Wir brennen“, sagt er kämpferisch.
Lieder sind ein Gemeinschaftswerk
Wenn dem 1. FC Köln hin und wieder im eigenen Stadion ein Tor gelingt, beginnen die Feierlichkeiten schon seit Jahren mit dem „Trömmelche“, dem Räuber-Hit aus dem Jahr 1993, noch immer ein Dauerbrenner jeder Sessionseröffnung. Der Karneval ist die Spielwiese der Gruppe. „Wir waren schon immer eine Spaßtruppe“, sagt Feller. Lieder wie die „Vögelein vom Titicacasee“ sind mit ihren doppeldeutigen Texten Ausdruck dieser karnevalesken Freude.
Jahrzehntelang lastete die kreative Verantwortung auf Ur-Räuber Charly Brand, der sich 2017 in den Ruhestand verabschiedet hat. „Jetzt sind die Lieder eine Gemeinschaftsproduktion. Das sprüht richtig“, stellt Michael Brand zufrieden fest. Der Sohn des Band-Gründers kümmert sich seit 20 Jahren als Manager um die Auftritte und die Vermarktung der Gruppe. Nach dem Wechsel von Charly Brand zu Sänger Torben Klein und dann zu Sven West sei dies nun die dritte maßgebliche Veränderung in der Geschichte der Band. „Jünger und moderner werden die Räuber. Es ist ein richtiger Neustart“, sagt er.
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Auch optisch hat sich die Gruppe verändert. Die roten Hosen werden sie künftig im Kleiderschrank lassen und in schwarz auftreten. Vor sechs Jahren, so erzählt Kurt Feller, habe die Gruppe unter „kreativem Stillstand“ gelitten. Dann gelang 2015 mit „Dat es Heimat“, einer kölschen Cover-Version von Rod Stewards „Sailing“ ein Erfolg, mit dem sie sogar Helene Fischers Hit „Atemlos“ von der Spitze der I-Tunes-Charts verdrängen konnten. Ein starkes Lebenszeichen der Räuber, die kontinuierlich für 200 Auftritte im Karneval gebucht werden und insgesamt auf 300 Auftritte im Jahr kommen.
Nun hat Kurt Feller die neuen Räuber auf seiner Terrasse versammelt. Sie liegen sich für ein Foto in den Armen und scherzen.
Kurt Feller hat eine Vorahnung, welche Aussichten mit dieser Band möglich sind. So wie mit seiner Terrasse.