Köln – Als Adolfo Patacca am Mittwoch auf das Ford-Werksgelände in Merkenich fährt, werden jede Menge Erinnerungen wach. „Ich bin 1959 nach Köln gekommen, um bei Ford zu arbeiten“, erzählt der 78-jährige Italiener. Gemeinsam mit Sohn Luca (37), Schwiegertochter Francesca (38) und den Enkeln Donatella (8) und Gabriele (7) ist er extra aus Rom angereist, um mit seinem sonnengelben Ford Capri am großen 50-Jahre-Jubiläumstreffen des Kultautos teilzunehmen. 1969 hatte Ford Europa das zweitürige Sportcoupé erstmals vorgestellt (siehe Kasten). Nun kamen mehr als stolze 100 Besitzer des Kult-Coupés aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Großbritannien, Italien und der Schweiz nach Köln, um ihre liebevoll gepflegten Fahrzeuge zu präsentieren.
Erster Motor schaffte 280 000 Kilometer
Mehr als 25 Jahre war Adolfo Patacca bei Ford beschäftigt, er malochte am Fließband in der Y-Halle in Niehl, aber auch in Saarlouis und Genk. „Ich habe den 12 M gebaut, den Taunus, den Granada, den Escort und natürlich den Capri.“ Er habe ein Exemplar der ersten Capri-Modellreihe besessen, es aber weiterverkauft, erzählt er.
Am 5. Mai 1978 war es dann so weit. „Für 11 200 D-Mark habe ich einen Capri der dritten Modellreihe erstanden – mit V6-Motor, 2,0 Liter Hubraum und 96 PS.“ Seit 41 Jahren gehört das Auto zur Familie, wird gehegt und gepflegt. Der erste Motor schaffte 280 000 Kilometer, die Austauschmaschine ist mittlerweile 80 000 gelaufen. „Ford ist das Beste“, sagt Patacca, und in seiner Stimme schwingt Stolz mit.
Mit 1,9 Millionen gebauten Exemplaren war der 1969 vorgestellte Capri das erfolgreichste Sportcoupé von Ford in Europa. Ab Herbst 1968 rollten in Köln die ersten Zweitürer vom Band. Das in Köln entwickelte Fahrzeug sollte an den großen Erfolg des Ford Mustang in den USA anknüpfen. Beide wurden vom US-Designer Philip T. Clark entworfen. In den 1970er-Jahren feierte der Capri im Motorsport große Erfolge. 1974 kam die zweite Modellreihe auf den Markt, 1978 die dritte. 1986 wurden in Niehl die letzten Exemplare gebaut – als Rechtslenker für England. (fu)
„Richtig fertig ist so ein Wagen nie“
Rolf Hohmann (62) aus Meinerzhagen führt eine noch längere Beziehung mit seinem Capri. „Ich habe ihn seit April 1976, damals war er drei Jahre alt.“ Das rot-weiße Geschoss ist ein 1973er Capri RS 2600, an dem der gelernte Schlosser seit vielen Jahren herumschraubt. „Mein Ziel ist eine möglichst originalgetreue Kopie des Tourenwagens von 1972, der auf den Rennstrecken für Furore sorgte“, so Hohmann. Er hat einen Replica-Rennsportmotor eingebaut, der aus 3,0 Litern Hubraum 220 PS mobilisiert, die Kotflügel verbreitert, das Fahrwerk optimiert und Überrollbügel eingezogen.
Wie viele Arbeitsstunden er investiert hat, weiß er selbst nicht. „Richtig fertig ist so ein Wagen nie, es gibt immer etwas zu tun.“ Maximal 220 Stundenkilometer schaffe sein Capri – „wenn der Motor richtig los legt, wird es ziemlich laut“. Rennen fahre er aber nicht, so Hohmann. Lieber sucht er sich noch weitere Schrauberprojekte – aktuell restauriert er einen Escort Mark II.
Jürgen Lenz (45) aus Köln-Porz kennt seinen Capri länger als seine Ehefrau. Seit 20 Jahren ist er stolzer Besitzer eines feuerroten Capri I aus dem allerersten Modelljahr 1969. „Das ist mein Schätzchen“, sagt der gelernte Elektriker. Bis auf die Karosseriearbeiten mache er alles an dem Auto selber, „dafür gehen rund zehn Stunden pro Woche drauf“. Unter der Haube verrichtet ein 2,3-Liter-Motor mit May-Turbokit seinen Dienst, der 180 PS leistet – was dem Oldtimer mit Heckantrieb angesichts seines geringen Gewichts von nur rund 1050 Kilogramm geradezu Flügel verleiht. „Man darf es mit dem Gaspedal nicht übertreiben“, betont Lenz.
„Das ist noch richtiges Autofahren“
Petra (55) und Thoralf (56) Schmidt (Titelbild) lassen es ruhiger angehen. Sie sind aus Bad Dürrheim (Baden-Württemberg) nach Köln gekommen, um ihren weißen Capri zu zeigen. „Erstzulassung April 1974. Das ist einer der ersten Wagen aus der zweiten Modellreihe“, erläutert Thoralf Schmidt. Er besitzt mehrere historische Fahrzeuge, für ihn ist wichtig, „dass ich mit einem Auto persönliche Erinnerungen verbinden kann“.
Mit 21 hat der Immobilienkaufmann seinen ersten Capri besessen, nun habe er kürzlich diesen Wagen entdeckt, „der ursprünglich von einer Zahnarztgattin gefahren wurde“. Weißer Lack, braunes Vinyldach mit Schiebedach, beige Kunstledersitze – 70er-Jahre-Flair pur. Der 1,6-Liter-Vierzylinder-Motor bringt es auf 88 PS – damit könne man gemütlich cruisen, so Schmidt. „Das ist noch richtiges Autofahren – ohne Servolenkung und den ganzen modernen Schnickschnack“. Für ihn und die mehr als 100 anderen Capri-Enthusiasten gab es an diesem Tag noch ein besonderes Highlight. Jeder durfte mit seinem geliebten Auto einmal über die werkseigene Teststrecke brettern.