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Köln und E-MobilitätMercedes für die Kölner Stadtspitze – was ist mit Ford?

Lesezeit 3 Minuten
KR Mercedes EQE

Mit dem Mercedes EQE haben die Stuttgarter fortan einen Fuß in der Tür des Kölner Rathauses.

Köln – Bekenntnis für den Wirtschaftsstandort Köln oder für den Klimaschutz? Um nicht weniger ging es in der „Dienstwagenaffäre“ der Kölner Stadtverwaltung. Die nahm Ende 2019 Fahrt auf. Oberbürgermeisterin Henriette Reker zog in Betracht, bei den Dienstwagen für die Stadtspitze mit einer alten Tradition zu brechen: War bis dato Ford gesetzt, wurde nun auch Mercedes ins Auge gefasst. Nun ist das Rennen gelaufen.

Das Ergebnis einer Ausschreibung für den Fuhrpark für die Stadtspitze liegt vor: In der Kategorie „reines E-Fahrzeug“ kann voraussichtlich ab September zwischen dem Ford Mach-e und den Mercedes EQE 300 gewählt werden. In der Kategorie Hybrid geht der Zuschlag allein an den Mercedes C300e. 2:1 für die Stuttgarter also.

Dienstwagenaffäre und Klimanotstand

Die Affäre spielte vor dem Hintergrund des ausgerufenen Klimanotstands. Dem stand 2019 entgegen, dass die bisherige Dienstwagen der OB, ein Ford Mondeo Hybrid, zum Auslaufmodell erklärt wurde und ansonsten der Fuhrpark der Kölner mit der Marktentwicklung nicht Schritt hielt. Damals hatte Ford noch keinen E-Wagen im Verkauf und kam auch bei der Plug-in-Technik nicht aus den Startlöchern.

Kritik aus den Kölner Ford-Werken

Dieser Faktenlage standen Emotionen entgegen. Das Nachdenken über einen Markenwechsel sorgte für einen Aufschrei bei der Belegschaft der Kölner Ford-Werke. Der Betriebsrat startete eine Petition unter der Überschrift: „Klares Bekenntnis der Stadt zu Ford“. Am Ende gab es 22 505 Unterzeichner. Im Stadtrat musste Reker Kritik einstecken. Selbst die Grünen warfen ihr schlechte Kommunikation vor. Der damalige Ford-Chef Gunnar Herrmann äußerte sein Missfallen und lud die Kölner OB zur Vorstellung des ersten und immer noch einzigen E-Autos von Ford ein, den Mustang Mach-e, der in den USA produziert wird. Reker hielt dem Aufruhr entgegen: Bei den Dienstwagen der Stadtspitze handele es sich um lediglich 13 Fahrzeuge. An den restlichen 80 Prozent der städtischen Wagen prange weiterhin die Ford-Pflaume.

KR Ford Mustand Mach-e

Galoppiert Kölns Stadtspitze künftig mit dem Ford "Mustang Mach-e" zu Terminen? Der Auftritt wäre sicherlich eher kraftvoll als gediegen.

Mit der Zeit wuchs Gras über den Eklat. Doch das könnte durch das Ausschreibungsergebnis abgemäht werden. Die Vergabe erfolgte in zwei Losen: reine Elektrofahrzeuge und Fahrzeuge mit alternativen Antriebsvarianten, wie eben Plug-in-Hybrid. Kriterien für die Ausschreibung waren unter anderem die Lieferzeit, die Reichweite, der CO2 -Ausstoß und die Leasingrate. Bei den reinen Stromern liegen also Ford und Mercedes gleich auf. Bei den „Alternativen“ hat Mercedes allein die Nase vorn. Die Stuttgarter haben also mehr als nur einen Fuß in der Tür des Kölner Rathauses.

Kurze Vertragslaufzeiten

Der Rahmenvertrag hat eine Laufzeit von 18 Monaten ab Vertragsschluss mit einer Verlängerungsoption auf 30 Monate. „Es wurde bewusst eine kurze Laufzeit gewählt, um die technischen Entwicklungen am Markt beobachten zu können und eine möglichst hohe Flexibilität zu erhalten“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Voraussichtlich ab September können die „Neuen“ bestellt werden. Zugriff haben nebst Reker, die Stadtdirektorin, die Stadtkämmerin, die Beigeordneten, die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie die berechtigten Fraktionen. Besteht freie Wahl zwischen den Modellen? „Ich gehe davon aus, dass jeder berechtigte Nutzer sich eine Variante aussuchen kann“, sagt OB-Sprecher Alexander Vogel.

Mustang Mach-e ist eher ein sportlicher SUV

Das dürfte den ein oder anderen Berechtigten in Gewissensnöte bringen. Der Mustang Mach-e wäre mag erste Wahl für Lokalpatrioten sein, ist aber alles andere als ein klassischer Dienstwagen, sondern vielmehr ein SUV mit Sportwagencharakter. Leistung: Bis zu 294 PS. Parallelen zum legendären „Muscle-Car“ mit V8-Motor sind gewünscht. Der Mercedes kommt klar gediegener und staatstragender daher.

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Für was wird sich Reker entscheiden? Sie zieht sich vorerst aus der Affäre: „Die Oberbürgermeisterin wird bis zum Auslaufen des für ihren Dienstwagen noch laufenden Leasingvertrags Mitte 2023 zunächst den Ford Mondeo (Hybrid) weiterfahren“, heißt es in einer Mitteilung.