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Hänneschen in KölnSo soll die Zukunft des Hänneschen-Theaters aussehen

Lesezeit 4 Minuten

Mareike Marx schaut positiv in die Zukunft.

Das Hänneschen gibt es seit 222 Jahren in Köln. Doch wie kann die Tradition des Stabpuppentheaters in Zukunft erhalten bleiben?

Mareike Marx schaut zuversichtlich in die Zukunft. Denn was für Stürme sind seit der Gründung des Hänneschen im Jahr 1802 nicht schon über das Stockpuppentheater hinweggegangen. Manches davon hat den Spielbetrieb ins Wanken gebracht, manches ist spurlos an ihm vorbeigegangen, nichts davon hat dem Theater für immer den Garaus gemacht. Das ist eine Historie, die der Intendantin Gelassenheit verleiht, wird sie nach der Zukunft des Theaters gefragt wird.

„Mit dem ganzen Herzen“

„Mit meinem ganzen Herzen glaube ich an gute Geschichten“, sagt Mareike Marx. Das sei es, was das Theater seit über zwei Jahrhunderten trägt – und auch noch in Zukunft tragen werde. Zeitenwende. Ein Wort, das gerade Geschichte macht. Nicht zuletzt die Digitalisierung und die sozialen Medien ziehen althergebrachten Angeboten den Boden unter den Füßen weg. Geht auch dem Hänneschen das Publikum nach und nach verloren? „So schlecht ist unsere Ausgangslage gar nicht“, sagt Mareike Marx. Das Publikum, das das Haus am Eisenmarkt besuche, sei durchaus gemischt, auch mit Blick auf die Altersstruktur. „Wir haben die Familien“, sagt die Intendantin selbstbewusst. Was sie aber nicht verleitet, sich auf dieser Aussage auszuruhen. „Auch wir müssen die Jugend immer wieder aufs Neue gewinnen, aber das ist doch auch eine schöne Aufgabe.“

Sanfte Revolution

Und ein weiteres Ziel setzt sich die Intendantin: „Ich will die Zielgruppe ab 30 Jahren erreichen.“ Es klingt fast schon kämpferisch, so wie sie es sagt. Doch Kampf ist ihre Sache nicht. Mareike Marx„ Zukunftsvision für das Hänneschen ist durch und durch sanft. „Ich möchte ein achtsames Theater“, wagt sie eine vorsichtige Beschreibung. Und „achtsam“ will sie nicht negativ besetzt wissen. „Nicht im Sinne von: Was kann man denn noch sagen.“ Um es etwas griffiger zu machen, führt sie die jüngste Puppensitzung als Beispiel auf. „Die war feministisch“, sagt Marx. Aber eben feinfühlig feministisch, nicht von der Barrikade herunter. Damit das gelinge, dafür brauch es eben die „guten Geschichten“, die „solide Handwerkskunst, Humor und berührende Momente“. Eben das, was das Hänneschen immer schon ausgezeichnet habe.

Am Eisenmarkt soll die Tradition weiter geführt werden.

„Es braucht also keine großen Veränderungen, ich möchte mich da gar nicht von meinem Vorgängern und Vorgängerinnen abgrenzen, einen Schalter umlegen und auf einmal ist alles anders“, sagt sie. „Demut ist ein Wert“, lautet ihr Credo. Dennoch wird es Neuerungen geben. Eine neue Theaterpädagogin wird am Hänneschen ihre Arbeit aufnehmen. Mit ihr will Mareike Marx mehrere Projekte angehen, die ihr besonders am Herzen liegen, unter anderem: Partnerschaften mit Schulen. Die Kinder werden in den Schulen durch Zusammenarbeit der Lehrerinnen und Lehrer mit der Theaterpädagogin auf das Hänneschen vorbereitet. Dann gibt es eine Führung durch das Haus am Eisenmarkt und einen Besuch einer Aufführung. Aber auch Führungen und Workshops sind geplant.

Nicht zuletzt die Kölsche Sprache wird bei diesem Konzept eine wichtige Rolle spielen. „In der Kindheit meiner Eltern galt Kölsch als ordinär“, erinnert sich Marx. „Und jetzt haben wir den Salat“, sagt sie mit Blick darauf, dass die Kölsche Sprache von der jüngeren Generation nicht mehr gesprochen wird. Aber auch dabei macht sich die Intendantin frei von einem einengenden Korsett, zudem Tradition werden kann, wenn sie wie ein Heiliger Gral behandelt wird. „Sprache ist dynamisch, auch die Kölsche Sprache“, sagt Marx. Auch jetzt flössen ins Kölsche wie ins Hochdeutsche Anglizismen ein. Solange das mit humorvoller Art und liebevollem Blick auf die Tradition geschehe, macht sie allen Gralshütern den Vorschlag: „Locker nehmen.“

Die Werkstatt zieht um

Eine weitere Veränderung, wenn auch nur räumlicher Art: Die Werkstatt des Hänneschen zieht in diesen Tagen aus Poll weg, in neue Räume nach Deutz. Dort möchte Marx auch die Theaterpädagogin des Hänneschen ansiedeln. Und noch eine räumliche Veränderung steht an – unweigerlich: Das Haus am Eisenmarkt muss umfangreich saniert werden. „Wir wollen das Schritt für Schritt umsetzten“, sagt Marx. Der Spielbetrieb am alten Standort soll dadurch nicht gefährdet werden. Denn im Hinblick auf manche langandauernden Zwischenlösungen in Köln, sagt die Intendantin: „Ich möchte nicht ins Interim gehen.“ Im kommenden Jahr soll der erste Schritt der Generalsanierung mit der Erneuerung der Oberbühne unternommen werden. Es braucht unter anderem neue Seilzüge. Dann wird das Dach folgen müssen, die Leitungen …

Ihre Vision fürs Haus

So wird die Antwort auf die Frage, wie sie sich das Hänneschen in 20 Jahren wünscht, nachvollziehbar: „Top saniert“, sagt Marx und lacht. Wobei das für sie bedeutet, dass der „Charme des Hauses herausgearbeitet wurde“. Der geht ihr im aktuellen Zustand an der ein oder anderen Stell etwas verloren. „Einige Ecken hier wirken doch eher nüchtern“, findet sie. Ihre Vision für das Haus lautet schlicht: „Ein familiärer Ort, wo sich Groß und Klein gerne auf unsere harten Bänke setzen, um sich von guten Geschichten verzaubern zu lassen.“