Bei Ford wurden der Belegschaft die Pläne für den Stellenabbau mitgeteilt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reagierten entsetzt und verlangen einen nachhaltigen Zukunftsplan.
„Hilflos“, „traurig“, „frustriert“Stellenabbau bei Ford in Köln - So reagiert die Belegschaft

Noch während die Betriebsversammlung lief, verließen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Gelände.
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Gegen halb zwölf Uhr mittags öffnen sich die Tore der großen Werkshallen an der Emdener Straße. Nach den Ausführungen von Ford-Gesamtbetriebsratschef Benjamin Gruschka und Arbeitsdirektor Marcus Wassenberg sind eigentlich noch Aussprache und Gelegenheit für Fragen geplant, da haben die meisten der rund 8000 Beschäftigten die Betriebsversammlung aber bereits verlassen. Zu tief sitzen Enttäuschung und Frustration vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Rund jede vierte Stelle soll gestrichen, ganze Abteilungen ausgelagert werden. Es sind aber nicht nur die Entlassungen selbst, die die Belegschaft fassungslos machen. Sondern auch, dass es seitens des Managements kaum Aussagen über eine nachhaltige Zukunftsstrategie gegeben hat. Wie es weitergehen soll, wie die Pläne für eine echte Konsolidierung aussehen sollen — keine Auskunft. Vielen Mitarbeitenden fehlt schlicht eine Perspektive, die man ihnen mit auf den Weg hätte geben sollen.
Ford Betriebsversammlung: Kaum Aussagen zur Zukunftsstrategie
Morgens waren viele noch mit Fahnen gekommen, hatten Transparente hochgehalten und Widerstand gegen die Entscheidungen des Managements angekündigt. Mittags herrscht in den Gesichtern Leere, Entsetzen und oft auch Verzweiflung. Reden wollen die meisten nicht über das, was gerade angekündigt wurde. Einfach, weil es aus ihrer Sicht nicht mehr viel zu sagen gibt. Die Stimmung mit „angespannt“ zu umschreiben, trifft es kaum noch. Sie liegt irgendwo zwischen Fassungslosigkeit, Wut und Entsetzen.
Seit 20 Jahren arbeitet Jan Friedrichs bei Ford. Der Entwicklungsingenieur ist frustriert, enttäuscht: „Der Betriebsrat droht und bemüht sich“, sagt er. „Aber wir können nichts tun, die Belegschaft fühlt sich hilflos. Dabei haben nicht wir die Fehler gemacht.“ Er erinnert an die Zeiten, als Ford Massenproduzent war, preiswerte Autos baute, die sich die Menschen leisten konnten und wollten. „Das haben wir komplett aufgegeben“, sagt er. „Es fehlt eine Strategie, wie es weitergehen soll.“
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Die Belegschaft fühlt sich hilflos. Nicht wir haben die Fehler gemacht.
Wie er äußern sich fast alle, die überhaupt etwas sagen wollen an diesem Vormittag. Der einzige Plan seien Entlassungen, aber das sei kein Plan, sagt Martin Schwartz. Er ist System Engineer und spricht von einer „traurigen Situation“. Die Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen sei schlecht, deutlich zu spüren auch auf der Betriebsversammlung.
Viele sehen an diesem Vormittag die aktuelle Entwicklung mittlerweile nur als einen Einstieg in noch größere Einschnitte bis hin zur kompletten Werksaufgabe. „Zu hundert Prozent“ habe er die Befürchtung, dass Ford auf lange Sicht den Standort Köln aufgeben könnte, sagt Hüseyn Kirac. Dabei ist er eigentlich stolz auf das, was hier geleistet wird: Er arbeitet in der Produktion, in der für viele Millionen Euro umgebauten Y-Halle, wo die neuen Modelle zusammengebaut werden. „Aber einfach nur Stellen abbauen bringt doch auch nichts“, sagt er.
Ford: Sorge um den Standort Köln
Und dann gibt es noch die Kolleginnen und Kollegen, die an Entwicklung oder Produktion gar nicht unmittelbar beteiligt sind, aber bislang dennoch fester Bestandteil der Ford-Familie waren. Patrick Conzen etwa, er arbeitet in der Gebäude- und Geländeinstandhaltung auf dem Werkgelände. Die gehört nach seinen Informationen zu den Bereichen, die komplett ausgelagert werden sollen. „Aber was kommt dann?“, fragt Conzen. Ob er sich beim Nachfolger bewerben kann und will, wie es dann mit dem Verdienst aussieht, ob die ihre eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitbringen — das alles hängt noch komplett in der Schwebe.
Viel Hoffnung schwang bei alledem nicht mit, eine motivierte Belegschaft sieht anders aus. Und doch gibt es diejenigen, die seit Generationen im Betrieb sind und die Ford-Fahne auch weiter hochhalten wollen. Einfach, weil sie sich gar nicht vorstellen können, dass es Ford in Köln irgendwann nicht mehr gibt.