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Sorge um die OBHenriette Reker muss in der Uniklinik stationär behandelt werden

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Kölns OB Henriette Reker

Köln – „Oberbürgermeisterin Reker zur Behandlung in Uniklinik“ – an Brisanz ist die Meldung kaum zu übertreffen, die das Presseamt am Mittwoch kurz nach 9 Uhr veröffentlicht. Erst recht vor dem Hintergrund, dass sich die 64-Jährige bereits am Dienstag in stationäre Behandlung begeben hatte. Henriette Reker (64) habe sich, so schildert es ihr Sprecher Alexander Vogel, tagsüber unwohl gefühlt und sich sofort ärztlich untersuchen lassen. Nach der akuten Diagnose sei sie dann in der Uniklinik aufgenommen worden. Dort haben die Ärzte laut Vogel noch am Abend die Behandlung aufgenommen.

Zu Details äußert sich Vogel nicht, stellt aber doch klar: Rekers Erkrankung habe nichts mit der Corona-Pandemie zu tun. Auch einen Zusammenhang mit Spätfolgen des Messer-Attentats 2015 schloss der Stadtsprecher aus, damals hatte die damalige OB-Kandidatin einen Tag vor dem Wahltermin lebensgefährliche Verletzungen erlitten. Die Behandlung in der Uniklinik habe nichts mit einer Knochenmarks-Entzündung am Rücken zu tun, unter der die 64-Jährige vor kurzem gelitten habe. Wegen dieser Erkrankung hatte Reker am 10. Dezember vorzeitig die Ratssitzung nach gut drei Stunden verlassen.

Reker hat am Mittwoch telefonisch mit ihrem Sprecher Vogel Kontakt gehalten. Eine offizielle Vertretungsregel greift derzeit nach seinen Worten nicht, weil Reker zwar im Krankenhaus ist, aber ansprechbar ist und erreichbar sei. Es gebe aktuell relativ wenig zu regeln, sagte Vogel, die Stadtverwaltung befindet sich in Betriebsferien, und durch die Corona-Pandemie finden wenige Termine statt, bei denen Reker die Stadt repräsentiert.

Steht keine Operation an

Wie lange die OB in der Uniklinik bleiben muss, ist unklar. Dies hänge vom Verlauf der Behandlung ab, sagte Vogel. Er wollte nicht sagen, in welcher Abteilung Reker behandelt wird. Es handele sich aber nicht um eine Herzerkrankung, auch stehe keine Operation an. Die OB lässt sich von einer Mitarbeiterin der Stadt unter anderem über die Presse-Lage informieren.

Reker hatte bereits im Kommunalwahlkampf die Leitung des Corona-Krisenstabs übernommen, da Stadtdirektor Stephan Keller in Düsseldorf als OB antrat (und später gewählt wurde). Sie muss in dieser Funktion vertreten werden, Dezernentin Andrea Blome übernimmt.

An Aufgaben hat es der OB in diesem Jahr nicht gemangelt. Neben der Pandemie und den laufenden Amtsgeschäften stand sie ab Spätsommer voll im Wahlkampf, der nach dem ersten Urnengang Mitte September zu einer Stichwahl zwei Wochen später führte. Vor allem die Corona-Krise begleitete sie rund um Uhr: „Ich will mich nicht wegducken“, sagte sie der Rundschau im September. Reker gilt als Arbeiterin, die im Zweifel lieber eine Akte mehr liest und sich selten Pausen gönnt. Urlaub hat sie in diesem Jahr nur sporadisch genommen. Im Rathaus heißt es, die OB müsse bisweilen dazu gedrängt werden.

Beim Jahresendgespräch vor knapp zwei Wochen stand das Thema Corona im Mittelpunkt. Die 64-Jährige räumte ein, wie sehr ihr die Krise persönlich nahe geht. Dass sie wisse, wie viele Menschen um ihre Existenz zittern müssten. Gerade deshalb sprach sie sich für eine strikte Einhaltung des Lockdowns aus. Sie selbst hatte erstmals nicht wie gewohnt mit ihren Freunden Weihnachten feiern können.

Fraktionen wünschen eine gute Besserung

Genesungswünsche kamen von den anderen Parteien. SPD-Fraktionschef Christian Joisten erklärte: „Mit großer Sorge habe ich heute von der Erkrankung der OB erfahren. Im Namen der SPD-Ratsfraktion wünsche ich Frau Reker von Herzen eine schnelle Genesung.“ Die CDU-Fraktion wünschte auf der Facebook-Seite „Gute Besserung“.

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Die frühere Sozialdezernentin ist 2015 als erste Kölner OB gewählt worden. Einen Tag vor der Wahl ist sie von einem rechtsextremen Attentäter mit einem Messer lebensgefährlich verletzt worden. Während der Abstimmung lag sie im Koma, von ihrem Wahlsieg erfuhr sie erst später. Täter Frank S. wurde wegen versuchten Mordes zu 14 Jahren Haft verurteilt. Reker sagte: „Ich verstehe sein Motiv nach wie vor nicht. Ich hätte nie gedacht, dass mein Leben bedroht werden könnte.“ Der Attentäter hat sich nicht direkt bei ihr entschuldigt. Er sei ihr als Mensch fremd geblieben.