Köln – Die 84 000 Einwohner zählende Lagunenstadt Grand-Bassam an der Elfenbeinküste soll neue Partnerstadt Kölns werden. Das hat die Kölner Liste „Bündnis14 Afrika“ Oberbürgermeisterin Henriette Reker vorgeschlagen.
Die Entscheidung fiel vor einigen Tagen bei einer Versammlung der afrikanischen Community in Köln, dabei setzte sich Grand-Bassam mit großer Mehrheit gegen Machakos (Kenia), Libreville (Gabun) und Kumasi (Ghana) durch.
Insgesamt bereits 24 Partnerstädte
Köln unterhält bereits 22 internationale und zwei deutsche Städtepartnerschaften (Berlin-Treptow und Berlin-Neukölln). Als 2011 Rio de Janeiro als jüngstes Mitglied in den Kreis kam, schien der Bedarf gedeckt.
Doch am 14. Mai beschloss der Stadtrat auf Anregung des Integrationsrats, dass Köln eine neue Partnerschaft mit einer Stadt südlich der Sahara prüfen soll. Die Verwaltung wurde aufgefordert, dem Rat Vorschläge vorzulegen. Elf Tage später starb der schwarze US-Bürger George Floyd durch Polizeigewalt – weltweite Demonstrationen gegen Rassismus waren die Folge.
Köln und Grand-Bassam mit vielen Gemeinsamkeiten
Nun schickt sich Köln an, nach Tunis erstmals eine Kooperation mit einem westafrikanischen Land einzugehen. „Wir haben diesen Wunsch von Bündnis 14 Afrika seit Jahren begleitet und werden den Vorschlag Grand-Bassam, der mit breiter Beteiligung und klarer Mehrheit zustande kam, jetzt prüfen“, sagt Frieder Wolf, Leiter des Büros für Internationale Angelegenheiten der Stadt Köln. Man werde Kontakt mit der Stadtverwaltung von Grand-Bassam aufnehmen und ausloten, wie eine gemeinsame inhaltliche Agenda aussehen könne.
Eli Abeke, Vize-Vorsitzender des Integrationsrats und Vorstandsvorsitzender der Liste „Bündnis 14 Afrika“, freut sich über das klare Votum und kann sofort Gemeinsamkeiten zwischen Köln und Grand-Bassam benennen. Nicht nur, dass beide Städte vom Wasser geprägt sind – Köln vom Rhein und Grand-Bassam vom Ozean und der Lagune.
„Beide Städte stehen für Toleranz und friedliches Miteinander verschiedener Kulturen. Und die Menschen in Grand-Bassam feiern wie die Kölner gerne Karneval – mit farbenfrohen Kleidern und Festumzügen durch die Straßen, so Abeke. Wobei der Karneval hier nicht dem christlichen Kalender entspringt.
„Es handelt sich um eine lokale Tradition der Nzima- und Aboure-Völker aus dem ehemaligen Königreich Ghana, die in die Elfenbeinküste ausgewandert waren, eine Art Erntedankfest.“ Auch die Rolle der Frau werde in Grand-Bassam groß geschrieben. Hier werden Frauen als Heldinnen verehrt, die es in der Kolonialzeit gewagt hatten, gegen die Besatzer aufzubegehren. Sie forderten die Freilassung ihrer inhaftierten Männer und wurden dafür umgebracht.
Als Erste landeten die Portugiesen 1470 an der Elfenbeinküste. 1843 bauten die Franzosen einen Militärstützpunkt in Grand-Bassam, der zur ersten Hauptstadt der Kolonie Cote-d’Ivoire wurde. 1960 zogen die Franzosen ab , die Elfenbeinküste wurde unabhängig. Ihre Geschichte ist von Besatzung und Sklavenhandel geprägt. Heute ist das Land ein Wirtschaftsmotor in Afrika und Grand-Bassam eine beliebte Tourismusregion.