Die etablierten Parteien haben noch keinen Kandidaten. Doch der Südstadt-Pfarrer im Ruhestand will es offenbar wissen.
Kommunalwahl 2025Mit diesem Slogan will Hans Mörtter ums OB-Amt in Köln kämpfen
Hans Mörtters Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters wird konkreter. „Die Fotos für die Kampagne sind schon gemacht. Ich bin jetzt dabei, Geld zu sammeln und mir eine Startrampe zu bauen“, sagt der frühere Südstadt-Pfarrer der Rundschau. Den Slogan für die Kampagne gibt es auch schon: „Wir werden OB“.
Die etablierten Parteien haben bislang Findungskommissionen eingerichtet, aus denen bestenfalls Gerüchte nach außen dringen. Zu hören ist vor allem, dass die Suche beschwerlich ist, und sich weder auf der einen noch auf der anderen Seite Kandidaten aufdrängen. Dies hatte die aktuelle Amtsinhaberin, Henriette Reker (parteilos), zwischenzeitlich zu der Aussage verleitet, sie könne sich eine dritte Amtszeit vorstellen - wenn sich kein anderer Kandidat finden sollte. Im Rundschau-Interview stellte sie aber kürzlich klar: „Ich plane keine weitere Amtszeit. Ich wünsche der Stadt einen jungen, leistungsstarken Menschen.“
Anfang des Jahres hatte Mörtter, der Pfarrer im Ruhestand, zum ersten Mal laut über eine Kandidatur nachgedacht. Ihm sei es wichtig, neue Wege zu gehen, sagte er damals. Köln sei offenbar „beratungsresistent“. Es brauche aber große Veränderungen, um auf die Herausforderungen der Zeit zu reagieren. Für eine Kandidatur braucht es aber Geld. 300 000 bis 400 000 Euro müssten es wohl sein, rechnet der Protestant vor. „Ich habe schließlich keine Partei im Rücken.“ Bis Mitte des kommenden Monats soll die Webseite für die Kampagne stehen. Aber natürlich brauche er eine Agentur, die ihm bei der Kandidatur helfe. „Ich habe aber nicht vor, die ganze Stadt zu plakatieren.“ Er wolle vielmehr seine Netzwerke nutzen und über Social Media und Mund-zu-Mund-Propaganda bekannt werden.
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Mörtter gründet Verein gegen Kinderarmut und Obdachlosigkeit
Anfang des Jahres hat Mörtter den Verein „Hans sucht das Glück“ gegründet. Er will sich damit gegen Kinderarmut und für die Abschaffung von Obdachlosigkeit einsetzen, er engagiert sich gegen die Klimakrise und für Flüchtlinge. All das sind Themen, die ihn schon als Pfarrer haben tätig werden lassen - und die er auch als OB-Kandidat in den Vordergrund stellen will. Prominente wie Arena-Chef Stefan Löcher, Architekt Peter Busmann oder Schriftsteller Navid Kermani unterstützen den Pfarrer. „Hans Mörtter ist immer für Menschen in der Not da, in Köln und in der Welt“, sagt Kermani. Er sei ein „Unruhestifter im besten Sinne“. Ob sich die Unterstützung auch auf eine OB-Kandidatur bezieht, ist nicht klar.
Mörtters OB-Kandidatur: Spenden gesucht
Mörtter hat inzwischen ein Spendenkonto für den Wahlkampf eingerichtet. Es ist ein anderes als das des Vereins. Er wolle nicht nur als unabhängiger Kandidat antreten, er stehe auch für einen „Aufbruch jenseits der Hamsterräder der Politik“. „Ich bin nicht käuflich, stehe bewährt an der Seite der Menschen unserer Stadt und will die Parteien dazu bringen, endlich mutig die großen Herausforderungen anzugehen“, sagt der 69-Jährige. In diesem Sinne sei auch der Slogan „Wir werden OB“ zu verstehen. Es gehe darum, alle Menschen in der Stadt mitzunehmen.
Neben Hans Mörtter hat bislang Marcel Hövelmann (48) eine Absicht zur OB-Kandidatur erklärt. Er wolle „Klima-Bürgermeister für Köln“ werden, erklärte er im März. Zuvor zuvor hatte eine Mitgliederversammlung von „Gut Köln“ seine OB-Kandidatur einstimmig befürwortet. Hövelmann stammt aus Würselen und kam 1996 nach Köln. Die Kölner Politik begleitet der Familienvater schon seit Jahren, insbesondere in den Bereichen Mobilität und Umwelt. Im September 2025 wird in Köln ein neuer Stadtrat und ein neuer Oberbürgermeister oder Oberbürgermeisterin gewählt.