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Neuer Verein in KölnEx-Pfarrer Mörtter liebäugelt weiter mit OB-Kandidatur in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Hans Mörtter lächelt in die Kamera.

Südstadt-Original, Pfarrer in Rente und bald auch OB-Kandidat? Mit einem neuen Verein kämpft Hans Mörtter für soziale Gerechtigkeit.

Hans Mörtter möchte sich mit einem neuen Verein für die Abschaffung der Obdachlosigkeit und der Kinderarmut einsetzen.

Der Name ist Programm: „Hans sucht das Glück“ heißt der neue Verein, den der ehemalige Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter soeben mit einigen Mitstreitern gegründet hat. Und wie will er das Glück finden? Indem er Lösungen für mehr soziale Gerechtigkeit finde und umsetze – in Köln und anderswo, sagt Mörtter.

Der Verein werde sich für die Abschaffung der Obdachlosigkeit und der Kinderarmut einsetzen, sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren und für die Bewältigung der Klimakrise. Man wolle einen Gegenentwurf schaffen zu der „Lähmung und Angstmacherei“ durch die AfD, betont Mörtter. „Wir handeln. Daraus wächst Glück.“

Seit Sommer 2022 ist der evangelische Geistliche im (Un-)Ruhestand, vor zwei Wochen hat er öffentlich erklärt, dass er sich eine Kandidatur bei der Oberbürgermeisterwahl 2025 vorstellen kann. Am Donnerstag steht er mit weiteren Vereinsmitgliedern in der Severinstorburg und spricht euphorisch über seine Pläne. Nur einfach seine Rente zu genießen und die Beine hochzulegen, sei nicht das Richtige für ihn, so Mörtter. Gemeinsam mit anderen wolle er Lösungen für drängende Probleme unserer Zeit aufzeigen. „Wir wollen die Welt wieder menschlicher machen.“

Um helfen zu können, braucht der Verein Geld

Der Vereinsname „Hans sucht das Glück“ sei „vielleicht ein bisschen komisch“, den habe seine Frau vorgeschlagen, erzählt der Geistliche lachend und bekennt: „Ich finde es gut, wenn es lustig ist.“

Zutreffend ist der Name allemal. Denn Hans Mörtter ist nicht nur der Vorsitzende des Vereins, er ist sein Dreh- und Angelpunkt. Das vielfältige Engagement des früheren Pfarrers der Lutherkirche für Arme und Obdachlose, etwa im „Vringstreff“, seine „Weihnachtswunsch-Aktion“, die Geschenke für bedürftige Kinder organisiert, die Benefiz-Konzertreihe „SOS“ gegen die Klimakrise in der Philharmonie, aber auch der kritische Blick auf das Schicksal von Flüchtlingen in den EU-Lagern etwa auf Samos– all das soll in dem neuen Verein fortgeführt und ausgebaut werden.

„Das Profil des Vereins wird sich in nächster Zeit weiter schärfen“, sagt der zweite Vereinsvorsitzende Ingo Brauckmann. Er kommt aus der Logistikbranche, will Verbindungen in die Wirtschaft knüpfen, um Spendengelder einzuwerben und möglichst langfristige Unterstützer zu finden. Um helfen zu können, brauche der Verein Geld, unterstreicht Mörtter. Und er nimmt schon neue Aufgaben in den Blick – unter anderem im vom Bürgerkrieg zerrissenen Sudan. In Köln will er gebrauchte Handys sammeln, die in einer Werkstatt auf Samos repariert und dort an Flüchtlinge abgegeben werden sollen. Man habe Ideen, wie man Menschen besser integrieren und Geflüchteten berufliche Perspektiven bieten könne, arbeite dabei mit internationalen Organisationen zusammen.

„Köln scheint beratungsresistent und lernunfähig zu sein.“

Elf Mitglieder hat der Verein bisher, seit kurzem auch eine Internetpräsenz. Dort äußern sich prominente Unterstützer wie der Kölner Schriftsteller Navid Kermani, der sagt: „Hans Mörtter ist immer für Menschen in Not da, in Köln und in der Welt. Ein Unruhestifter im besten Sinne.“ Mörtter selbst hält fest, als Notfallseelsorger habe er „gelernt, keine Angst zu haben. Deswegen bin ich manchmal so frech, so kompromisslos, so klar in der Ansage.“

Ihn treiben viele Themen um. Vor allem die vielen Menschen in Köln, die kaum über die Runden kommen. Dass viele Ältere, „die jahrzehntelang malocht haben“, Mülltonnen nach Flaschenpfand durchsuchen müssten, dass sie aus Geldmangel vereinsamen und nur noch zu Hause vor dem Fernseher sitzen würden, anstatt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, das sei entwürdigend, sagt Mörtter.

Auch mit vielen Entwicklungen in der Politik ist er unzufrieden. „Köln scheint beratungsresistent und lernunfähig zu sein.“ Er will auch auf Bundesebene anecken. „Es ist wichtig, die Politik zu zwingen, neue Wege zu gehen.“

Was seine mögliche Kandidatur als Oberbürgermeister betrifft, sagt Mörtter: „Ich habe dazu noch nicht Ja gesagt. Aber ich fürchte, dass es darauf hinausläuft.“ Viele hätten ihn angesprochen, anfangs habe er immer abgelehnt. Aber irgendwann komme man an den Punkt, wo man nicht mehr Nein sagen könne.

Es brauche ein breites Bündnis in Köln, kandidieren werde er nur als Parteiloser. „Ich kann nur dann Aufbruchstimmung bringen, wenn ich völlig frei und unabhängig von den Parteien bin.“ Offen sei aber noch die Frage, wie sein Wahlkampf finanziert werden könne.