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Dreckiges KölnWo ist eigentlich der „Domkümmerer“

Lesezeit 3 Minuten

Eine von Taubenkot überzogene Mauer aus der Römerzeit ist nur eine von vielen Missständen, die von Stadtführern beklagt werden.

Er war ein Wahlkampfversprechen: der „Domkümmerer“ Wilhelm Belke. Doch bei der ganzen Kritik an den Missständen rund um den Dom hat er sich bis jetzt nicht zu Wort gemeldet.

Wenn Köln ein Pfund hat, mit dem es wuchern kann, dann ist es sein Kulturgut. Darum hätte der Warnruf der im Verein „Guides Köln“ zusammengeschlossenen Stadtführer kaum eindringlicher sein können: Denn sie sehen eben dieses Kulturgut im wahrsten Sinne des Wortes in den Dreck gezogen. Taubenkot, tote Ratten, Uringestank prägten das Bild rund um den Dom im Herzen Kölns. Und das nicht erst seit gestern. Seit Jahren wird in Köln immer wieder über das Erscheinungsbild der Stadt diskutiert - seit vielen Jahren.

Reker machte Wahlkampf mit Domkümmerer

So zog Kölns heutige Oberbürgermeisterin Henriette Reker in ihren ersten Wahlkampf um das höchste Amt in dieser Stadt, im Jahr 2015, mit dem Versprechen, sie werde einen „Domkümmerer“ installieren. Der solle Ordnung schaffen rund um das Wahrzeichen und Weltkulturerbe. 2018 war es dann so weit. Reker ließ es sich nicht nehmen, Wilhelm Belke persönlich in einer Pressekonferenz im Rathaus in dem neuen Amt vorzustellen. Doch bis heute war in der ganzen Debatte um den Zustand des Domumfeldes von dem „Domkümmerer“ nichts zu hören.

Wo ist Belke?

Wo ist Belke? „Ist er noch für das Domumfeld zuständig?“ fragt die Rundschau bei der Stadtverwaltung nach. Die Antwort lautet zusammengefasst: Er ist noch da und auch noch zuständig. Allerdings drückt es die Verwaltung etwas anders aus: „Die Stabsstelle Stadtbau im Quartier (SiQ), deren Leiter Herr Belke ist und die im Dezernat für Planen und Bauen angesiedelt ist, ist zuständig für den Öffentlichen Raum im Domumfeld, also koordinierend und initiierend tätig. Das heißt, die fachliche Federführung bleibt bei den verschiedenen Fachämtern.“

„Initiierend“, „koordinierend“ und „Domumfeld“, das sind die entscheidenden Stichworte, die die Nachfrage zulassen: Wie sieht der Domkümmerer den derzeitigen Zustand in seinem Zuständigkeitsbereich? Ist die Kritik der Stadtführer begründet? „Die Kritik der Stadtführer ist nachvollziehbar“, lautet die Antwort, die eine Stadtsprecherin schriftlich gibt. Ist das Belkes Antwort oder die der Sprecherin? Das bleibt offen.

Baustellenkoordinator statt Domkümmerer?

Wie auch immer: Was hat der Domkümmerer denn seit 2018 unternommen, um dieser „nachvollziehbaren Kritik“ entgegenzuwirken? Daraufhin listet die Verwaltung beispielhaft fünf Projekte der „SiQ “auf. Die lassen auf den ersten Blick allerdings vermuten, der Domkümmerer ist zum Baustellkoordinator transformiert. Planungssicherheit für alle an einem Bauprozess Beteiligten habe er geschaffen. Eine „Infoplattform Bauprojekte“ wurde eingerichtet. Die Einfriedung von Baustellen ist nun schöner geregelt.

Zwei Projekte scheinen dennoch im engeren Zusammenhang mit den Wunden im Herzen Kölns zu stehen, in die die Stadtführer ihre Finger gelegt haben. Zum einen eine Toilettenanlage, die 2020 auf dem Breslauer Platz aufgestellt wurde. Zum anderen ein Projekt, durch das die Lautstärke von Straßenmusikern besser kontrollierbar wird. Das ist aber noch nicht abgeschlossen.

Ein aufgeräumtes Domumfeld

Zwei Projekte, die schon seit Jahren laufen. Keine aktuellen Maßnahmen, die auf den Weckruf der Stadtführer reagieren. Noch ein Jahr nach Amtseinführung klang das bei Belke etwas anders. Nachdem er sein Team komplett hatte, wagte er für die Rundschau einen Blick auf sein künftiges Arbeitsfeld.

Was werde er in Zukunft angehen? Da spielten die Baustellen noch keine so große Rolle, da wollte der Domkümmerer durchaus auf breiterer Front gegen Missstände rund um den Dom vorgehen. Dem über den Kurt-Hackenberg-Platz verteilten Kies wollte Belke den Kampf ansagen. Die Ramschstände der Souvenirshops wollte er in die Schranken weisen. Kurzum, es sollte ein aufgeräumtes und sauberes Umfeld um den Dom entstehen.

Eine Kritik, die zur Amtseinführung Belkes laut wurde: Der erfahrene Verwaltungsfachmann war da bereits 58 Jahre alt. Er müsse also bis zur Pension kräftig in die Hände spucken, um die ihm in die Hände gelegte Herkulesaufgabe zu stemmen. Der Zeitdruck ist nun, fünf Jahre später und angesichts der Probleme, nicht geringer geworden.