Bald leerer AltbauKölner Künstler will Zeughaus für 1 Euro kaufen – Das hat er vor
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Köln – Bis Mitte 2022 wird das Kölnische Stadtmuseum sein angestammtes Domizil im Zeughaus endgültig räumen. In dem maroden Baudenkmal von 1606 ist derzeit noch die Graphische Sammlung untergebracht.
Interim für Kölnisches Stadtmuseum teurer als geplant
In der zweiten Jahreshälfte eröffnet das Museum eine verkleinerte Interimsausstellung im ehemaligen Modehaus Franz Sauer an der Minoritenstraße. Die Kosten dafür sind deutlich gestiegen. Wie die Stadt im Kulturausschuss auf Anfrage der FDP mitteilte, fallen für Dauerausstellung, Ausstattung von Büros, Werkstätten und Bibliothek sowie Alarmanlage und Multimediatechnik rund 5,8 Millionen Euro an – 2,4 Millionen mehr als geplant.
Die Miete beträgt anfangs rund 725.000 Euro pro Jahr und steigt dynamisch, die Stadt wird sie wohl mindestens bis 2029 zahlen müssen. Denn vorher dürfte die „Historische Mitte“ am Dom, in der auch das Stadtmuseum unterkommen soll, kaum fertig werden – bisher gibt es nicht mal einen Baubeschluss.
Völlig unklar ist, was aus dem Zeughaus wird. Es gibt keinen neuen Nutzer, kein Konzept und keinen Plan, wie die auf mehr als 90 Millionen Euro geschätzte Generalsanierung bewerkstelligt werden soll. In dieses Vakuum stößt Künstler HA Schult hinein. Er habe der Stadt angeboten, das Zeughaus für einen symbolischen Euro zu kaufen, es zu sanieren und daraus einen neuen Ort für die Kunst zu machen, sagte HA Schult der Rundschau.
Seit 1991 steht seine Skulptur „Goldener Vogel“ auf der Spitze des Treppenturms, nun will er hier ein Museum für zeitgenössische Kunst unter dem Titel „Art Is Life Building“ schaffen. Dort könnten auch seine bekannten „Trash People“ ausgestellt werden. Es gehe ihm aber nicht um Selbstdarstellung, so der 82-Jährige, sondern um ein Forum für Kunst und Dialog. „Das Zeughaus wird zum Kunstlabor. Äußerlich wird es sich in keiner Weise verändern.“
Er könne sofort loslegen und in fünf Jahren eröffnen, sagt HA Schult. Namhafte Unternehmen seien bereit, das Projekt zu unterstützen, darunter Ford und die DEVK-Versicherung.
Stadt äußert sich nicht zu Angebot von Kölner Künstler Schult
Zur Frage, ob der Stadt ein Angebot von HA Schult über einen Kaufpreis von einem Euro vorliege, erklärte das Presseamt, das könne man nicht bestätigen. „Die Stadt Köln äußert sich zu derartigen Angelegenheiten grundsätzlich nicht.“
Sämtliche weiteren Fragen zur Zukunft des Zeughauses – ob ein Verkauf oder eine Erbpacht denkbar sei, ob in nächster Zeit unaufschiebbare Sanierungsmaßnahmen im Gebäude durchgeführt werden müssten – ließ die Stadt unbeantwortet. Sie erklärte lediglich: „Die Verwaltung prüft derzeit noch verschiedene Nachnutzungsmöglichkeiten. Weitergehende Aussagen können erst nach Festlegung der Folgenutzung getroffen werden.“
Kölner Zeughaus: Ford will goldenen „Flügel-Fiesta“ erhalten
Klar scheint: So lange es keine Entscheidung zur „Historischen Mitte“ gibt, bleibt das Schicksal des Zeughauses ungeklärt. „Hier droht die nächste Ruine in Köln“, betont HA Schult. Die DEVK-Versicherung erklärte auf Anfrage, man sei offen für die Vorschläge des Künstlers, und eine Unterstützung des Projekts sei „grundsätzlich denkbar“. Es habe aber noch keine konkreten Gespräche gegeben.
Ein Ford-Sprecher sagte, man sei bereit, sich für den Erhalt des goldenen Flügel-Fiesta auf dem Turm, der ein touristisches Highlight sei, zu engagieren. Für darüber hinausgehende Aussagen sei es derzeit noch zu früh.