Häuser mit HistorieWie das Kölner Zeughaus zu seinem „Sargdeckel“ kam
Köln – Die freie Reichsstadt Köln wollte im Mittelalter stets bereit sein, sich und ihre Freiheit zu verteidigen. Andererseits hielt man es nicht für sonderlich opportun, dass alle Bürger zu allen Zeiten in ihren eigenen Häusern oder bei den einzelnen Gaffeln Zugang zu Waffen hätten.
So beschloss man, dass alle militärische Ausrüstung in die Obhut der Stadt zu geben sei – was ein entsprechend eingerichtetes Gebäude erforderte. Weil das städtische Kriegsarsenal unter anderem Wurfgeschossmaschinen namens „Bliden“ umfasste, wurde dieses Zeughaus, erstmals urkundlich erwähnt 1348, auch „Blidenhaus“ genannt.
Arbeiten für neues Kölner Zeughaus beginnen 1594
Dieses entsprach im 16. Jahrhundert nicht mehr den Anforderungen der Zeit, während gleichzeitig die Reformation und die Spaltung der christlichen Kirche den freien Zugang zu Waffen wieder besonders gefährlich machte – kam es doch auch innerhalb Kölns zu etlichen zuweilen handfest ausgetragenen konfessionellen Streitigkeiten. Die Arbeiten für ein neues Zeughaus begannen 1594 unter Stadtbaumeister Peter von Siberg.
Dessen Reputation erlitt einen empfindlichen Dämpfer, als das von ihm konstruierte Kornhaus am 30. Januar 1600 noch vor Fertigstellung einstürzte. Das Zeughaus in der heutigen Form – zwei Etagen hoch plus Ober- und Dachgeschoss, 66,80 Meter lang und 17,15 Meter breit, mit achteckigem Treppenturm an der Westseite – integriert auf der Längsseite der Südfassade die römische Stadtmauer, die bis heute Richtung Westen geführt ist.
Kölner Zeughaus: Steinbildhauer Pieter Cronenbroch verziert Nordseite
Dass das prunkvolle Nordportal den Rhythmus der Kreuzstockfenster teilweise überdeckt, dürfte Ausdruck der personellen Wechsel sein, die während des Baus erfolgten. Eigentlich hatte Stadtsteinmetz Peter von Blatzheim eine weitgehend nüchterne Fassade entworfen. Schon 1595 jedoch beauftragte der Rat der Stadt Köln Steinbildhauer Pieter Cronenbroch mit der Ausschmückung der Nordseite.
Über dem in der Achse verschobenen Portal zur Straße Kattenbug schuf dieser ein etwas überdimensioniert wirkendes figurenreiches allegorisches Relief im Stile der Spätrenaissance: Um das von Obelisken flankierte helmgeschmückte Stadtwappen auf ovalem Rahmen sind unten Sinnbilder der gezähmten Natur zu sehen, Löwen und Faune mit Schlangen im Würgegriff, während darüber die Technik triumphiert, dargestellt durch Schwert, Zirkel und Winkel.
Fensterläden in den Farben der Hanse
Noch während der Bauphase verstarb Blatzheim. Deshalb vollendete 1606 Steinmetzmeister Matthias von Gleen den Bau. Das Rot-Weiß der Fensterläden, das auch im Wappen Kölns auftaucht, sind die Farben der Hanse, deren Mitbegründerin Köln als wichtige Handelsmetropole war.
Das Zeughaus diente im Laufe der Jahrhunderte verschiedenen Zwecken. In seiner Zeit als Getreidemagazin wurde es auch Kornhaus genannt. Nicht im Sprachgebrauch durchgesetzt hat sich seine Nutzung als Finanzamt von 1924 bis 1945. Beim Wiederaufbau des bis auf die Außenmauern abgebrannten Gebäudes, das nach dem Krieg zum Kölnischen Stadtmuseum umfunktioniert wurde, verzichtete man nicht nur auf die Rekonstruktion der Gewölbe. Als Zugeständnis an die Moderne wurde zwischen dem Dachstuhl und dem dritten Obergeschoss auch ein Kölner Sargdeckel eingebaut, eine wannenförmige Konstruktion aus Eisenbeton.
Das könnte Sie auch interessieren:
Diese verhinderte im März 1983, dass ein wohl durch Schweißarbeiten verursachtes Feuer im Dachstuhl sich auf das gesamte Gebäude ausbreitete. Dass sich der Schaden in Grenzen hielt, war auch der Tatsache zu verdanken, dass das Stadtmuseum seit etlichen Monaten wegen Renovierungsarbeiten geschlossen und somit die meisten der wertvollen Bestände ausgelagert waren.
Dies ist seit 2017 wieder der Fall, denn seitdem verhindert ein Wasserschaden die Nutzung der beiden Hauptetagen. Was die Zukunft für das Zeughaus bringt, steht derzeit noch in den Sternen.
Zeughaus, Zeughausstraße 1. Peter von Siberg, Peter von Blatzheim, Matthias von Gleen, 1594–1606.Anselm Weyer