- Autoexperte Dudenhöfer: Wagenwechsel bringt „0,0 Prozent für das Klima“
- Unterstützer der OB kritisieren Rekers Kommunikation
- Politiker greift Kampagne des Ford-Betriebsrat an: „Das ist dämlich“
Köln – Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hat im Stadtrat in der Dienstwagen-Affäre um Ford Kratzer von ihren politischen Unterstützern kassiert.
Beispielsweise sagte Grünen-Fraktionschefin Brigitta von Bülow am Donnerstag über die zweijährige Testphase mit unter anderem drei Mercedes-Autos: "Man kann kritisieren, dass die Stadtspitze gerade jetzt, in der für Ford angespannten Situation, andere Wagen testen will. Man kann auch kritisieren, dass darüber zu wenig kommuniziert worden ist."
Volker Görzel (FDP): "Gut gemeint ist nicht gut gemacht"
Damit bestätigte von Bülow, dass die OB-Kandidatin von Schwarz-Grün das Thema schlecht kommuniziert hat, das holt Reker während der Aktuellen Stunde im Rat ein. Volker Görzel von der FDP sagte: "Gut gemeint ist nicht gut gemacht."
Am Ende fand die beantragte Resolution der SPD keine Mehrheit, trotz einer kleinen Demo vor der Sitzung mit dem Ford-Betriebsrat sowie Hybridwagen, trotz Ford-T-Shirts, die unter anderem Fraktionschef Christian Joisten trug (und im Laufe der Sitzung auszog). Stattdessen reagierten CDU, Grüne und FDP mit einer Kompromissvariante, die die OB schont und trotzdem guten Wind bei Ford macht.
Bekenntnis zu Ford
Darin bekräftigte das Trio sein Bekenntnis zu Ford, auch zukünftig solle die Verwaltung auf innovative Ford-Modelle sowie auf Hybrid-, Elektro- oder andere moderne Antriebe zu setzen.
Im Kern geht es um die Fragen: Darf ein Teil der Stadtspitze andere Autos fahren als Ford? Wendet sie sich von einer lokalen Institution ab? Oder ist es angebracht, angesichts des Klimanotstands auf andere Modelle mit vergleichsweise modernen Antrieben zu setzen? Die Stadtspitze fährt 13 Autos - für die OB, die sieben Dezernenten, drei der vier Bürgermeister und die Chefs der größten Fraktionen CDU und SPD.
Symbolpolitik
Autobranchenexperte Ferdinand Dudenhöfer von der Uni Duisburg sagte der Rundschau: "Für das Klima in Köln bringt das 0,0 Prozent. Da wäre es besser, effektive Maßnahmen zu treffen, statt reine Symbolpolitik zu betreiben." Wenn, sei ein Tesla sinnvoller.
Reker sah sich angesichts der vielen Kritik der vergangenen Wochen, unter anderem vom Ford-Betriebsrat, zu einer Stellungnahme im Stadtrat veranlasst. Dabei erwähnte sie erneut, dass es um drei von 13 Autos der Stadtspitze gehe, aber mehr als 80 Prozent des Fuhrparks Ford-Produkte seien.
Die Hybrid-Technik
50 Kilometer kann ein Plug-In-Hybrid rein elektrisch fahren. Diese Autos haben einen Elektro- und einen Verbrennungsmotor. Die Idee: In Städten arbeitet allein der Elektromotor. Schadstoffe werden nicht ausgestoßen. Zwischen zwei Städten, etwa auf der Autobahn, nutzt der Wagen den Verbrennungsmotor.
Damit Plug-In-Hybride lange Strecken rein elektrisch fahren, haben sie recht große Batterien, die an Steckdosen aufgeladen werden, einstöpseln halt - auf Englisch "plug in". Ältere, "normale" Hybride haben kleinere Batterien, die vom Motor und durch Rückgewinnung von Bremsenergie geladen werden. Sie fahren etwa fünf Kilometer rein elektrisch.
Recht neu sind Mild-Hybride. Hier unterstützt ein kleiner Elektromotor mit kleiner Batterie den Verbrenner und spart so Sprit. Rein elektrisch fahren können Mild-Hybride nicht. (raz)
"Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam mit Ford die Verkehrswende vorantreiben und die beste Lösung suchen." Reker teilte mit, dass Gunnar Herrmann, Deutschland-Chef von Ford, ihr einen Brief geschrieben und sie für Anfang Januar zur Präsentation des ersten vollelektrischen Ford eingeladen habe.
Ford-Betriebsratschef greift Reker an
Seit Wochen nimmt die Diskussion immer schärfere Töne an, eine sachliche Auseinandersetzung ist kaum möglich. Das beweist die Online-Petition des Ford-Betriebsratschefs Martin Hennig, rund 9100 Menschen (Stand Freitagmittag) unterstützen sie.
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Ihr Titel: "Wir erwarten ein klares Bekenntnis der Stadt Köln zu Ford!" Darin sind fiktive Zeitungs-Schlagzeilen dargestellt. Dort steht etwa: "Frau Reker-Trump: Mercedes First - Wer ist Ford?" Ratsherr Thor Zimmermann (Ratsgruppe Gut) sagte dazu im Rat Richtung Besuchertribüne und der Ford-Mitarbeiter: "Das ist dämlich und eine dumme Kampagne."