Reker fährt weiter Ford, Keller nichtMitarbeiter des Kölner Autobauers sind wütend
Köln – Die Kölner Ford-Mitarbeiter sind sauer, sehr sauer sogar – auf Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und die Stadtspitze. Bis zum Mittwochabend haben knapp 8000 der 17.000 Ford’ler im Internet eine Petition unterzeichnet, in nur zwei Tagen. Der Titel lautet: „Wir erwarten ein klares Bekenntnis der Stadt Köln zu Ford!“
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Die Mitarbeiter fühlen sich verraten, weil Reker angekündigt hatte, andere Autos als Ford testweise auszuprobieren, um in Zeiten des Klimanotstandes schadstoffärmer unterwegs zu sein (wir berichteten). Dabei handelt es sich um Wasserstoff-Fahrzeuge oder einen sogenannten Plug-In-Hybrid. Doch Ford bietet derartige Antriebe in der von der Stadt Köln gewünschten Fahrzeugklasse nicht an. Aktuell fährt Reker einen Mondeo Hybrid. Im Gegensatz zum Plug-In-Hybrid ist mit diesem Modell kein rein elektrisches Fahren möglich, er unterstützt den Verbrennungsmotor lediglich.
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Plug-In-Hybrid und ein wasserstoffbetriebene GLC F-Cell
Zwei Jahre soll die Testphase dauern, die Stadt will unter anderem herausfinden, ob die Reichweite taugt und wie alltagstauglich die Autos sind – es sind drei Mercedes-Benz: Zwei E-Klassen mit Plug-In-Hybrid sowie einen wasserstoffbetriebenen GLC F-Cell. Nach Rundschau-Informationen fährt Stadtdirektor Stephan Keller das SUV-Modell seit einigen Tagen.
Kommentar zu Ford und der Stadtspitze
Oberbürgermeisterin Henriette Reker spielt mit dem Feuer: Zuerst verprellte sie den 1. FC Köln mit ihrem Nein zum Ausbau des Trainingsgeländes im Grüngürtel, nun legt sie sich mit Ford an. Das sind zwei der großen Institutionen der Stadt, sie versucht zu punkten, geht aber recht ungeschickt vor.
Im grünen Spektrum dürfte sie Sympathien gewinnen, aber sie bringt viele Menschen gegen sich auf: Der FC hat mehr als 100 000 Mitglieder, Ford rund 17 000 Mitarbeiter. Das sind viele Wählerstimmen. Der Klimanotstand als Begründung ist ein weiches Kriterium, entsprechend inkonsequent wirkt das Handeln der Stadt.
Reker selbst fährt weiter Ford. Es geht um möglicherweise 13 Autos von mehreren Hundert, reine Symbolik. Und es steht nicht fest, ob die Stadtspitze nach dem Probebetrieb zu der Entscheidung gelangt: Ford ist raus. Dennoch: Die Stadt hat das Thema zu sehr und zu lange einfach laufen lassen. Das fällt ihr jetzt auf die Füße – unnötig, aber völlig zu Recht. (mh)
Seit Tagen gewinnt das Thema an Fahrt, die SPD hat für den heutigen Donnerstag eine Aktuelle Stunde im Stadtrat beantragt, dort soll eine Resolution verabschiedet werden, damit die Stadtspitze weiter Ford fährt. Es zeigt, dass der Wahlkampf eröffnet ist, im September 2020 ist Kommunalwahl, im Rathaus wird es giftiger. Dabei geht es vor allem um die Symbolik, das sagen selbst die Ford-Mitarbeiter: „Es ist von großer Symbolkraft, wenn die Stadtspitze mit ihrer Fahrzeugflotte jetzt zu einem anderen Hersteller wechseln will.“ Allerdings: Davon ist aktuell noch keine Rede, zehn der 13 Dienstwagen der Stadtspitze bleiben Ford-Wagen, darunter auch Rekers Hybrid-Mondeo. Die 13 Wagen sind für die OB, die sieben Dezernenten, drei der vier Bürgermeister und die Fraktionschefs von SPD und CDU.
Zusammenarbeit mit Ford soll bestehen bleiben
Am Mittwoch versuchte die Stadt, das Thema einzufangen, schrieb: „Die grundsätzliche Zusammenarbeit mit Ford bleibt wie geplant bestehen.“ 80 Prozent des Fuhrparks seien Ford-Produkte. Reker sagte: „Persönlich würde ich mich freuen, wenn unser langjähriger Partner Ford uns weiterhin bei der Verkehrswende und dem Klimaschutz aktiv unterstützt.“ Aber als Verwaltung nehme man den Klimanotstand ernst und wolle mit gutem Beispiel vorangehen. „Daher würde ich es sehr gut finden, wenn wir sehr bald eines der ersten vollelektrischen Fahrzeuge im kommenden Jahr von Ford angeboten bekämen“, sagte Reker. Nach Rundschau-Informationen sollen Keller, Verkehrsdezernentin Andrea Blome und Markus Greitemann die Mercedes-Wagen testen, alle sind CDU-Parteimitglieder (Keller und Greitemann) oder der Union nahestehend (Blome).
Ab sofort muss die Verwaltung in den Entscheidungspapieren für den Rat aufzeigen, wie sehr sich ein Votum auf das Klima auswirkt, es handelt sich um eine Folge des Klimanotstandes.