Festival Straßenland150.000 Besucher flanieren über die Kölner Nord-Süd-Achse
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Informationen und viel Eigeninitiative: Auf der Nord-Süd-Fahrt tummelten sich von morgens bis in den Abend die Besucher bei zahlreichen Aktivitäten.
Copyright: Belibasakis
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Tausende nutzten den verkehrsfreien Sonntag, um über die Nord-Süd-Achse zu flanieren
Die Veranstalter wollen eine Diskussion über die Zukunft der Stadt anregen
Trotz des heißen Wetters gab es immer wieder auch Gänsehaut-Momente
Köln – „Liebe deine Stadt“. Der Schriftzug über der Untertunnelung auf der Nord-Süd-Fahrt gehörte gestern zu den beliebtesten Fotomotiven. Hunderte Menschen blieben auf der Straße stehen, um ihn in Szene zu setzen. Dort, wo sich normalerweise auf bis zu zehn Spuren die Autos durch die Stadt drängeln, flanierten die Kölner. „Dass ich einmal über die Nord-Süd-Fahrt laufe, hätte ich mir nicht träumen lassen“, freute sich ein Mitsechziger.
Abkühlung auf dem Offenbachplatz: So könnte das gute Leben in der Stadt vielleicht immer aussehen.
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Rund 150 000 Menschen waren – so schätzen die Veranstalter – beim Festival Straßenland auf den Beinen. Ein bunt gemischtes Publikum. Menschen jeden Alters informierten sich bei der Vielzahl von Ausstellern, testeten E-Bikes oder Elektroautos und kamen mit Start-ups, Initiativen und untereinander ins Gespräch. Die Rundschau war Medienpartner des Festivals auf der über drei Kilometer langen Straße. Aussteller zeigten neue E-Bikes, E-Roller und E-Motorräder sowie Lastenräder. Auf der Teststrecke am südlichen Ende der Nord-Süd-Fahrt probierten viele erstmals ein Auto, das als Hybrid, elektrisch oder mit Wasserstoff betrieben wird. „So ohne Motorgeräusch, das war sehr interessant“, sagte eine junge Frau.
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Menschen sollen an Stadtgestaltung aktiv mitwirken
Am anderen Ende der Hauptverkehrsstraße war die Teststrecke für Bikes aller Art. Auf dem Offenbachplatz gab es Tipps zum urbanen Gärtnern, Informationen über Inklusion, Sport und Miteinander sowie Anregungen zu naturnahem Leben. Sogar Hühner wurden dort für einen Tag gehalten.
„Es wäre cool, wenn diese Veranstaltung etwas lostritt“, sagte eine junge Frau, die zusammen mit ihrer Freundin an einem Do-it-Yourself-Stand einen Schlüsselanhänger aus Holz bemalte. Damit formulierte sie genau das Anliegen der Veranstalter: Sie wollten eine Diskussion über die Zukunft der Stadt anregen. „Die Bürger sollen sich die Stadt als Raum zurückerobern. Die Menschen sollen angeregt werden, an der Gestaltung der Stadt aktiv mitzuwirken“, betonte Oberbürgermeisterin Henriette Reker als Schirmherrin von Straßenland am Morgen.
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„Wir sind sehr begeistert über die Resonanz“, sagte Klaus Eschmann, der zusammen mit Christoph Kuckelkorn rund eineinhalb Jahre das Festival Straßenland vorbereitet und als „Ausstellungs- und Erlebnisveranstaltung“ konzipiert hatte . „Unser Konzept ist aufgegangen. Alle Aussteller haben sehr viele Gespräche geführt. Es gab einen regen Austausch und einen Informationshunger bei den Besuchern“, sagt Eschmann.
Der Jugendchor St. Stephan gehörte zu den Kölner Chören, die im Tunnel begeisterten.
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„Jetzt ist es hier richtig bezaubernd“
Doch nicht nur der Informationshunger wurde gestillt. Beim Festival Straßenland gab es trotz der heißen Temperaturen auch regelrechte Gänsehautmomente – immer dann, wenn ein Chor im Tunnel auftrat. „Normalerweise ist der Tunnel ja eher ein Angstraum und die Nord-Süd-Fahrt eine schreckliche Straße, jetzt ist es hier richtig bezaubernd“, sagte ein Vater, der mit seinen beiden kleinen Söhnen unterwegs war.
Ob es eine Wiederholung der Veranstaltung gibt, ist noch nicht klar. Die Veranstalter jedenfalls hoffen, dass sie das Festival Straßenland im kommenden Jahr fortführen können.