Kostenlos mit Bus und BahnBei „Straßenland“ am Sonntag Köln autofrei entdecken
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Köln – „Wie wollen wir leben?“ Das ist die zentrale Frage beim Festival „Straßenland“, für das am kommenden Sonntag, 23. Juni, die Nord-Süd-Fahrt erstmals ganztägig für den Autoverkehr gesperrt wird. Die Asphaltwüste mit bis zu zehn Fahrspuren, die seit 1974 die Innenstadt zerschneidet, soll an diesem Tag ein Forum werden für neue Ideen und Konzepte zum Thema nachhaltiger Verkehr und viele andere Bereiche des täglichen Miteinanders – wie Ernährung oder Gärtnern in der Stadt. Die Rundschau ist Medienpartner der Veranstaltung. Ein Überblick über wichtige Aspekte:
Die Initiatoren: Die Idee für „Straßenland“ stammt von den Unternehmern Klaus Eschmann (53, Kino- und Konzertveranstalter) und Christoph Kuckelkorn (54, Bestatter und Festkomitee-Präsident). Sie wollten schon 2018 ein autofreies Event auf der Nord-Süd-Fahrt veranstalten, bekamen aber keine Genehmigung. Jetzt unterstützt die Stadt das Projekt, das über Sponsoren finanziert wird. Eschmann: „Meine Mutter hat mich gefragt, warum wir das überhaupt machen. Ich habe gesagt, die Idee war wie ein Hund, der uns zugelaufen ist, uns mit großen Augen angeschaut hat.“ Irgendwann sei „ein Elefant“ daraus geworden – „eine richtig große Sache“.
Das Konzept: „Wir wollen kein weiteres Straßenfest sein, von denen es in Köln schon genug gibt, wir sind ein Festival“, betont Eschmann. „Unsere Formel lautet M plus U hoch X. Das M steht für Mobilität, das U für Urbanität, und das X ist der Faktor Mensch, der diese Themen weiterentwickelt.“ Am Sonntag von 10 bis 21 Uhr könnten Fußgänger und Radfahrer den Straßenraum erobern und ausprobieren, wie sich die Stadt ohne Autos anfühle, ergänzt Kuckelkorn.
Die Location: Die drei Kilometer lange Straßenschlucht zwischen Ursulastraße im Norden und Sachsenring im Süden wird zum Erlebnisraum mit vielen Mitmachangeboten, Infoständen und Bühnenprogramm (siehe Kasten). Sie trägt so verschiedene Namen wie Tunisstraße und Neuköllner Straße, nur auf Höhe der Schildergasse heißt sie auf 253 Metern Länge tatsächlich „Nord-Süd-Fahrt“.
Testparcours für Radfahrer: Im Abschnitt zwischen Ursulastraße und An der Rechtschule (vgl. orangefarbenen Bereich auf der Karte) kann man auf dem „E Bike Drive“ kostenlos verschiedene Fahrräder mit Elektro-Antrieb ausprobieren. Bitte Personalausweis mitbringen.
Leben in der Stadt: Im Themenbereich Urban City (rot) warten Angebote für Kinder und Jugendliche („Teens ’n Pänz“) sowie Do-it-yourself-Projekte, es gibt ein „Start Up Village“ für junge Unternehmen und einen Showroom von Hauptsponsor Toyota („Mobility Loft“). Im „Regionalmarkt“ präsentieren sich Erzeuger aus der Region, im „Rave Village“ geht es um Jugendprojekte für respektvollen Umgang untereinander, und bei „Stadtgrün“ stellt sich unter anderem die Gemeinschaftsgarten-Initiative „Neuland“ vor.
Mobilität der Zukunft: Im Themenbereich „Mobility City“ (blau) wird zum Beispiel die Technik des Wasserstoffantriebs mit Brennstoffzellen erklärt. Im „E Cycle Village“ und „E Fun Park“ kann man Elektroroller, E-Bikes, E-Skateboards und ähnliches testen. Auch Autos mit Wasserstoff-, Hybrid- oder E-Antrieb dürfen Probe gefahren werden (grüner Bereich).
Das Bühnenprogramm zu „Straßenland“
Auf zwei Bühnen gibt es von 11 bis 20 Uhr ein umfangreiches Programm. Auf der „Urban Stage (Höhe WDR/L.-Fritz-Gruber-Platz) geht es um 12 Uhr um Mobilität für Menschen mit Behinderung, um 14 Uhr sind die Kölner Brücken und der drohende Verkehrskollaps das Thema. Die Ost-West-Achse wird ab 15 Uhr diskutiert, ab 16 Uhr dreht sich alles um die brennende Frage, wie in Köln mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann. Zwischendurch treten Planschemalöör, Dan O-Clock, die Oper Köln und andere auf.
„Wie geht teilen?“ – diese Frage wird ab 11 Uhr auf der „Mobility Stage“ (Höhe Blaubach) erörtert. Um12 Uhr und um 17 Uhr erfährt man, wie alternative Antriebe wie Elektro, Wasserstoff und Hybrid funktionieren. Um 14 Uhr zeigen Startup-Unternehmen ihre Mobilitätsprojekte. Um 19 Uhr geht es um Elektro-Ladeinfrastruktur. (fu)
Picknick auf dem Asphalt: In der „Freestyle Area“ an der Tel-Aviv-Straße (violetter Bereich) kann man ein Picknick machen und selbst kreativ und künstlerisch aktiv werden.
Kostenlos mit Bus und Bahn: Niemand muss per Auto kommen: Am 23. Juni dürfen alle Busse, Stadtbahnen, Regional- und S-Bahnen im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) ohne Fahrschein genutzt werden.
Organisatorisches: Der Eintritt zum Festival ist frei. Essen und Getränke dürfen mitgebracht werden, können aber auch vor Ort gekauft werden. Die Veranstalter rechnen bei gutem Wetter mit 50 000 bis 100 000 Teilnehmern.