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Klassiker vs. E-MobilitätDer Fiesta macht Platz für E-Autos aus Köln

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Nach dann fast 47 Jahren endet im Sommer die Fertigung des Ford Fiesta.

Köln – Als eine Art letzte Ehrung spendiert Ford dem Fiesta ein Abschiedsvideo. Es ist ein einminütiger Blick voller Sympathie auf den Kleinwagen, der verschwinde, weil er seinen Job erledigt habe, so heißt es darin. In Nachrichten auf Linkedin und Twitter findet auch Ford-Werke-Chef Martin Sander warme Worte. Im kommenden Sommer ende eine Ära, es sei Zeit, Abschied zu nehmen von dem kleinen Auto, das so bewegend gewesen sei. Mit dem Ende einer Ära beginne aber eine neue – der beschleunigte Aufbau des Zentrums für Elektromobilität in Köln. Was das im Detail bedeutet, will Sander in einigen Wochen sagen.

Der Fiesta stand lange für Köln und zeigte dem VW Golf die Rücklichter

Der Fiesta ist ohne Zweifel ein besonderes Auto. „Ford ohne Fiesta ist wie Köln ohne Dom“, stand sogar auf Transparenten bei einer Demonstration von Ford-Mitarbeitenden im Februar 2014. Das Management hatte die Fertigung des Kleinwagens Ende 2013 und damit letztlich wohl auch den Standort infrage gestellt – mit der Forderung, der nächste Fiesta aus Köln müsse global wettbewerbsfähig sein. Keine leichte Aufgabe für einen Kleinwagen in einem Hochlohnland.

Zuvor war der Generationswechsel beim Fiesta, dem einzigen Ford-Modell, das in Köln gebaut wurde, bereits verschoben worden. Mit einem Facelift musste sich der Wagen der Konkurrenz erwehren. Und im rumänischen Craiova war mit Milliardeninvestitionen ein Werk aus dem Boden gestampft worden, in dem der Mini-Van B-Max auf Fiesta-Basis vom Band lief, das aber bei weitem nicht ausgelastet war. Die Lage war ernst, aber letztlich gelangen geforderte Kostensenkungen – und auch die achte und damit letzte Generation lief ab Frühjahr 2017 in Köln-Niehl vom Band.

An die ganz glorreichen Zeiten konnte dieses Modell aber nicht mehr anknüpfen. War der Fiesta doch in guten Jahren schon einmal meistverkauftes Auto in Deutschland und hatte damit dem VW Golf die Rückleuchten gezeigt. Ganz zu schweigen von Erfolgen in England, Fords wichtigstem Markt in Europa, wo der Kleinwagen regelmäßig an der Spitze der Zulassungsstatistik thronte. Zeitweise liefen in Köln mehr als 400 000 Fiesta pro Jahr vom Band – im Jahr 2021 waren es noch gut 81 000. Dafür war nicht nur der Mangel an Computerchips verantwortlich beziehungsweise deren Verwendung in anderen, größeren Fahrzeugen von Ford, die mehr Profit versprachen als der Kleinwagen. Der Markt ist auch härter geworden.

Starke Konkurrenten waren der VW Polo oder Renault 5

Dabei hatte es der Fiesta auch 1976 nicht leicht, als er sich gegen etablierte Konkurrenten wie VW Polo, Fiat 127 oder Renault 5 durchsetzen musste. Neben europäischen Anbietern tummeln sich inzwischen aber auch Hersteller aus Japan oder Korea erfolgreich auf dem europäischen Markt. Zudem machten immer neue Varianten erfolgreicher Modelle aus dem eigenen Konzern eben diesen das Leben schwer.

Beim Fiesta waren das in den vergangenen Jahren etwa der Mini-Van B-Max, Kleinwagen in Geländewagen-Optik wie der Eco-Sport und aktuell und überaus erfolgreich der Puma. Da wurde die Luft dünner – zumal das Ford-Management in den USA immer stärker auf Crossover-Fahrzeuge in Geländewagen-Anmutung setzt und klassische Pkw- und Kleinwagenmodelle auslaufen lässt. Im März kam schon das Aus für den im spanischen Valencia gefertigten Mondeo, das Ende der dort ebenfalls gefertigten Vans S-Max und Galaxy steht bevor.

„Electrification Center“ für Europa

Ganz so wichtig wie der Dom für Köln ist der Fiesta für Ford denn doch nicht. Dank harter Arbeit aller Beteiligten kann das Kölner Werk auch ohne ihn leben. Und das gilt, obwohl im Motorenwerk jetzt noch rund 600 Mitarbeitende die Drei-Zylinder-Triebwerke bauen, die Fiesta und Focus sowie weitere Fahrzeuge antreiben. Die kleinen Benzinmotoren, die Ford ab dem kommenden Sommer noch braucht, kommen dann aus Craiova.

Angst um ihre Jobs müssen sich die Kölner Mitarbeitenden wohl nicht machen. Am Donnerstag informieren Geschäftsleitung und Betriebsrat in Veranstaltungen im Motorenwerk und der Fertigung. Den Mitarbeitenden werden Jobs beim Bau der E-Autos angeboten. Auch Kollegen aus Saarlouis, wo Ford das Werk, in dem noch der Focus vom Band läuft, schließt, können in die Fertigung nach Köln wechseln, heißt es bei dem Autobauer.

Offenbar werden hier bald mehr als die derzeit knapp 15000 Mitarbeitenden benötigt. Seit Februar des abgelaufenen Jahres ist Köln „Electrification Center“ für Europa, hier wird das erste E-Auto von Ford für den Kontinent gebaut. Auf Basis einer VW-Plattform konzipieren die Entwickler in Köln-Merkenich einen mittelgroßen Sport-Crossover mit fünf Sitzplätzen. Mehr Informationen gibt es noch nicht.

1,2 Millionen Elektrofahrzeuge innerhalb von sechs Jahren

Plattformen für E-Autos bieten bei vergleichbaren Abmessungen Platz für größere Innenräume. VW setzt auf die Plattform nicht nur den kompakten iD 3, sondern auch größere Fahrzeuge in der Anmutung von Geländewagen oder Autos bis zur Größe des aktuellen Passat. Dieses Fahrzeug läuft im kommenden Jahr vom Band. Die Umbauten im Werk laufen, für die Ford zunächst eine Milliarde Dollar freigegeben hatte, die Summe im März dieses Jahres aber auf zwei Milliarden verdoppelte, um ein zweites Modell, ebenfalls einen Crossover, zu fertigen.

Damit steige die Anzahl der im Werk produzierten Elektrofahrzeuge auf 1,2 Millionen Exemplare innerhalb von sechs Jahren, hatte Ford damals mitgeteilt. Auch eine Batteriefertigung kommt nach Köln. Und für die E-Autos macht der Fiesta jetzt Platz. Ursprünglich sollte der Wagen auf einer von zwei Produktionslinien in Köln gebaut werden, während auf der anderen bereits das E-Auto montiert wird.

Jahresabsatz von mehr als 600 000 E-Fahrzeugen im Jahr 2026

Ford war spät dran bei der E-Mobilität, machte zuletzt aber Tempo. Der Konzern hat ein Gesamtpaket von 30 Milliarden Dollar geschnürt, die weltweit allein bis 2025 in die Elektromobilität fließen sollen. Er geht davon aus, dass der Anteil reiner E-Autos an seiner weltweiten Flotte bis 2030 auf 40 bis 50 Prozent ansteigt.

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In Europa plant Ford mit einer erweiterten Palette an Pkw- und Nutzfahrzeugmodellen einen Jahresabsatz von mehr als 600 000 E-Fahrzeugen im Jahr 2026. Danach soll eine eigene Plattform die E-Auto-Fertigung weiter in Schwung bringen. Später „in diesem Jahrzehnt“, so hieß es, würden auf ihr in Valencia E-Autos gebaut. Das spanische Werk, in dem noch bis 2026 der Kuga gefertigt wird, hatte sich gegen Saarlouis als Standort durchgesetzt.

Die Mitarbeiter werden voll ausgelastet sein

Die Mitarbeitenden freuten sich auf die Fertigung des ersten E-Autos in Köln, sagt Ford-Betriebsratschef Benjamin Gruschka. Er sieht das Werk mit zwei E-Modellen und der künftigen Batteriefertigung voll ausgelastet.