Köln – Als Stadtdirektorin Andrea Blome im Rathaus von der „hoffentlich letzten Etappe der Pandemie“ spricht, hat die Stadtspitze die finale Runde im Kampf gegen das Coronavirus bereits eingeläutet. Das gesamte Stadtgebiet, so die Entscheidung, soll von Weiberfastnacht an zur Brauchtumszone erklärt werden – diese Möglichkeit räumt das Land in seiner frisch beschlossenen Corona-Schutzverordnung ein.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, setzt Blome zu einem Appell an. „Das bedeutet nicht, dass die ganze Stadt als Partyzone ausgewiesen wird und wir die Menschen animieren wollen, zu uns zu kommen“, schränkt sie ein und bittet fast schon flehentlich: „Wir bitten alle, die sich auf den Weg nach Köln machen möchten, mit diesen Möglichkeiten verantwortungsvoll umzugehen“, so Blome.
Köln: Wo auch immer Karneval gefeiert wird gilt 2G+
Es ist der Versuch, den gewohnten Ansturm der Feierwilligen aus der ganzen Republik durch gutes Zureden zu verhindern.Als Kapitulation vor den Gelüsten des Feier-Volks will die Stadt ihre Entscheidung nicht verstanden wissen. Wo auch immer Karneval gefeiert wird, gilt die 2G-plus-Regel.
Während eine Dreifachimpfung im Freien einen Schnelltest ersetzt, sieht dies in Kneipen anders aus – hier müssen alle Feiernden unabhängig vom Impfstatus zusätzlich einen tagesaktuellen Schnelltest vorweisen.
Lediglich die Altstadt oder das Studentenviertel als Feierzone auszuweisen, wäre aus Sicht der Verwaltung kontraproduktiv. „Aus Gründen der Entzerrung ist es nicht möglich, die Schutzmaßnahmen nur auf wenige Orte zu beschränken, sonst weichen die Menschen einfach aus“, erklärt sie. Nun also die ganze Stadt.
Coronaregeln beim Straßenkarneval können nur stichprobenartig kontrolliert werden
Mehr als stichprobenartige Kontrollen des Impf- oder Genesenenstatus' werden kaum möglich sein, dessen sind sich die Verantwortlichen bewusst. „Die Regelung ist nicht flächendeckend kontrollierbar“, sagt Wolfgang Büscher, Leiter des Ordnungsamts. Man werde dort eingreifen, wo sich größere Gruppen auffällig verhalten oder daneben benehmen. Die weitaus größte Bevölkerungsgruppe sei inzwischen auch geimpft oder genesen, anders als noch beim Straßenkarneval vor einem Jahr. Anwohner – etwa in der Altstadt oder im Studentenviertel – seien ohnehin von den Sonderregeln ausgenommen.
Als „schlechten Scherz“ kritisiert die Kölner SPD die Ausweisung der ganzen Stadt als Brauchtumszone. „Wer soll denn in der ganzen Stadt die Einhaltung der wichtigen Corona-Regeln kontrollieren? Da hätte Frau Blome auch gleich sagen können: 'Jetzt ist es eh egal. Wir feiern Karneval, als hätte es Corona nie gegeben’“, sagt Fraktionschef Christian Joisten. Gut für Köln sei das nicht.
Bevor die Stadtdirektorin an diesem Mittwoch im Rathaus den karnevalistischen Sonderweg erläutert, dankt sie der Landesregierung für Spielräume und Flexibilität, die der Karnevalshochburg Köln gewährt werden. Weiberfastnacht in Köln sei nicht zu vergleichen mit der Lage in Bonn, Aachen oder Düsseldorf. Und natürlich sagt die Verwaltungschefin auch das: „Die Erhaltung der Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitssystems bleibt die oberste Prämisse unseres Handelns“, so Andrea Blome. Daher sei in Kneipen generell ein negativer Schnelltest erforderlich.
Kneipenkarneval in Köln nur mit Schnelltest
Die Krankenhauszahlen, die am Mittwoch veröffentlicht werden, geben offenbar wenig Anlass zur Sorge. In den Kliniken der Stadt liegen 374 Menschen, die am Coronavirus erkrankt sind, allerdings sei die Infektion längst nicht bei allen der Behandlungsgrund. Auf den Intensivstationen liegen 51 Infizierte.
Zur Eröffnung des Runden Tischs zum Straßenkarneval am Montag erläuterte Dr. Johannes Nießen , der Leiter des Gesundheitsamts, diese Zahlen. Fazit: Bei den Intensivpatienten handelt es sich fast ausschließlich um Menschen, die sich mit der Delta-Variante des Virus angesteckt haben und nicht geimpft sind. Dementsprechend hat die Stadt nun das Feiern für Geimpfte und Genesene gestattet.
Kölner Straßenkarneval: Zülpicher Straße wird geschützte Feierzone
Neben der Zülpicher Straße sollen Weiberfastnacht (24. Februar) auch der Alter Markt und eventuell der Heumarkt zu geschützten Feierzonen werden. Hier sollen auch Bühnen aufgebaut werden, was laut Corona-Schutzverordnung bei privaten Veranstaltungen durchaus möglich ist.
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Auf der Zülpicher Straße sollen die gleichen Sicherheitsmaßnahmen wie bei der Sessionseröffnung am 11. November gelten. Glasverbotszonen sollen erneut ausgewiesen werden, sollte es zu voll werden, will die Stadt die Zugänge sperren.