Köln – Zur Sessionseröffnung stand Patrick Lück erstmals in Köln mit den Höhnern auf der Bühne. Thorsten Moeck sprach mit dem Sänger für unsere Interview-Reihe zum Jahresauftakt „Alles auf Neu“.
Wie war denn Ihr Bewerbungsgespräch bei den Höhnern? Haben Sie vorher überlegt, was Sie anziehen?
Es gab keine klassische Bewerbung, sondern ich bin überrascht worden. Es gab ein Treffen mit Henning Krautmacher und Höhner-Gründungsmitglied Peter Werner im Garten meines „Street Life“-Kollegen Elmar Hüsch. Er ist Freund und Nachbar von Peter Werner, da ging es eher locker zu. Und es ging zunächst nur darum, die Höhner vielleicht bei der Weihnachtstour zu begleiten.
Ja, irgendwann stand die erste gemeinsame Probe an, auf die habe ich mich natürlich richtig vorbereitet. Aber ich konnte schon beim Treffen im Garten raushören, dass es vielleicht doch um mehr gehen könnte als um die Weihnachtstour. Dann haben wir uns nochmal vor einem Konzert getroffen, denn bis dahin hatte ich noch nie ein ganzes Konzert der Band gesehen und sie komplett live erlebt.
Und, hat mal jemand gefragt: Herr Lück, wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Als klar war, dass ich irgendwann den Frontmann ablösen werde, war die Zukunftsfrage geklärt. Aber erstmal steht das große Jubiläumsjahr der Höhner an, hierfür wird Henning Krautmacher eine wichtige Rolle spielen, auch wenn wir schon gemeinsam auf der Bühne stehen.
Zur Person
7 Musiker gehören nun mit Patrick Lück (45) zu den Höhnern. Seit November ist er neben Henning Krautmacher zweiter Frontmann der Gruppe. Lück wuchs im Westerwald in Hamm/Sieg und in Roth auf und absolvierte nach der Schule eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Als Solomusiker spielte er bei Hochzeiten, Stadtfesten und Firmenfeiern, 2008 wurde er schließlich Sänger der Formation „Street Life“. Im Jahr 2022 ist die Hochzeit mit seiner Lebensgefährtin geplant.
Sie sind gelernter Bankkaufmann. War das der Wunsch Ihrer Eltern oder der eigene Gedanke, erstmal auf Nummer sicher zu gehen?
Ich habe die Mittlere Reife ganz gut abgeschlossen und mir dann die Frage gestellt, ob ich das Abitur versuche oder eine Ausbildung beginne. Aber ich hatte nicht mehr viel Lust auf Schule und konnte mich zwischen drei Ausbildungen entscheiden – als Schrift- und Fotosetzer bei der Siegener Zeitung, Groß- und Außenhandelskaufmann und Bankkaufmann. Bänker war der sichere Job.
„Ich hab’s musikalisch auch gerne mal etwas ruhiger“
Sie sind seit 2008 Sänger bei der Gruppe „Street Life“, einer stilistisch sehr wandlungsfähigen Coverband. Wie war die Arbeit dort?
Ich bin mit meiner Robbie-Williams-Tribute-Show zu Street Life gekommen. Die Band spielte auch mal mit einem Joe Cocker-Imitator, mal mit einer Sängerin, die Tina Turner nachmacht. Die Shows dauerten jeweils 45 Minuten. Und ich kam als Robbie Williams dazu und habe im Laufe der Jahre das Zepter übernommen als Organisator, Manager und Sänger. Wir haben viele Galas bestritten, als Sänger und Musiker muss man da sehr flexibel sein.
Hing früher schon das Bandfoto von Take That im Zimmer oder entstand die Vorliebe für Robbie Williams erst später?
Wer in den 1990er Jahren cool sein wollte, durfte Boybands auf keinen Fall gut finden. Heute als 45-Jähriger singe ich die Songs der Backstreet Boys laut mit, weil es einfach cool ist. Als Jugendlicher faszinierte mich eher die Musik von Michael Jackson. Und von meinem Vater habe ich die Platten von Elvis gehört. Mit den Liedern „Angels“ und „Let me entertain you“ begann meine Begeisterung für Robbie Williams.
Sie haben als Cover-Sänger ein facettenreiches Spektrum bedient. Wo liegen Ihre Vorlieben?
Ich hab’s musikalisch auch gerne mal etwas ruhiger und genieße es, auch die ein oder andere Weihnachtsballade zu singen. Genauso gerne stehe ich auf dem Tisch und singe „Viva Colonia“. Mein Ziel ist es, das zu leben, was ich auf der Bühne gerade zeige. Nur Ballermann-Musik ist gar nicht meins, damit kann ich mich nicht identifizieren.
Vorfreude auf kreative Arbeit
Wie sehr liegt Ihnen das Texten und Komponieren?
Da freue ich mich sehr drauf. Mit Street Life konnte ich mal eine eigene Nummer einstreuen, jetzt nimmt dieser kreative Teil des Jobs stark zu. Kommendes Jahr soll es ein neues Höhner-Album geben, für mich ist das eine interessante und spannende Geschichte.
Wie wird der Wechsel zu den Höhnern Ihren Arbeitsalltag verändern?
Erstmals bedeutet es sehr viel Arbeit. Während der Pandemie sind leider wir Musiker ruhig gestellt – auch wenn ich einige Projekte angestoßen habe. Und jetzt muss ich mir das Repertoire der Höhner aneignen. Wenn die Pandemie etwas Gutes hatte, dann war es die Familienzeit, denn so habe ich viel von meiner Tochter mitbekommen, die jetzt ein Jahr alt ist. Während der Session hätten 250 Auftritte angestanden, aber die werden ja nun nicht stattfinden.
Zu welcher Fraktion gehörten Sie früher, wenn es um den kölschen Musikgeschmack ging – Bläck Fööss oder Höhner?
Da habe ich mich nie so kategorisch mit befasst. Das Lied „En unserem Veedel“ von den Bläck Fööss habe ich geliebt, solche Stücke gehören für mich zu den kölschen Traditionals. Genauso gehört da aber die FC-Hymne der Höhner zu auf die Melodie von „Loch Lomond“. Früher konnte ich nicht entscheiden, heute würde ich denken, die Höhner passen besser zu mir als Musiker. Das sagt zumindest mein Bauchgefühl.
Auf der Homepage der Höhner heißt es, Sie hätten schon als Fünfjähriger allerlei Instrumente ausprobiert. Was stand denn bei Ihnen alles rum?
Das war eher eine spielerische Musikgewöhnung. Meine Eltern haben mir kein Klavier hingestellt und auch keine Geige besorgt, damit ich die Tonleiter übe. Unterbewusst hatte ich immer das Gefühl, die Musik zu lieben, da fing schon bei den Single-Platten meines Vaters an. Dann bekam ich mal ein Mini-Saxophon, ein Keyboard und eine alte Orgel. Und Papas Akustikgitarre. Irgendwann haben mir meine Eltern über die Zeitungsrubrik „Such und Find“ eine E-Gitarre besorgt. Diese Gitarre wollte ich unbedingt haben. So habe ich viel ausprobiert.
Haben Sie einen Wunsch fürs neue Jahr?
Natürlich wünsche ich mir, dass wir alle mit einem halbwegs blauen Auge aus der Pandemie rauskommen. Und ich hoffe, dass Kunst und Kultur wieder so funktionieren kann, dass alle Beteiligten davon leben können. Die Zeit ist gerade für uns alle nicht einfach. Und sicherlich wünsche ich mir ein schönes Jubiläumsjahr mit den Höhnern.