Das DekadenprojektSanierung im Museum für angewandte Kunst
Köln – Vor fast elf Jahren, am 11. Januar 2011, haben sich Experten die Fenster des Museums für Angewandte Kunst Köln (MAKK) angeschaut. Schon damals war klar: Viele der Fenster stammen aus den Anfangsjahren des Hauses, das 1957 fertig gebaut wurde (siehe Info-Text). Mehr als ein Jahrzehnt später sind die rund 270 Fenster immer noch nicht ausgetauscht –obwohl die Sanierung 2017 begann, sich das Ende aber stets verzögerte. Und auch das zuletzt verkündete Datum kann die Stadt nicht halten. Eigentlich sollten die Fenster bis März 2022 ausgewechselt sein. Doch das haut nicht hin. Laut Verwaltung wird es voraussichtlich Juli bis September 2022, der Grund sind Materialengpässe und Lieferverzögerungen.
Kosten gestiegen auf 9,6 Millionen Euro
Die Kosten waren zuletzt mit 9,6 Millionen Euro angegeben. Stand jetzt bleibt es dabei, sagt die Stadt. Anfangs war mal die Rede von 2,9 Millionen Euro, das ist lange her – und das Haus steht unter Denkmalschutz. Einfach mal so eben austauschen geht nicht, es muss nahe am Original sein. Und die Originale sind in die Jahre gekommen.
Das MAKK
1888
ist das Museum für Angewandte Kunst Köln gegründet worden. 1989 zog es in das Haus an der Rechtsschule nur ein paar hundert Meter vom Dom entfernt. Die Stadt schreibt: „Es bietet das gesamte Spektrum des europäischen Kunsthandwerks vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert (...).“ Die Historischen Sammlungen sind laut Museum wegen Neukonzeption und Sanierung mehrjährig geschlossen.
Das Café mit Plätzen im lauschigen Innenhof ist in der Corona-Krise geschlossen worden. Ein neuer Pächter wird gesucht.
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Wochen dauert es noch bis zur nächsten Ausstellungseröffnung: Ab 17. Januar zeigt das MAKK mit dem Eindhovener Designstudio Dutch Invertuals die Schau „The Circle. The most iconic shape redesigned“. Internationale Designer interpretieren den Kreis neu. (mhe)
Das Urteil der Verwaltung: „Große Teile der Fensteranlage, insgesamt 267 Fenster, stammen noch aus der Bauphase von 1957 und sind entsprechend baufällig und müssen ausgetauscht werden. Das Schadensbild an den Fenstern reicht von oberflächlicher bis hin zur schwerer, die Konstruktion zersetzender, Korrosion der Stahlrahmen und der Stahlflügel.“
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Wie berichtet, hatte die Stadt dem Architekten Heinrich Böll aus Essen während der Sanierung gekündigt, sie sprach von „Schlechtleistung“, von neuen Schäden. Das wollte Böll schon im Vorjahr nicht stehen lassen. Er teilte mit, dass er zu den „angeblichen Schlechtleistungen“ keine Stellung beziehe. „Aber ein Sündenbock muss immer her!“ Und: „Nicht umsonst hatten wir mit unserem Kündigungsschreiben vom 28. Juni 2018 versucht, aus diesem Vertrag herauszukommen. Leider wurde unserer Kündigung nicht stattgegeben! Am 16. November 2018 erhielten wir dann das Kündigungsschreiben der Stadt!“ Böll hat unter anderem das Kleine Haus der Villa Hügel von der Industriefamilie Krupp in Essen saniert. Auf Anfrage wollte er sich jetzt nicht mehr äußern. Aufgrund der Schäden musste laut Stadt neu geplant, der Denkmalschutz eingeschaltet, ein Architekt gefunden werden. Das soll 2022 vorbei sein.