Köln – Henriette Reker möchte erneut Oberbürgermeisterin von Köln werden. Das gab sie am Donnerstagmorgen in einem Video auf ihrer Facebook-Seite bekannt. „Meine Heimatstadt weiterzubringen ist mir die größte Ehre. Ich bitte die Kölnerinnen und Kölner um ihr Vertrauen für weitere fünf Jahre“, sagte die amtierende OB im Video.
In ihrer Pressekonferenz am Vormittag im Cologne Game House im Stadtteil Deutz wiederholte sie Worte, die sie bereits am Morgen auf Facebook geäußert hatte. „Für mich ist es ein großes Privileg, Oberbürgermeisterin meiner Heimatstadt zu sein", hatte sie da gesagt.
Aus Stärken Erfolge machen
Es sei in den vergangenen vier Jahren bereits viel passiert in der Klimapolitik, im Verkehr, im Wohnungsbau und im Schulbau, fuhr Reker in Deutz fort.
Diese Themen will die 62-Jährige weiter vorantreiben. Sie möchte die Metropole „noch moderner und liebenswerter“ machen. „Aus unseren Stärken sollen Erfolge werden.“ Reker räumte indirekt ein, dass es eine Phase gegeben hat, in der sie gezweifelt habe. „Es gab Hinterzimmerpolitik, von der ich dachte, sie gehört der Vergangenheit an“, sagte sie mit Blick auf die Stadtwerke-Affäre. Nach „reiflicher Überlegung“ habe sie sich entschlossen weiterzumachen.
Kandidatur erst ab 21. September offiziell
In dem morgendlichen Facebook-Post hatte sie betont, Oberbürgermeisterin zu sein, sei „keine Fließbandarbeit. Ich baue jetzt die Vordertür ein und ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin baut die Hintertür ein. [...] Ich kenne die Stadt seht gut. Das ist meine Heimat“, sagt Reker weiter und erklärt damit, warum sie selbst und nicht jemand anderes für den Posten geeignet sei.
Offiziell ist die Kandidatur noch nicht, am 21. September wollen CDU und Grüne bei parallel stattfindenden Kreisparteitagen aber über ihre Nominierung abstimmen. Die FDP, die Reker 2014 noch unterstützt hatte, zog zuletzt ihre Unterstützung zurück.
„Ich bin eine Expertin für Köln. Ich kann meinen Fokus von den Problemen auf die Lösungen richten. Ich halte mich nicht für unersetzlich. Aber der nächste muss wieder anfangen, die Herausforderungen kennenzulernen. Vorbild sein für den Klimaschutz, Vorreiterin bei der Digitalisierung. Mehr Radwege, attraktive Orte, eine transparente Verwaltung“, benennt Reker ihre Ziele.
Entscheidung über Ost-West-Bahn vertagt
In den vergangenen Tagen hatten die Spitzen von CDU und Grüne bereits ihr Zustimmung für die Kandidatur zugesagt. Reker hatte in den vergangenen Wochen Sondierungsgespräche geführt und sich inhaltlich überraschend deutlich von den Ausbauplänen des 1.FC Köln im Grüngürtel distanziert.
Das war in Teilen der CDU nicht gut angekommen. Weiteres Konfliktthema dürfte der Verkehr der Zukunft sein. Die Entscheidung, ob man auf der Ost-West-Achse eine U-Bahn baut, hatte Schwarz-Grün in die nächste Wahlperiode vertagt.
Wahlen für Stadtrat und OB im Herbst 2020
Reker ist die erste Kölner Oberbürgermeisterin, sie wäre auch die erste, die in Direktwahl wiedergewählt würde. 2015 war sie einen Tag vor der OB-Wahl Opfer eines Messerattentats auf dem Braunsfelder Marktplatz geworden. Sie siegte bei der Abstimmung mit deutlichem Vorsprung vor dem SPD-Kandidaten und damaligem Kölner Parteichef Jochen Ott.
Erst Wochen nach der Wahl konnte sie im Rathaus ihr Büro beziehen. Im Herbst 2020 werden ein neuer Stadtrat und eine neuer OB gewählt. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat die Stichwahl für die OB-Wahl abgeschafft. Dagegen haben 83 Abgeordnete Klage vor dem NRW-Verfassungsgericht in Münster eingereicht. Eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen.