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Die Wiese brenntDer Grüngürtel-Erweiterungsplan

Lesezeit 4 Minuten

1.FC Köln: „Wir wissen, wie wichtig den Kölnern der Grüngürtel ist.“

  1. Um den Ausbau des 1.FC Köln wird immer heftiger gestritten.
  2. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat am Freitag alternative Standorte ins Spiel gebracht und ist damit indirekt auf Distanz zu dem Vorhaben gegangen.
  3. Die volle Wucht des Konflikts entfaltet sich aber erst jetzt.

Köln – Wie sensibel die Ausbaupläne des FC im Grüngürtel zu behandeln sind, war Alexander Wehrle von Anfang an klar. Schon bei der ersten Vorstellung des Konzeptes vor vier Jahren stellte der Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten 1.FC Köln fest: „Wir wissen, wie wichtig den Kölnern der Grüngürtel ist.“

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Die volle Wucht des Konflikts entfaltet sich aber erst jetzt: Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat am Freitag alternative Standorte ins Spiel gebracht und ist damit indirekt auf Distanz zu dem Vorhaben gegangen – und das zwei Wochen vor Ende des Beteiligungsverfahrens. Dabei können Bürger sich positiv oder negativ zu dem Vorhaben äußern. Reker sagte: „Der Klimanotstand ist ernst gemeint.“ Der Stadtrat hatte ihn im Juli beschlossen.

Kosten: 20 Millionen Euro

Wie berichtet, hatte der Verein 2015 seine Ausbaupläne für ein zweigeschossiges Nachwuchsleistungszentrum am Franz-Kremer-Stadion präsentiert, weiter westlich sollen drei Kunstrasenplätze und vier Kleinspielfelder für die Öffentlichkeit entstehen. Kosten: rund 20 Millionen Euro. Doch die Plätze liegen auf den Gleueler Wiesen, sie sind ein Denkmal und regionaler Grünzug, also schützenswert. Doch Stadtkonservator Thomas Werner hat keine Bedenken gegen die Pläne.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat am Freitag alternative Standorte ins Spiel gebracht.

Schon von Beginn weg kündigen Umweltschützer Klagen an, wenn der Stadtrat den Bebauungsplan beschließen sollte. Zu Rekers Ankündigung sagt Birgit Blech von der Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle!“: „Das sehen wir von unserer Seite natürlich positiv, aber ich will noch nicht in Jubel ausbrechen. Aber es ist ein Signal, das in die richtige Richtung geht.“

Intiative und FC buhlen um die Stimmen

Die Initiative hatte aufgerufen, sich gegen die FC-Pläne auszusprechen – dazwischen hat der Verein das Gegenteil getan und seine Fans um Hilfe gebeten. Mittlerweile sind laut Stadt schon 2000 Eingaben der Bürger eingegangen, Baudezernent Markus Greitemann war Montag von mehreren Hunderten ausgegangen. Greitemann will wohl 2020 dem Stadtrat den Ausbau empfehlen oder nicht.

Rekers Vorstoß widerspricht ihrem eigenen Kompromissvorschlag von Ende 2016, damals hatte sie zwei statt drei Kunstrasenplätze als Mittelweg genannt – und politisch keine Mehrheit gefunden. Im OB-Wahlkampf 2015 hatten CDU, Grüne und FDP die parteilose Kandidatin unterstützt.

Verkehrs- und Umweltthemen spalten die Politik

Doch gerade bei Verkehrs- und Umweltthemen haben CDU und FDP auf der einen, die Grünen auf der anderen Seite Probleme. Ende 2016 kamen sie im Stadtentwicklungsausschuss nicht zusammen, CDU und FDP trieben die Pläne zur FC-Erweiterung ohne die Grünen voran, die auf Marsdorf verwiesen.

Der Äußere Grüngürtel

Köln hat zwei große Grüngürtel: den Inneren und den Äußeren. Der größere von beiden ist der Äußere. Er misst rund 800 Hektar, umgerechnet rund 1120 Fußballfelder. Die Hälfte davon ist reiner Wald.

Die Idee für den Grünzug hatte der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer, zwischen 1926 und 1929 wurde er angelegt. Der Äußere Grüngürtel erstreckt sich auf der Fläche des ehemaligen Festungsgürtels. Neben Wald weist er Rasen, Freiflächen, Sport- und Spielareale sowie Kleingärten auf. 1953 errichtete der 1.FC Köln an der Berrenrather Straße das Geißbockheim, 2009 entstand ein neuer Verwaltungsbau. Das Gelände firmiert unter dem Namen Rheinenergie-Sportpark, dazu zählen fünf Naturrasenplätze inklusive des 1971 errichteten Franz-Kremer-Stadions sowie zwei Kunstrasenplätze, ein Fußballkäfig und ein Fußballtennisplatz. (mhe)

Ganz nebenbei positioniert sich die OB deutlich zu den Ausbauplänen des FC in Müngersdorf. Der Club hatte zuletzt untersuchen lassen, ob ein Stadionausbau von 50 000 auf bis zu 75 000 Plätze möglich ist. Ergebnis: Ja, aber mit mindestens 215 Millionen Euro wäre das sehr teuer – zumal das Stadion den städtischen Sportstätten gehört. Und der Ausbau wäre mit vielen Problemen behaftet, wegen des Denkmalschutzes und der Ruhestörung. Reker sagte: „In der von dem FC gewünschten Form wird der Ausbau dort voraussichtlich nicht möglich sein.“

Verein will professioneller werden – Trotz Klimanotstand

Doch der Verein will professioneller werden, das gilt auch für die Trainingsbedingungen. Reker sagte zur Alternative Marsdorf: „Dies könnte eine möglich Fläche sein, die die Stadt prüfen könnte, wenn der FC Alternativen prüfen will.“ Zurzeit prüft die OB Unterstützung von CDU und Grünen für eine mögliche erneute Kandidatur bei der Wahl 2020. Reker sagte zu Konflikten: „Man muss auch mit einem Dissens leben können. Aber erst einmal wird geplant.“

Die CDU teilte mit: „Da wir uns mitten in einem formalen Prozess befinden, zur Zeit findet die Offenlage statt, gibt es keinen Anlass unsere Position zu ändern.“ Und Birgitta von Bülow, Fraktionschefin der Grünen, sagte: „Ich finde es richtig von der OB, weil es deutlich macht, dass der ausgerufene Klimanotstand Konsequenzen hat für die Stadt, wenn hier jemand etwas plant.“